2001 - Odysee eines Mutanten
Bericht über die Verdummung verfaßte, die - wie jedem Kind bekannt - zur Zeit des Schwarms akut war. Linus setzte sogar noch einen drauf, indem er die damals verwendeten GrIko-Netze als PsIso-Netze bezeichnete.
„Ich schätze, ich verordne dir zum Thema Larenkrise eine Sitzung unter dem Hypnoschuler, Linus", sagte Ephe ergeben und schickte eine entsprechende Notiz an den Zentralsyntron.
„Au fein!" rief Linus erfreut aus.
Nachdem der Geschichtslehrer gegangen war, löschte Startac Schroeder den Vermerk einfach aus dem Speicher.
„Warum tust du das, Star?" fragte ihn Trim, als die anderen es nicht hören konnten.
„Weil Hypnoschulung Linus schaden und seine Para-Gabe abtöten könnte."
Von den anderen Lehrern war der Physiklehrer Lernet Pranka erwähnenswert. Er war um die Hundert, groß und schlank und trug unter seiner hohen Stirn eine strenge Miene zur Schau. So autoritär und unerbittlich, wie er wirkte, war er auch. Er hatte einst als Student unzählige Semester Hyperphysik absolviert, ohne je einen Abschluß zu schaffen, wie die Schüler munkelten.
„Ich trage kein PsIso-Netz", pflegte er zur Einleitung zu verkünden, während er herausfordernd in die Runde sah. „Ich bin euch darum schutzlos ausgeliefert. Ihr könntet eure Fähigkeiten also nach Belieben an mir austoben. Nur zu, traut euch nur!"
Das aber hatte bisher, aus Furcht vor den unterschwellig angedrohten Folgen, keiner der Mutanten gewagt. Man erzählte sich über ihn, daß er ein verschworener Mutantengegner sei und diesen Job nur ausübe, um Material gegen die Monochrom-Mutanten zu sammeln. Trim wollte von Startac wissen, warum man ihn dann trotzdem beschäftige, und der antwortete lapidar, daß „Marion", wie die Ministerin heimlich genannt wurde, froh war, überhaupt Lehrkräfte zu finden, die Mutanten unterrichten wollten.
Unter diesem Aspekt waren wohl die Lehrer Hingens, Semperon und Chittaan verpflichtet worden, die ihre Arbeit lustlos verrichteten und denen es egal zu sein schien, was sie den Mutanten auf den Lebensweg mitgaben.
Wenn etwas von der Tätigkeit der drei Letztgenannten hervorzuheben war, dann Hingens Unterricht über Farbenlehre. Er war dafür völlig ungeeignet, den Monochrom-Mutanten farbliches Sehen begreiflich zu machen. Trim erinnerte sich daran, daß dies seine Mutter Elara viel besser gekonnt hatte; darum hatte er den anderen auch einiges voraus. Dennoch lernte er etwas Neues, nämlich daß Hologramme Farbenblinden völlig andere Grautöne vermittelten als natürliche Farben. Das lag, so, wie es Trim verstand, an dem kohärenten Licht, aus dem sie sich zusammensetzten. Und ihm wurde siedend heiß bewußt, daß er seiner Cyber-Freundin Rosa magentafarbenes Haar verpaßt hatte. Das änderte er nach dieser Unterrichtsstunde natürlich sofort.
Das eigentliche Mutantentraining fand gut hundert Kilometer vom Stadtrand Terranias in einem unbewohnten Sperrgebiet der Wüste Gobi statt. Dorthin gelangten die Schüler per Transmitter. Hier gab es künstlich errichtete, auf antik getrimmte Ruinen, scheinbar ausweglose Labyrinthe, alle möglichen seltsamen Einrichtungen, die oftmals an altertümliche Sportgeräte errinerten und einem den Schweiß aus allen Poren trieben konnten, wenn man paramental nicht topfit war. Hier hatten - wie es hieß - schon vor fast dreitausend Jahren die ersten terranischen Mutanten unter dem Kommando von Reginald Bull trainiert.
Trim waren diese Übungen verhaßt. Denn er sollte vor den Augen - und unter den Schmähungen - der Mitschüler versuchen, Steine kraft seines Geistes zu heben, durch Materie hindurchzusehen, Emotionsquellen ausfindig zu machen, Orfan Riltaus oder Stars Gedanken zu lesen und ihre Emotionen auszuloten und andere unlösbare Aufgaben zu erledigen. Das war jedesmal ein Spießrutenlaufen für ihn.
Orfan blieb unerbittlich. „Wir werden dein Talent schon noch aus dir herauskitzeln", versprach er lachend. „Ein Mutant mit deinen Psi-Werten! Wäre doch gelacht, wenn wir dich nicht puschen könnten! „Und Startac Schroeder schlug in dieselbe Kerbe, wenn er ihm vertraulich zuflüsterte: „Wer über Entfernungen von mehr als tausend Lichtjahren espern und hautnah erleben kann, der ist ein Supermutant."
Nur half solcher Zuspruch Trim nicht, tatsächlich eine Leistung zu erbringen. Aber seit er in seinen Träumen immer wieder telekinetische Höchstleistungen vollbringen konnte, war er zuversichtlicher, daß etwas in ihm steckte.
Vier Wochen nach seinem Eintreffen in
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