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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erneuern.«
    »Gleichviel«, sagte der Kanadier und er sagte es dringlich.
    »Also schön: Ein Mensch verbraucht in 24 Stunden den Sauerstoff von 2 400 l Luft. Wievielmal sind 2 400 l Luft im Volumen der Nautilus enthalten? Das ist zu rechnen. Wir kennen das Volumen: 1 500 000 l. Das ist die Luft, die 625 Menschen in 24 Stunden verbrauchen.«
    »625!«
    »Ich glaube allerdings nicht, dass mehr als 60 Leute an Bord sind«, sagte ich beschwichtigend.
    »Auch noch zu viel«, brummte der Kanadier, fuhr sich mit der Hand über die Stirn, wollte etwas sagen, schwieg dann aber und zog sich zurück.
    »Ich fürchte, er wird gemütskrank«, sagte Conseil, als wir beide allein waren. »Sein Kopf ist voll von Dingen, die er nicht haben kann; er lebt von den Bildern seiner Erinnerung, er sehnt sich nach dem Unerreichbaren, er kann nicht, wie er will; er ist kein Gelehrter, sondern voller Tatendurst, die Fische des Meeres lassen sein Blut kalt, er gäbe jetzt alles für Schenkel und Schenken.«
    Selten war hier an Bord Gelegenheit, sich leidenschaftlich zu erhitzen, das stimmte. Und mir wäre seine Gemütsverfassung auch bedenklicher geworden, wenn nicht ebendieser 14. März ein Ereignis gebracht hätte, das ihn erfüllte. Wir gerieten nämlich gegen elf Uhr unter einen Schwarm Wale.
    Der Wal hat in der Geschichte der Erdaufklärung eine große Rolle gespielt. Die Fischer, die ihn verfolgten, achteten die Gefahren fremder Meere gering und sie drangen, während sie ihn jagten, von einer neuen Küste zur anderen. Ein großer Teil der Entdeckungen in den nördlichen und südlichen Meeren der Erdkugel geht auf die Wale als Leitbilder zurück.
    Wir saßen auf der Plattform und genossen die Fahrt, denn der März, der Oktober jener Breiten, hat oft sehr schöne herbstliche Tage. Plötzlich machte Ned Land den schwarzen Rücken eines Wales in 5 sm Entfernung am östlichen Horizont aus.
    »Ach, wäre das eine Lust«, rief er, indem er erregt aufstand, »wenn ich an Bord eines Walfängers wäre! So ein stattliches Tier! So ein glänzender Leib! Tausend Teufel! Warum bin ich an dieses Stück Eisen geschmiedet?«
    »Immer noch Harpuniergedanken?«, sagte ich.
    »Herr, was ein echter Harpunier ist, der denkt immer ans Harpunieren. Kennen Sie eine Jagd, welche Empfindungen stärker aufwühlt?«
    »Sie haben hier unten noch nie harpuniert?«
    »Nein, nur dort oben, in der Beringstraße und den umliegenden Gewässern.«
    »Die Beute hier wäre also völlig neu für Sie!?«
    »Wieso neu? Ich kenne doch Wale!«
    »Ja, aber die Tiere aus dem Nordmeer kommen nicht bis hier herunter.«
    »Das können Sie mir nicht erzählen, Professor. Ich hab im vorigen Jahr bei Grönland einen Wal erlegt, in dem steckte eine Harpune mit dem Stempel eines Walfängers aus der Beringstraße. Wie soll der aus einem Meer im Westen Amerikas in ein Meer östlich von Amerika gekommen sein, wenn nicht ums Kap Hoorn oder das Kap der Guten Hoffnung?«
    »Die Wale sind in bestimmten Meeren heimisch, Meister«, sagte ich. »Und diese Meere verlassen sie nicht. Wenn der Fall stimmt, von dem Sie erzählen, dann bedeutet das nur, dass Sie den Beweis für eine Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik im hohen Norden gefunden haben.«
    »Sehen Sie sich das an!«, schrie der Kanadier. »Der kommt direkt auf mich zu! Er verhöhnt mich! Er weiß, dass ich unfähig bin ihm was zu tun, machtlos …«
    »Die Tiere dieser Breiten sind übrigens kleiner als die aus dem Nordmeer.«
    »Glaub ich gern, denn da oben hab ich Tiere von 45 oder 50 m Länge gesehen.«
    »Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben.«
    »Am Wal ist nichts Übertriebenes. Lassen Sie sich die Erlebnisse von Waljägern erzählen, von Leuten, die mit diesen Tieren ihr Leben lang umgehen. Wale sind nicht nur riesenhaft, sondern auch mächtig gescheit. Manchmal bedecken sie sich mit Algen und Seegras, sodass man sie für eine Insel hält … man lässt sich arglos darauf nieder …«
    »… zündet sein Feuerchen an«, ergänzte ich.
    »… baut sein Häuschen drauf …«, warf Conseil ein.
    »… und dann taucht das Tier unter, Mann und Maus mit in die Tiefe reißend!«
    »Auf flücht’gem Grunde
    ha-ha-habt ihr gebaut.«
    Ich kannte diese Ausgelassenheit an meinem Diener gar nicht. Offensichtlich hatten die Wale auch sein Blut in Wallung gebracht. »Das sind ja mindestens 20!«
    »Wie sie schwimmen! Wie die abhauen!«
    »Andere wieder erzählen, der Wal könne in 14 Tagen um die Erde reisen.«
    »Er tut’s aber

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