Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Vertreter entsandt. Nicht etwa wegen der Bedeutung des Reliquiars an sich (davon gab es Tausende auf der Welt) oder weil Franziskus ein Heiliger von Rang war. Nein, dahinter steckte Taktik. Junipero Serra war selig gesprochen worden – die Vorstufe zur Heiligsprechung –, aber gegen seine Kanonisierung regte sich heftiger Widerstand: Immer mehr Einzelheiten darüber, wie seinerzeit die Mönche der Mission die Indianer behandelt hatten, kamen ans Licht, und die katholische Kirche sah sich heftiger Kritik ausgesetzt. Dass man die Knochen eines Heiligen in einem indianischen Grab gefunden hatte, warf beträchtliche Fragen auf.
    Obwohl das Reliquiar inzwischen auf dem Weg nach Rom war, hatte es in der Presse so viel Beachtung gefunden, dass sich am Sicherheitszaun von Emerald Hills Schlangen von Schaulustigen bildeten, die alle hofften, einen Blick auf den Ort werfen zu können, an dem man Knochen des heiligen Franziskus gefunden hatte. Gläubige mit kranken Kindern oder Angehörigen im Rollstuhl beteten den Rosenkranz, während sie auf Einlass warteten. Latinos bestanden darauf,
La Primera Madre
gehe auf eine Erscheinung der Jungfrau Maria in der Höhle zurück, was die Medien zu einem Vergleich mit der Höhle in Lourdes veranlasste. Ein Pressefoto mit dem in schützendes Plastik gehüllten Skelett und dem schweren Eisengitter, das jetzt den Zugang zur Höhle verwehrte, vermittelte den Eindruck, es handle sich hier um ein religiöses Geheimnis. Und der Eingang sah auch tatsächlich aus wie ein Ort, an dem Wunder geschehen.
    Als Erica an diesem Morgen die Anhöhe hinuntergefahren war, hatte sie unten, wo die Straße in den Pacific Coast Highway mündete, gesehen, wie Polizisten zwei junge Männer verhaftet hatten, die offenbar eine Straßensperre errichtet und ein Schild angebracht hatten, auf dem es hieß:
Emerald Hills Ausgrabungsstätte – $  5 ,– pro Person.
Sie hatte grinsen müssen. Eins musste man den Angeleños lassen: Sie waren geschäftstüchtig.
    Sie wandte sich wieder dem Geschehen zu, das mit hohen Absätzen oder in Schnürschuhen an ihr vorbeieilte, griff dann in ihre Tasche und holte einen kleinen Stoffbeutel heraus, dessen Inhalt sie sich auf die Handfläche schüttete: ein schlichtes Kruzifix aus Blech mit dem Aufdruck
Anno Domini 1781 .
»Möglicherweise zum Gedenken an ein besonderes Ereignis«, hatte der Priester in der Mission gemeint, als Erica erwähnte, das Kreuz habe sorgsam und liebevoll auf Blüten gebettet in der Erde gelegen. »Etwa eine Geburt«, hatte er noch hinzugefügt.
    Eine Geburt? Wessen Geburt?
    »Sind Sie hier geboren, Dr. Tyler?«
, hatte Jared gefragt, als der Zufall es wollte, dass sie am selben Tisch in der Cafeteria zu sitzen kamen. »Weil Sie so viel für kalifornische Geschichte übrig haben«, hatte er noch rasch angemerkt.
    Nicht nur die Frage hatte sie überrascht, sondern auch, wie aufmerksam er sie beobachtete, und einen Augenblick lang hatte sie sich geschmeichelt gefühlt bei dem Gedanken, er könnte sich für sie interessieren. Dann aber hatte sie sich gesagt: Von wegen freundschaftliches Interesse. Er studiert mich, genauso wie ich ihn studiert habe. Ist das nicht genau das, was Feinde tun? Versuchen, die Stärken und Schwächen des Gegners herauszufinden? Sie hatte wie immer gesagt: »Ich bin aus San Francisco.« So stand es jedenfalls in ihrer Geburtsurkunde. In Wahrheit war alles ein bisschen komplizierter.
    Die freundliche Sozialarbeiterin im Krankenhaus, die da sagte: »Also Erica heißt du? Hast du denn keinen Familiennamen? Also gut, Erica, kannst du mir sagen, ob der Mann, der dich hergebracht hat, dein Daddy ist?«
    Darauf Erica: »Ich glaube nicht.« Sie war zwar erst fünf, merkte aber schon damals, wenn ein Erwachsener verblüfft war.
    »Was meinst du mit ›Ich glaube nicht‹?«
    »Ich habe viele Daddys.«
    Die Sozialarbeiterin, die etwas aufschrieb, und Erica, die fasziniert war von den leuchtend rot lackierten langen Fingernägeln und dem Goldreif, der an der Hand der netten Dame blitzte. »Und die Frau, die mit dir zusammen eingeliefert wurde, war das deine Mutter?« Dann die rasche Berichtigung: »
Ist
das deine Mutter?« Weil sie Erica noch nicht gesagt hatten, dass die Frau auf der Unfallstation gestorben war.
    »Lebt Ihre Familie noch immer in San Francisco?«, hatte Jared weitergefragt.
    »Ich habe keine Familie«, hatte sie erwidert. »Es gibt nur mich.« Nicht unbedingt gelogen, da sie es nicht wusste.
    Später, in einem anderen

Weitere Kostenlose Bücher