2001 - Odysee eines Mutanten
unter einem großen Nadelbaum, und Orfan meinte scherzhaft, daß er sich an ihm orientieren könne, falls er sich einmal verlaufe.
Dann führte er ihm die verschiedenen Einrichtungen seines Refugiums vor. Das Wohnzimmer verfügte über ein modernes Trivid-Gerät, über das man jederzeit einen der Betreuer, Lehrer oder Trainer erreichen konnte. Die kleine Küche war vollautomatisch und bot eine breite Menüauswahl, obwohl die Mahlzeiten für gewöhnlich gemeinsam in der Mensa eingenommen wurden.
Doch war es den Schülern freigestellt, diese auch in den „eigenen vier Wänden" einzunehmen, falls ihnen nicht nach Gesellschaft war. Trim hatte selbstverständlich jederzeit Zugriff auf die Syntronik, etwa um sich über die Hausordnung, Stundenpläne und die Geschichte der Schule zu informieren. Was auch immer er zu wissen begehrte, er würde es vom Syntron erfahren. Er hatte sogar die Möglichkeit, sich eine eigene Datenbank einzurichten und sich einen virtuellen Betreuer mit von ihm festgelegten Eigenschaften zu kreieren.
Orfan wies Trim besonders auf die Alarmanlage hin. Sie durfte nie ausgeschaltet werden. Sie diente weniger dazu, vor Eindringlingen zu schützen, als vielmehr dem Zweck, den Status der Hausbewohner zu prüfen: ihren Allgemeinzustand, ihre psychische und ihre physische Beschaffenheit und ihren jeweiligen Para-Schwellenwert.
„Es ist wichtig, daß wir jederzeit über die Verfassung unserer Zöglinge informiert sind." Orfan blickte auf ein Armbandgerät, das er am linken Handgelenk trug. „Das solltest du aber nicht als eine Form der Überwachung sehen. Die Meßgeräte verraten mir, daß du im Moment ziemlich aufgewühlt bist, was nur zu verständlich ist, daß du aber keine erhöhten Psi-Werte hast. Das ist gut so, Trim, denn es zeigt, daß du deine neue Situation positiv aufnimmst."
„Eigentlich wollte ich schon immer nach Terrania", sagte Trim.
„Es wird dir hier gefallen", versicherte Orfan Riltau und sah sich unschlüssig um. „Tja, wenn du keine weiteren Fragen oder spezielle Wünsche hast, überlasse ich dich jetzt dir selbst. Morgen früh bekommst du einen Weckruf, dann mache ich dich mit deinen Mitschülern bekannt."
„Ich komme schon zurecht", sagte Trim. Er war froh, als Orfan Riltau ihm endlich eine gute Nacht wünschte und ging.
Trim war von der Reise nicht müde und war sicher, keinen Schlaf finden zu können. Er war viel zu aufgeregt. Er ging zuerst auf die Terrasse, um die Umgebung zu erkunden. Aber viel zu sehen gab es da nicht, die Hecke versperrte die Sicht auf die Nachbarschaft. Er hörte ein Geräusch und vermeinte, eine Bewegung zwischen den Gebüschen zu sehen. Aber dann wurde es wieder still.
Von seiner Terrasse hatte er einen herrlichen Ausblick auf die Solare Residenz, die wie eine strahlende, glitzernde Orchidee über der Metropole schwebte. Er schätzte die Entfernung auf etwa dreißig Kilometer. Der Großraumhafen lag etwas südlicher davon. Vom Raumhafen selbst konnte er zwar nichts sehen, aber er sah dafür die Raumschiffe, die in kurzen Abständen lautlos in den Himmel stiegen oder sich aus diesem herabsenkten und hinter den Bäumen verschwanden. Er wartete jedoch vergeblich darauf, eines der neuen Raumschiffe der ENTDECKER-Klasse starten oder landen zu sehen.
Trim ging wieder ins Haus und setzte sich an das Terminal. Er schaltete es ein, um sich mit den verschiedenen Funktionen vertraut zu machen. Kaum war der Projektionswürfel aktiviert, erschien eine gesichts- und geschlechtslose holographische Gestalt und begrüßte ihn mit wesenloser Stimme.
„Hallo, ich bin dein Freund und Berater. Du kannst mir einen Namen und jedes von dir gewünschte Aussehen geben, mich ganz nach deinem Willen formen. Willst du das jetzt tun?"
Da der Junge ohnehin noch keinen Schlaf finden würde, machte er sich daran, einen persönlichen Cyber-Freund zu entwerfen. Er feilte endlos lange am Aussehen, der Stimme und dem Bewegungsablauf von Armen und Beinen herum und wandte noch einmal soviel Zeit für das Gesicht und dessen Mimik auf.
Trim wußte nicht mehr, wie viele Stunden er an seinem Werk gearbeitet hatte, bis er endlich zufrieden war. Er speicherte das Mädchen mit dem flammend roten Haar - wobei er nicht sicher sein konnte, den richtigen Farbton erwischt zu haben - und den Sommersprossen im Gesicht ab.
„Du sollst Rosiette heißen, aber ich werde dich einfach Rosa nennen", sagte er.
„Rosiette gefällt mir, das ist ein schöner Name", sagte die so lebensechte
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