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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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verkaufen wollten. Was aber sollte dann aus den Indianern werden? Die meisten hatten ihr Leben lang in den Missionen gelebt und wussten nicht, wie es außerhalb zuging. Andererseits musste Angela zugeben, dass sie über die Indianer so gut wie nichts wusste; sie waren für sie mehr oder weniger Gestalten, die zur Landschaft gehörten – Männer mit Sombreros und Decken, Frauen in langen Röcken und Tüchern. Obwohl noch immer im Land heftige Kämpfe zwischen Californios und Indianern stattfanden. Erst kürzlich hatte man einen Rancho in San Diego überfallen und die Töchter auf Nimmerwiedersehen verschleppt; in Santa Barbara hatte es einen Aufstand der Chumash gegeben, und die Temecula-Indianer waren plündernd durch San Bernardino gezogen.
    Der Padre unterzog das Gesicht jedes Indianers einer genauen Prüfung, also suchte er offenbar nach einem ganz bestimmten.
    Die Augen vor der Sonne schützend, ließ Angela den Blick erst über die Grünflächen wandern, auf denen Männer Unkraut jäteten und Dünger verteilten, dann zu den Korralen und Stallungen, der Molkerei und dem Getreidespeicher, dem Schuppen der Gerberei, dem Waschplatz – überall war man emsig am Arbeiten. Den weißhaarigen Alten an der Olivenpresse, der krummgebeugt den Ochsen unermüdlich im Kreis herum bewegte, derweil der große Stein in der Mitte die Oliven zu Mark und Öl zermalmte, kannte sie nicht. Als er aus dem Schatten in die Sonne trat, sah sie seine markanten indianischen Gesichtszüge.
    Jetzt schaute der Alte auf, erstarrte, als er den Padre bemerkte, und hetzte dann davon.
    Der Priester raffte den Saum seiner Kutte, sodass die mit Sandalen bekleideten nackten Füße zum Vorschein kamen, und hastete dem Mann hinterher, während er lauthals »Stehen bleiben!« brüllte. Sogleich rannten scharenweise Arbeiter, Familienangehörige und Besucher herbei, um in Erfahrung zu bringen, weshalb es der Padre derart eilig hatte.
    Angela gelangte als Erste zum Torbogen vor der
lavandería,
wo der Priester den Indianer gestellt hatte. Der alte Mann hatte sich auf die Knie geworfen und flehte händeringend den Padre an.
    »Bitte, Padre!«, sagte Angela atemlos. »Seien Sie nicht zu streng mit ihm.«
    »Dieser Mann ist getauft und Christ, Señora. Er gehört zur Mission.« Und nachsichtiger: »Sie sind wie Kinder, Señora, sie müssen gezüchtigt werden. Haben Sie Ihre Söhne und Töchter nicht auch bestraft, wenn es angebracht war?«
    »Aber er ist ein alter Mann, Padre, und er hat Angst.«
    Zu ihrer Verblüffung zerrte der Alte jetzt ungestüm an ihrem Rock, bat in einem Mischmasch aus Spanisch und der Sprache seines Volkes um Beistand. Er war unverkennbar verzweifelt.
    »Wäre es nicht möglich, Padre, dass er in sein Dorf zurückkehrt?«
    Traurig schüttelte der Priester den Kopf. »Als der Familie Sepúlveda die Ländereien von San Vicente und Santa Monica zugeteilt wurden, löste sie alles zugunsten von Weideland auf. Dieser Mann hier wurde in den Ruinen eines verlassenen Dorfes am Fuße der Berge auf der Suche nach Nahrung aufgegriffen. Er war nackt, Señora, und am Verhungern. Er wurde zu uns gebracht, damit wir ihm zu essen geben und ihn kleiden und zu Christus hinführen.«
    Angela sah den Priester an. Nein, sagte sie sich, ein böser Mensch ist dieser Padre nicht.
    Und mit Blick auf den Alten dachte sie: Er will doch nichts weiter als frei sein.
    Es lag in ihrer Hand, ihn zu retten. Wenn sie dem Padre sagte, sie wolle den alten Mann hier behalten, würde er Verständnis zeigen. Immerhin war sie die Frau von Juan Navarro.
    Aber da kam bereits Navarro wutentbrannt auf sie zugestiefelt. Er hatte die Situation erfasst und auch die Rolle, die Angela dabei spielte. Er gab dem Padre die Erlaubnis, den alten Indianer mitzunehmen, und bellte die Umstehenden an zu verschwinden. Jetzt, da er mit seiner Frau allein war – Pablo hatte sich zu Marina gesellt und der Americano war taktvoll zu den Ställen zurückgegangen –, packte er Angela am Arm und sagte leise: »
Ich
treffe auf dieser Ranch die Entscheidungen, nicht du. Du hast mich lächerlich gemacht.«
     
    Geräuschlos huschte Marina über den Hof. Ihre schlanke Gestalt warf im Mondlicht einen langen Schatten. Sie tastete sich an den Steinmauern entlang, achtete darauf, auf dem unebenen Boden nicht zu straucheln oder über ein Werkzeug zu stolpern. Auf welche Weise ihr Vater sie bestrafen würde, wenn er herausbekam, was sie vorhatte, wagte sie sich nicht auszumalen. Aber nicht ihr Verstand,

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