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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sein Blick lebhafter wurde, dann verschwand er meist und übernahm das Steuer, um durch das Eis zu manövrieren. Am 60. Breitengrad hörte das normale Fahrwasser auf, wir waren von Eisbrocken umgeben. Nemo aber steuerte weiter südlich, kleinste Lücken geschickt ausnutzend und unbesorgt darüber, dass sich hinter ihm das Treibeis wieder schloss.
    Am 15. März, 8 Uhr, passierten wir die Breite der Südorkney- und Südshetlandinseln, auf denen nach den wütenden Jagden englischer und amerikanischer Walfänger Todesstille anstelle des munteren Robbenlebens früherer Zeiten herrschte. 24 Stunden später lag der Polarkreis hinter uns, geschnitten unter 55° westl. Länge. Wir saßen im Eis und Nemo hielt auf den Südpol zu.
    Ich muss gestehen, dass mir dieser Kurs nicht gegen den Strich ging, ich schaute die ganzen Tage lang und ich genoss, was ich sah, und in mir stieg die Erwartung eines Menschen, der Land betrat, das unbekannt war, der vielleicht als Erster der Erde ihren Südpol berühren würde. Ich sah prachtvolle Moscheen in diesen Eistürmen und niedergebrochene Städte, Erdbebenveduten oder Riesenspielzeug, und all das wechselnd von stechender Klarheit in der Sonnenbestrahlung bis zur Schemenhaftigkeit in den grau machenden Schneestürmen. Diese Landschaft lebte, stürzte ein, verschob sich und gruppierte sich neu, immer wieder die schönsten Seiten zeigend wie ein Diorama.
    Die Fahrt ging noch zwei Tage fort, schiebend, stoßend, sich drängelnd fand die Nautilus ihren Weg. Am 18. März aber kamen wir an die Grenze, wo Blöcke und Felder zu einer unzerteilbaren Eisdecke zusammengewachsen waren: eine unendliche Ebene, auf der sich durcheinandergewürfelte Blöcke erhoben, einige schlanke Berggipfel auch, graue Massen oder blitzende Spiegel, je nach ihrem Stand zur Sonne. Rings um uns alles gefroren, kein Lebenslaut mehr, auch die Töne also vereist. Unsere Fahrt war zu Ende.
    »Und jetzt?«, fragte der Kanadier missmutig. »Was wird Ihr Herr Kapitän jetzt anstellen, Monsieur?«
    »Weiterfahren wahrscheinlich.«
    »Das wäre ein Meisterstück. Über die Eisdecke kommt niemand hinaus.«
    »Ich möchte aber doch gern wissen, was dahinter ist. Eine Mauer ist ein Ding, das die Neugier erhöht.«
    »Aber hören Sie! Was hinter dem Eis ist, weiß doch jeder.«
    »Was?«
    »Eis. Und Eis. Und wieder Eis.«
    So einfach hatte ich mir den Pol keineswegs gedacht. Ned Land hatte in gewisser Weise recht, die Nautilus konnte anscheinend nicht weiter, weder vorwärts noch zurück. Sie war im Begriff, rundum einzufrieren. Ich machte mir darüber Sorgen und war deshalb froh, als der Kapitän an Deck kam, um nach dem Stand der Dinge zu sehen.
    »Na, was meinen Sie, Professor?«, fragte er leutselig.
    Ich ärgerte mich über seine ruhige und heitere Art. Und ich sagte ihm offen meine Meinung: »Wir stecken fest.«
    »Sie meinen damit, es geht weder vorwärts noch zurück? Sie meinen damit, wir sind aufgeschmissen?«
    »Etwa«, sagte ich knapp.
    »Immer der Alte«, lachte er. »Immer der alte, gute Professor. Aus Ihnen wird nie ein Entdecker, Monsieur. Ich habe vor weiterzufahren und ich werde weiterfahren. Ich will nämlich zum Pol, mein Herr, an jenen unbekannten Punkt, an dem alle Meridiane zusammenlaufen.«
    »Zum Pol!«
    »Natürlich. Sie wissen doch, was die Nautilus kann.«
    Ja, allerdings, das wusste ich. Diese Stimme gab mir alles Selbstvertrauen wieder zurück. Dieser Mann konnte, was noch kein Seefahrer vor ihm fertiggebracht hatte.
    »Kennen Sie den Pol schon?«, fragte ich.
    »Nein. Wir werden ihn gemeinsam entdecken. Einverstanden?«
    »Jawohl! Vollkommen, Kapitän. Vorwärts, sprengen Sie die lächerliche Eisdecke! Schießen wir darüber hinweg.«
    »Drüber? Untendrunter durch natürlich.«
    Er war übermenschlich. Er benutzte die natürlichen Eigenschaften der Nautilus für sein Abenteuer und er konnte so vollbringen, was für jeden anderen unausführlich bleiben musste. War der Pol von Festland umgeben, würde er davor haltmachen, lag er im Wasser, konnten wir darüber schwimmen.
    »Da die Eisdecke nicht höher als 100 m über den Meeresspiegel ragt, reichen die Blöcke unter Wasser nicht tiefer als 600 m hinab. Und darunter ist freies Meer. Wir haben dort unten sogar wärmeres Wasser als hier oben. Die einzige Schwierigkeit könnte darin bestehen, dass wir längere Zeit ohne Lufterneuerung auskommen müssten.«
    »Wenn das alles ist«, sagte ich. »Da brauchen wir ja nur die Reservetanks der Nautilus mit Luft zu

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