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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Gäste mit Wein zu füllen. In einer Stunde sollten die Hochzeitsfeierlichkeiten beginnen.
    Sie betrat Marinas Zimmer, fand ihre Jüngste jämmerlich schluchzend auf dem Bett liegen. Und ihr Brautkleid hatte sie auch noch nicht angezogen! Angela schickte alle, die Marina beim Ankleiden hatten helfen wollen, einschließlich Carlotta, fort, umfasste die Schultern ihrer Tochter. »Bist du krank, Kleines?«, fragte sie liebevoll. »Soll ich das Laudanum holen?«
    »Ich bin nicht krank, Mamá! Ich bin unglücklich!«
    Angela wischte ihr die Tränen ab. »Wo das doch der glücklichste Augenblick deines Lebens sein sollte. Wie kannst du da nur weinen? Sag mir, was dir fehlt, mein Kind.«
    Marina warf sich der Mutter an die Brust. Stockend brach all ihr Kummer aus ihr heraus. Verwundert hörte sich Angela Marinas Beichte an. Sie war in den Americano verliebt? Wann sollten denn die beiden Zeit und Gelegenheit gefunden haben, ihre Gefühle füreinander zu entdecken? »Marina«, sagte sie streng und half ihrer Tochter, sich aufzusetzen, um ihr dann prüfend ins Gesicht zu sehen. »Sag mir die Wahrheit. Warst du mit ihm allein?«
    Marina senkte den Kopf. »Während der Siesta, wenn alle schliefen.«
    »Du warst allein mit einem
Amerikaner

    »Er ist ein hochanständiger Mann, Mamá! Wir haben nichts weiter getan als uns unterhalten. Wunderbare Gespräche waren das!« Derart ungestüm sprudelten die Worte aus ihr heraus, dass Angela völlig perplex war. »Daniel ist kein Händler wie andere Yankees, Mamá, er ist ein Forscher. Er reist um die Welt, entdeckt ungeahnte Wunder und Orte, die niemand kennt. Er malt sie, Mamá, zeichnet sie auf, als Erinnerung an die vielen Menschen, die er kennen lernt. Er hat mir von einem Land erzählt, in dem die Bewohner auf großen Tieren mit Höckern auf dem Rücken reiten, und von einer Region, in der die Leute in Häusern aus Schnee wohnen.«
    »Was für ein Unsinn, Marina.«
    »Nicht doch, Mamá! Das hat er sich nicht ausgedacht, das gibt es wirklich. Und ich möchte mir das alles anschauen. Ich sehne mich danach, China kennen zu lernen und Indien und Boston. Ich möchte Tee trinken und Kaffee, ich möchte Capes tragen und Turbane und um ein Lagerfeuer tanzen und mit einem Schlitten durch den Schnee fahren. Du und ich, wir haben Schnee nur von weitem gesehen, Mamá, auf den Gipfeln der Berge. Daniel dagegen ist darin herumgestiefelt und hat sogar im Schnee geschlafen!«
    Marinas heiße Hände umschlossen die der Mutter. »Daniel hat mir von Häusern erzählt, die so hoch sind, dass sie in den Wolken verschwinden, von Kirchen so groß wie ganze Städte und von Palästen mit Hunderten von Zimmern. Er ist über Straßen gezogen, die zweitausend Jahre alt sind, Mamá, und er hat von einem Fluss gesprochen, der sich Nil nennt und an dem riesige steinerne Löwen stehen, die von mythischen Wesen zu Anbeginn der Zeit dort hingestellt wurden.«
    Angela verstand nicht einmal die Hälfte dessen, von dem ihre Tochter da sprach, aber das tat nichts zur Sache. Was sie überwältigte, waren Marinas leuchtende Augen, die von jugendlicher Begeisterung kündeten und dem brennenden Verlangen, Wissensdurst und Abenteuerlust zu stillen. Ein Leuchten, das Angela weder in ihrem eigenen Spiegelbild noch in den Augen eines ihrer anderen Kinder je entdeckt hatte.
    Und dann dämmerte ihr unversehens, was sich hinter Marinas Worten verbarg: Der Americano wollte Marina mitnehmen! Weit weg! »Was gibt es denn an diesen anderen Orten, was wir nicht haben?«
    »Mamá, wenn du zum Horizont schaust, fragst du dich dann nicht, was dahinter liegt?«
    Unwillkürlich sperrte sich Angela gegen diesen Goodside, der Marina solche Flausen in den Kopf gesetzt hatte. »Jenseits des Horizonts ist nichts«, erwiderte sie schroff. »Es gibt nur ein Hier, diese Welt,
unsere
Welt. Was außerhalb ist, gehört anderen, geht uns nichts an. Hier ist, woran unser Herz hängt und wo unsere Seele sein möchte.«
    »
Deine
Seele, Mamá, nicht meine.«
    Marinas Worte trafen sie wie ein Schlag.
Bin ich denn die Einzige,
schoss es ihr durch den Kopf,
die die Poesie der Bäume vernimmt, wenn der Wind in ihren Zweigen flüstert? Die Einzige, deren Herz dem Schrei des rotschwänzigen Falken über mir antwortet? Die Einzige, die Erdbeben nicht fürchtet und sich sagt, das sei nichts weiter als ein schlafender Riese, der sich auf seinem Lager herumwälzt?
    »Schau, Mamá.« Marina kniete sich hin und zog unter dem Bett eine Schachtel hervor, in der sich

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