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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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in ihr Bett ließ.
    Er konzentrierte sich wieder auf die Zeremonie, die unter einer erbarmungslosen Sonne stattfand. Über dem Ganzen kreisten zwei rotschwänzige Falken. Die neue Plaza war bereits mit Begrenzungspfosten abgesteckt, anhand derer man die darumliegenden Parzellen ablesen konnte. Eine feierliche Prozession, an ihrer Spitze der Gouverneur von Alta California und im Gefolge Indianer von der Mission mit einem riesigen Banner, das die Jungfrau Maria zeigte, hatte bedächtigen Schritts den Platz umrundet, aus einiger Entfernung abwartend beobachtet von den Yang-na-Indianern, denen das Land gehörte.
    »Wir sind hier als Diener Gottes, um Seelen zu retten«, sagte jetzt der Padre aus der Mission. Seelen! dachte Hauptmann Lorenzo zynisch. Dabei sind wir nur hier, weil die Krone befürchtet, dass die Russen noch mehr Wild in Alta California jagen und sich im Norden ansiedeln. Und weil die Briten ein gieriges Auge auf die Küste von California geworfen haben und wir deshalb hier nachdrücklich spanische Präsenz beweisen müssen. Ist es nicht vielmehr unser Auftrag, in kürzester Zeit mit so vielen katholischen spanischen Bürgern wie möglich aufzuwarten, die Heiden zu bekehren und zu ermutigen, sich zu vermehren, weil es, je größer die Anzahl katholischer spanischer Bürger, desto schwieriger für eine andere Nation wird, Anspruch auf dieses Land zu erheben? Hauptmann Lorenzo war vor dreizehn Jahren am Spanischen Hof gewesen, als der spanische Botschafter in Russland berichtet hatte, die Russen planten, das Gebiet um die Monterey Bay zu besetzen. Der spanische König hatte prompt gehandelt.
    Und wir sind das Ergebnis dieses Handelns, stellte Hauptmann Lorenzo fest, derweil der Padre ein Gebet über die neue Plaza sprach. Lorenzo war es egal, ob den Heiden Jesus nahe gebracht wurde oder nicht. Sein Interesse galt Rindern und Pferden. Das gesamte Gebiet, so weit das Auge reichte, stand zur Verfügung. Reich werden konnte man damit …
    Sein Blick fiel auf seine Frau, Doña Luisa, die zusammen mit der Gattin des Gouverneurs und den Ehefrauen der anderen Offiziere im Schatten eines über vier Pfosten gespannten Strohdachs saß. Was für eine schöne Frau, durchschoss es ihn, dazu von einer Seelenstärke, die in diesem wilden Grenzgebiet nötig sein würde. Kreolin wie er selbst, entstammte Luisa einem spanischen Adelsgeschlecht. Das kam in ihrer steifen Haltung zum Ausdruck und in ihrem zurückhaltenden Mienenspiel. Ihre Tränen hob sie sich für zu Hause auf. Wenn sie nur mehr Kinder hätten! Aber Selena war der Mittelpunkt von Luisas Universum gewesen, und jetzt war dieser Mittelpunkt wie eine Kerze erloschen. Was sollte eine hochwohlgeborene Dame hier, wo alle Arbeiten von Indianern verrichtet wurden, anfangen? Nein, für so etwas wie Kochen und Nähen würde Luisa die zarten Hände nicht rühren. Sie sah ihre Aufgabe darin, sich um die Kinder ihres Mannes zu kümmern, sie zu unterrichten und aufs Leben vorzubereiten. Aber es gab keine Kinder, und so, wie die Dingen lagen, würde sich daran nichts ändern.
    Abermals bemühte sich Lorenzo um Konzentration auf die Zeremonie. Anschließend sollte ein Fest zur Erinnerung an die Gründung des Pueblos stattfinden, von dem er sich alsbald zurückzuziehen gedachte, hoffentlich ohne den Gouverneur und die Padres allzu sehr zu verstimmen.
    Auf der anderen Seite der neuen Plaza, auf einem Grundstück, auf dem dereinst aus Lehmziegeln eine Kirche gebaut werden sollte, zollten die Indianer aus der Mission der Zeremonie respektvoll Aufmerksamkeit. Die mit der Jahreszahl gestempelten Blechkreuze, die sie an einem Hanfband um den Hals trugen, hatte man ihnen geschenkt, um sie dafür zu gewinnen, an der neun Meilen langen Prozession teilzunehmen, von der Mission bis dorthin, wo der neue Pueblo entstehen sollte. Auch Teresa hatte, obwohl sie krank war und Ruhe brauchte, gebeten, dabei sein zu dürfen, weil sich hier eine Gelegenheit zur Flucht bot.
    Sie hatte ihre fünfjährige Tochter Angela mitgebracht, so genannt, weil sie die Tochter eines Heiligen und in der Höhle der Ersten Mutter empfangen worden war.
    Teresa dachte immer wieder zärtlich an Bruder Felipe, der vor fast sechs Jahren verschwunden war und, wie gemunkelt wurde, die Knochen des heiligen Franziskus aus der Mission gestohlen hatte. Er sei nach Spanien zurückgekehrt, hieß es allgemein. Er habe sich von Gott abgewandt und würde in der Heimat gesegnete Reliquien verkaufen und das Leben eines reichen Mannes

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