Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Und wieder andere, sie hätten schon Wale von 100 m Länge gesehen.«
    »Starkes Stück, finden Sie nicht?«
    »Ja, ich glaub’s auch nicht. So groß wie 100 Elefanten vielleicht.«
    »1820 soll die Essex nach einem Zusammenstoß mit einem Wal gesunken sein. Sie wurde durch den Wal auf 4 m/sec beschleunigt, fasste Wasser und sank sofort.«
    »Mein Boot hat auch mal einen Schwanzflossenschlag bekommen. Da flog ich sechs Meter hoch in die Luft.«
    »Und wie alt können Wale werden?«
    »1000 Jahre. Nimmt man an.«
    »Worauf beruht die Annahme?«
    »Darauf, dass die Wale vor 400 Jahren größer waren. Die geringe Größe der jetzigen führt Buffon darauf zurück, dass sie noch nicht ausgewachsen sind …«
    Aber Ned hörte nicht mehr. Der Kanadier war außer sich geraten; er stampfte vor Lust mit den Füßen auf und machte Bewegungen mit dem rechten Arm, als hätte er seine Harpune schon in der Hand.
    »Warum fragen Sie eigentlich nicht beim Kapitän, ob Sie eine Jagd machen dürfen?«
    Kaum hatte Ned das gehört, da verschwand er schon in der Luke. Nach kurzer Zeit erschien er mit dem Kapitän auf der Plattform.
    Nemo sah sich das schwarzblaue Getümmel in den Wassern um die Nautilus schweigend an. Dann sagte er : »Nein.«
    »Was soll das heißen: Nein?«, fragte Ned Land.
    »Auf diese Tiere wird keine Jagd veranstaltet.«
    »Ich hör wohl nicht recht.«
    »Nur jagen, um zu vernichten? Kommt nicht infrage. Wir brauchen nichts an Bord, was die Wale uns liefern könnten.«
    »Weshalb haben Sie mir denn im Roten Meer die Jagd auf den Dugong erlaubt?«
    »Weil ich Frischfleisch für meine Mannschaft brauchte. Hier hieße die Jagd: Töten um des Tötens willen. Ich weiß, dass der Mensch das Vorrecht dazu in Anspruch nimmt. Aber bei mir gibt’s das nicht. Sie und Ihresgleichen haben bereits die ganze Baffinsbai verödet. Diese Tiere sind harmlos, ja: nützlich und ich lasse nicht zu, dass man sie hier unten ebenso ausrottet wie im Norden. Sie haben mit ihren natürlichen Feinden schon genug Ärger.«
    Es war offensichtlich, dass der Jäger Ned Land und der Kapitän Nemo sich nicht verständigen konnten. Der Kanadier pfiff, die Hände in den Taschen, und der Kapitän wandte sich an mich : »Ich sorge mich nicht grundlos um diese Tiere, Monsieur. Sie werden gleich in schwere Bedrängnis kommen. Können Sie 8 sm unterm Wind die schwärzlichen Punkte erkennen?«
    »Ja.«
    »Das sind Pottwale und sie haben dieser Herde hier voraus, dass sie Zähne besitzen. Ein grausames, schädliches Gezücht, sage ich Ihnen! Manchmal 200 und 300 Tiere in einer Herde. Die auszurotten, ist gerechtfertigt. Und das werden wir auch tun.«
    Der Kanadier drehte sich ruckartig zu ihm herum. »Aber haben wir denn genügend …«
    »Keine Notwendigkeit, dass wir uns hier oben der Gefahr aussetzen. Ich brauche für diesen Kampf keine Harpune, Meister, der Schiffsschnabel der Nautilus tut mir die gleichen Dienste. Kommen Sie mit unter Deck, meine Herren.«
    Ned Land zog verächtlich die Achseln hoch und trollte sich hinunter. Der Vorschlag imponierte ihm offenbar nicht sehr.
    »Sie werden jetzt eine Jagd erleben, von der Sie sich kaum eine Vorstellung machen können«, sagte Nemo, als wir zusammen hinunterstiegen. »Unbarmherzig! Mitleidlos! Wild! Immer drauf auf diese Bestien aus Maul und Zähnen!«
    Maul und Zähne, da hatte er recht. Der Kopf des Pottwals misst 1/3 der Gesamtlänge (bis 25 m), und während dem Wal im Oberkiefer nur Barten hängen, besitzt der Pottwal 25 starke, 20 cm hohe, walzenförmige, zugespitzte, 1 kg schwere Zähne. In den Höhlungen des Oberkopfes befindet sich zentnerweise Walrat, eine sehr gesuchte, vielseitig verwendbare ölige Flüssigkeit. Das ganze Tier ist ausnehmend hässlich anzusehen und auf dem linken Auge fast blind. Der Trupp war jetzt den Walen gefährlich nahe gekommen. Man konnte sich, da die Pottwale es länger unter Wasser aushielten, den Sieg leicht ausrechnen, und wenn wir den Walen zuhilfe kommen wollten, musste es rasch geschehen.
    Die Nautilus tauchte. Meine Gefährten und ich nahmen vor den Fenstern des Salons Platz. Nemo verschwand im Steuergehäuse. Die Maschinen drehten auf, die Schraube schlug schneller und der Schiffsrumpf begann wieder zu dröhnen.
    Der Kampf der Tiere hatte schon begonnen, als wir dazwischenfuhren. Zunächst nahmen die Pottwale überhaupt keine Notiz von uns. Aber schon bald mussten sie den Stößen der Nautilus ausweichen. Ned Land sprang vor den Fenstern auf und ab

Weitere Kostenlose Bücher