2001 - Odysee eines Mutanten
negativ und destruktiv sein müßte? Ein Mutantenschüler mit derart asozialem Charakter müßte Moharion Mawrey sofort auffallen, wie sehr er sich auch zu verstellen versucht."
„Ich muß dieser Sache trotzdem nachgehen. Das ist eine heiße Fährte, Resident, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Ich muß die Genehmigung bekommen, alle Monochrom-Mutanten zu überprüfen.
Moharion Mawrey darf mir ihre Zustimmung nicht verweigern."
Rhodan erkannte, daß es Noviel Residor völlig ernst war. Er war fest entschlossen, die Mutantenschulen zu überprüfen.
„In Ordnung, ich werde mit Moharion reden", versprach Rhodan. „Aber ich erwarte, daß du die Angelegenheit mit größter Diskretion behandelst „Wann redest du mit ihr?" verlangte Noviel Residor zu wissen.
„Sofort", kündigte Rhodan an.
Der TLD-Chef zeigte sich zufrieden und wollte sich gerade zurückziehen, als über sein Armbandgerät eine Nachricht für ihn kam.
„Was gibt's denn, Eike?" schnauzte er das Holo eines jugendlich wirkenden Mannes an, dem lange blonde Haare über die eine Gesichtshälfte fielen. Er war Rhodan nicht bekannt.
„Soeben sind fünf weitere Fälle bekanntgeworden, die sich fast zur gleichen Zeit zutrugen und alle in das MM-Schema passen", berichtete der junge Mann. „Diesmal haben sich die Vorfälle alle im zivilen Bereich zugetragen. Einer endete mit Selbstmord, einer mit Herztod, die drei anderen haben trotz heftiger Herzattacken überlebt."
„Ich komme sofort", sagte Noviel Residor und unterbrach rasch die Verbindung. An Rhodan gewandt sagte er: „Das war Eike Diswett, der Leiter der Sonderkommission, die ich nach dem Attentat auf dich eingerichtet habe. Du hast ihn gehört. Diese Vorfälle häufen sich in beängstigendem Maße. Wir geraten in Zugzwang."
„Steht MM eigentlich für Moharion Mawrey?" fragte Rhodan.
Noviel Residor wirkte leicht betreten, als er antwortete: „Nein, für Mieser Mutant."
„Mir wäre es lieber, ihr würdet einen unverfänglicheren Begriff wählen."
*
George Burnett hatte einen Familientag gewonnen.
Er war als Marketingstratege für die Kosmische Hanse tätig und hatte bei einem internen Leistungswettbewerb in seiner Abteilung den ersten Platz erreicht. Als Belohnung bekam er diesen Familientag an einem Ort seiner Wahl zugesprochen. Seine Frau Liene und sein sechsjähriger Sohn Jeune hatten sich für die irdische Metropole Terrania entschieden.
Sie stellten eine umfangreiche Sightseeing-Tour zusammen, mit Besuchen des Zentralraumhafens, des Atlan Village, des Andromeda-Forums und der Mutantenschule Fellmer Lloyd. Und natürlich nutzten sie die Gelegenheit, die Solare Residenz zu besuchen, das neue Wahrzeichen der Erde.
George überredete seine Frau dazu, daß sie mit dem rundum transparenten Antigravlift den einen Kilometer bis zur unteren Spitze der Stahlorchidee hochfuhren, anstatt eine der Fähren zu nehmen.
Liene wurde bereits in einer Höhe von vierhundert Metern prompt schlecht, aber Jeune war begeistert.
„Ich kann fliegen!" rief er begeistert und machte mit den Armen Flügelbewegungen, so gut er in dieser Enge konnte. Die anderen Fahrgäste äußerten sich wohlwollend darüber, was für ein aufgeweckter Junge der Kleine war.
Oben angekommen, machten sie zuerst einen Rundgang durch das holographische Geschichtsmuseum und nahmen sich vor, später zu einer ausführlichen Führung wiederzukommen. Dann suchten sie das Restaurant Marco Polo auf. Liene war immer noch ein wenig übel, so daß sie keinen Bissen hinunterbringen konnte. Jeune dagegen verschlang sein Kindermenü Chronofossil Hundertsonnenwelt mit wahrem Appetit.
Kaum daß Jeune sein Gedeck verdrückt hatte, wollte er schon wieder auf Entdeckungsreise gehen.
Und so folgten ihm die Eltern zur Aussichtsterrasse, von wo sie einen überwältigenden Überblick über Terrania hatten. Da der Boden völlig transparent war, bekam man den Eindruck, die Luft habe Balken und man könne wie auf Wolken gehen.
Da Liene nicht schwindelfrei war, blieb sie zurück, während George und Jeune scheinbar ins Bodenlose schritten. Sie rief ihnen ängstlich irgend etwas wie „Vorsicht" und „aufpassen" nach, und das machte sogar den Jungen nervös, so daß er zurück zu seiner Mutter wollte.
Aber da schnappte sich der Vater den Jungen mit bösem Lachen und rief: „Du wolltest doch fliegen, Jeune. Dann flieg!"
Er warf den Sechsjährigen kraftvoll in weitem Boden von sich. Liene schrie entsetzt auf; einige andere Besucher, die
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