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2005 - Gestrandet in der Nacht

Titel: 2005 - Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entsprachen. Da der 944.76741.86. Segaf gerade erst begonnen hatte, errechnete sich für die SOL eine verbleibende Frist von 28 Tagen und 18 Stunden. Bis dahin mußten wir Auroch Maxo - 55 gefunden und den Kym-Jorier geborgen haben.
    Ich hatte keine Ahnung, wie wir das anstellen sollten, und das sagte ich Crom Harkanvolter auch. „Da kann ich dich beruhigen", meinte er zu unser aller Überraschung. „Euer Raumschiff kann die NACHT durch die Stromschnelle jederzeit verlassen."
    Die Stromschnelle war offenbar eine Art Einflugkanal durch diesen seltsamen Kosmos, der an den PULS erinnerte und hier die NACHT genannt wurde.
    Damit gab es eine gewisse Hoffnung für uns - und für die Menschheit, deren Schicksal laut Aussage ES' in unserer Hand lag. „Ich hatte gewisse Schwierigkeiten zu überwinden", gab Crom Harkanvolter unumwunden zu, obwohl er einen derartigen Hinweis gar nicht nötig gehabt hätte. Für mich war es ein Beweis seiner Stärke, daß er es erwähnte. „Ein Ungehorsamer hatte sich gegen mich erhoben. Er hat versucht, vorzeitig mein Nachfolger zu werden. Ich habe ihn vor Gericht gestellt."
    Gericht!
    Siedendheiß fiel mir ein, daß ich vor dem Bordgericht erwartet wurde. Zwei Frauen hatten Tonko Kerzner wegen sexueller Belästigung angeklagt. Selten hatte ich von so törichten Vorwürfen gehört. Wir hatten wahrhaftig andere Probleme, die es zu lösen galt. Da jedoch eine Anzeige vorlag, mußte sich das Bordgericht darum kümmern.
    Ich verließ die Zentrale und wechselte in einen Raum in der Nähe über. Don Kerk´radian als Vertreter der Schiffsführung, Major Ruud Servenking als Vertreter der Offiziere und Marja Savenhang als Vertreterin der Mannschaften waren bereits anwesend.
    Ich nickte Tonko Kerzner zu und setzte mich.
    Die Laborantin Muriel Garrash und die Biologin Jesschik Phiaon kannte ich nicht. Ich war ihnen nie begegnet. Sie hatten auf der Bank der Ankläger Platz genommen.
    Tonko Kerzner stand nahe bei ihnen an der Wand. Er aß ein Stück Marzipan. Auf mich machte er einen absolut ruhigen Eindruck. Er bot das Bild eines Mannes, der weiß, daß die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen gegenstandslos sind. „Bringen wir es hinter uns", sagte ich. „Je schneller, desto besser. Was genau wird Tonko Kerzner vorgeworfen?"
    „Er hat unsere Bewußtlosigkeit ausgenutzt, um uns in unangemessener Weise zu berühren", antwortete Muriel Garrash. „Das steht alles in der Anklageschrift. Er hat unsere Würde verletzt."
    Während ich noch überlegte, was ich darauf antworten sollte, trat etwas ein, womit keiner von uns gerechnet hatte. SENECA meldete sich! „Das wüßte ich aber!" sagte die Biotronik. Gleichzeitig baute sich mitten im Raum ein Holo-Würfel vor uns auf, und wir alle konnten die Szene verfolgen, in der Tonko Kerzner die beiden jungen Frauen vor dem sicheren Tod gerettet hatte.
    Danach war die Gerichtsverhandlung zu Ende. Muriel Garrash und Jesschik Phiaon entschuldigten sich bei dem Ertruser.
    Ich hörte kaum hin. Ein Gefühl größten Unbehagens beschlich mich.
    Eigentlich besaß SENECA die Möglichkeit, mittels eines Zentralen-Intern-Checks, kurz ZIC genannt, alle Räumlichkeiten in der SOL einzusehen und zu überwachen. Das System war aber massiv reduziert worden. Trotzdem informierte sich die Biopositronik darüber hinaus mit Hilfe von mobilen Robotern.
    Doch das war ihr offenbar nicht genug. Es gab auch an anderen Stellen der SOL Kameras, von denen wir noch nichts erfahren hatten.
    Während die anderen den Raum verließen, blieb ich sitzen. Ich fragte mich, ob und wie weit SENECA das Informationsnetz ausbaute oder schon ausgebaut hatte. Niemand wollte eine Rückkehr zum System des Großen Bruders, das es in früheren Zeiten in der SOL gegeben hatte. Ich wußte aber auch nicht, welche Hinterlassenschaften sich noch an Bord des ehemaligen Generationenraumschiffs verbargen.
    Die Biopositronik schien meine Gedanken erfaßt zu haben, „Es war wirklich purer Zufall, daß sich an dieser Stelle eine Kamera befand", behauptete sie. „Ansonsten gibt es kaum noch welche. Ich verlasse mich lieber auf das Netz mobiler Roboter. Der ZIC ist massiv zurückgeschraubt worden."
    Ich erhob mich, und ich fühlte mich ein wenig besser. Ich glaubte SENECA. Ein Netz mobiler Informationsroboter hatte erhebliche Vorteile gegenüber stationären Kameras. Immerhin. Es war unübersehbar, daß sich auch SENECA mehr und mehr erholte.
     
    ENDE

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