2006 - Cugarittmos Gesichter
Batterie, die seinen Körper mit Elektrizität versorgte.
Und der Pux vermittelte ihm den Eindruck, daß er dem Blauen nun schon ganz nahe gekommen war, bis auf etwa vierzig Schritt. Cugarittmos fleischiges Gesicht wirkte angespannt. Muskelstränge zeichneten sich über den ausladenden Kiefern ab, die Augen zogen sich zusammen, bildeten tief in den Höhlen kleine wachsame Punkte.
Aber etwas stimmte an dem Ionenfeld da vorne nicht. Er konnte nicht genau sagen, was es war, das ihn mißtrauisch machte. Das mochte an der Gleichförmigkeit der Aura liegen, an ihrer Sterilität.
Nur besaß Cugarittmo keine Erfahrungswerte, um sich ein exakteres Urteil bilden zu können.
Auf jeden Fall war sein Mißtrauen geweckt, und er wurde vorsichtiger. Seine Blicke durchforschten das Terrain, konnten jedoch nichts Verdächtiges entdecken.
Nun wuchs auch seine Erregung, denn er hatte die Quelle des verhaßten „Miefes" beinahe erreicht.
Und als er um einen Mauerrest bog, da stand er vor dem blauen Blond.
Es war völlig nackt und kauerte zitternd an der Mauer.
Was für ein zierliches, zerbrechliches Geschöpf das blaue Blond doch ist, dachte Cugarittmo. Ein schmächtiger Humanoide mit dünnen Armen und schmalen, feinnervigen Händen. Diese Hände waren übereinandergefaltet und an die Brust gepreßt, als wollten sie auf diese Weise sein Leben behüten.
Die großen wasserhellen Augen in dem glatten Kindergesicht blickten ängstlich, wie um Erbarmen flehend, zu Cugarittmo empor. Das goldene Haar, das das Gesicht wie ein Bild der Unschuld umrahmte, bildete einen ästhetischen Kontrast zum Blau der Haut.
Bei den meisten anderen Wesen, das wußte Cugarittmo aus Erzählungen, erweckte der Anblick des unschuldsvollen Blauen Anteilnahme und Barmherzigkeit. In Wesen, die zur Mildtätigkeit neigten, löste der Anblick eines Blauen Beschützerinstinkte aus.
Nicht so bei Cugarittmo. Das war sein Feindbild! Der Anblick verursachte bei ihm einen Aggressionsschub. In seinem Körper liefen Prozesse an, die einem motorischen Reflex gleichkamen. Was dann geschah, lief in Sekundenschnelle ab.
Der Krieger bäumte sich gerade mit einem Kriegsschrei auf und holte mit dem Molekülbrenner zum tödlichen Hieb aus. Da erklang hinter ihm das Fauchen einer Strahlensalve. Die Umgebung wurde in flackerndes, grelles Licht getaucht und ließ die Ruinen zitternde Schatten werfen. Das blaue Blond, das da in scheinbarer Erwartung des unabwendbaren Todes vor ihm gekauert hatte, löste sich in Nichts auf.
Cugarittmo wirbelte in Todesahnung herum und sah einen anderen Mun-Krieger, der mit dem Impulsstrahler die Mulde eines Schutthaufens befeuerte. Endlich schwieg die Waffe des Mun-Kriegers, und aus dem verblassenden Feuerball schälte sich ein verkohltes Etwas. Es handelte sich um einen völlig deformierten Schutzanzug. Als der unbekannte Mun-Krieger einige Male mit dem Fuß dagegen trat, zerbröckelte der Schutzanzug. Darunter kam ein blauer, kindhafter und zerbrechlich wirkender Körper mit blondem Haar zum Vorschein. „Das blaue Blond gehört dir", sagte der unbekannte Krieger zu Cugarittmo. Er wirkte verschmutzt und heruntergekommen, sein Anzug zeigte die Spuren unzähliger Kämpfe und wies etliche dunkle Flecken auf.
Getrocknetes blaues Blut?
Cugarittmo konnte nicht an sich halten. Er stürzte sich auf den Blauen, der ihm beinahe das Leben genommen hatte, und schlachtete ihn.
Als das Werk getan war und Cugarittmo sich wieder beruhigt hatte, blickte er sich nach dem unbekannten Krieger um. Er sah ihn sich lässigen Schritts entfernen. „Wer bist du?" rief Cugarittmo ihm nach, um sich bei ihm für die erwiesene Gunst zu bedanken.
Doch der andere ignorierte ihn einfach.
Cugarittmo wandte sich an eine Gruppe von Soldaten, die in der Nähe lagerten. Er deutete dem entschwindenden Krieger nach und erkundigte sich bei ihnen nach dessen Identität, freilich ohne große Hoffnung, daß sie ihm Auskunft geben könnten.
Doch die Soldaten lachten nur, als würde sie die Ahnungslosigkeit Cugarittmos amüsieren. Einer von ihnen ließ sich jedoch dazu herab, ihm zu antworten. „Das ist Rezzaga", sagte er schlicht.
Dies war Cugarittmos einzige Begegnung mit dem zur Legende gewordenen mundänischen Heroen.
Aber er sollte in seiner Kriegerlaufbahn noch viel von ihm hören ...
Für Cugarittmo gab es auf diesem Planeten noch einige Tage des Tötens, in denen er oftmals das blaue Blond aus dieser Welt verabschieden durfte.
Dem Einsatz auf Cluxavven folgten weitere,
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