2006 - Cugarittmos Gesichter
Die Solaner hatten alle ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, um sich der Mundänen zu erwehren oder ihnen entfliehen zu können.
Aber gegen diese Übermacht gab es keine Gegenwehr. Die Möglichkeit zur Flucht war ihnen ebenfalls verwehrt worden. Es gab nur noch eines zu tun, um wenigstens das Leben der über 6.000 Besatzungsmitglieder zu retten. „Ich fürchte, uns bleibt nur noch die Kapitulation", stellte Atlan zerknirscht fest. „Wo bleibt dein Kampfgeist, Arkonide?" fragte Ronald Tekener. „Die Mundänen sind wahre Menschenfresser. Willst du von ihnen gesotten, gebraten und gefressen werden?"
„Wir werden auch bei lebendigem Leib geschmort, wenn wir die SOL zu halten versuchen", blieb Atlan humorlos. „Nur wenn wir diese Situation lebend überstehen, haben wir noch eine geringe Chance, unsere Mission zu erfüllen. Wir müssen um jeden Preis überleben, um der Menschheit eine Zukunft zu geben."
Ronald Tekener hatte sich nicht wirklich absolut gegen eine Kapitulation ausgesprochen; ihm behagte es nur nicht, in mundänische Gefangenschaft zu gehen.
Aber er sah ein, daß es keinen anderen Ausweg mehr gab.
Atlan begab sich in die Funkzentrale und sprach den Text für die bedingungslose Kapitulation der SOL. Diesen ließ er in Frendo-Prom als Hyperkom von Vien Zakata auf der Frequenz der Galaktischen Krone, die Crom Harkanvolter an SENECA übertragen hatte, senden und pausenlos wiederholen. Gleichzeitig befahl er Roman Muel-Chen, die Fahrt der SOL zu stoppen und Don Kerk´radian, das Feuer einzustellen.
Aber das führte zu keinem Erfolg. Entweder ignorierten die Mundänen die Kapitulation, oder sie hatten sie nicht einmal empfangen. Auch als die SOL ihre Fahrt abbrach, nur noch im freien Fall dahintrieb und gleichzeitig das Abwehrfeuer einstellte, anerkannten die Mundänen dies nicht als Zeichen des gebrochenen Widerstandes, sondern setzten ihre Angriffe unvermindert fort. „Schutzschirme desaktivieren!" befahlt Atlan schließlich. „Bist du total übergeschnappt, Arkonide?" fragte Ronald Tekener entsetzt. „Das wäre unser Ende."
„Schutzschirme desaktivieren", wiederholte Atlan. Er bedachte Ronald Tekener mit einem Blick, der Hilflosigkeit und Wut zugleich ausdrückte. „Vielleicht appelliere ich damit an die Kriegerehre der Mundänen, die es ihnen verbietet, einen wehrlosen Gegner zu meucheln."
Die Paratron- und HÜ-Schirme der SOL erloschen - und fast im selben Moment erstarb das Salvengewitter der Mundänen. „Einen so hohen Einsatz mit derart schlechten Karten hätte nicht einmal ich gewagt", sagte Ronald Tekener und atmete auf.
7.
„Wir akzeptieren die Kapitulation", sagte eine dunkle Stimme, die weder erschreckend noch unsympathisch klang, in akzentfreiem Frendo-Prom.
Der Sprecher war nicht zu sehen, Atlan war sich aber bewußt, daß der andere sein Bild empfangen konnte.
Der Mundäne fuhr ohne besondere Betonung fort: „Ein Enterkommando wird an Bord eures Schiffes kommen. Eure Mannschaft hat sich diesem zu unterwerfen und ihm Zugang in alle Bereiche zu gewähren. Alle Waffen sind abzulegen. Wer Widerstand leistet, wird getötet. Mun-3 Cugarittmo hat gesprochen."
Damit war die Verbindung beendet. Atlan wandte sich über die Rundrufanlage an die Mannschaft, „Ihr habt es gehört, daß die Mundänen keinen Pardon kennen", verkündete er. „Ich erwarte, daß sich alle an die Bedingungen halten, ihre Waffen ablegen und keinen Widerstand leisten. Unsere einzige Chance besteht darin, uns mit den Mundänen gütlich zu einigen."
Von Bord der SOL war zu beobachten, wie sich von allen in Sichtweite gelegenen schwarzen Sternzylindern winzige Punkte lösten und auf das Hantelschiff zuflogen. Sie entpuppten sich als gedrungene humanoide Gestalten in schwarzen körpergerechten Anzügen mit Klarsichthelmen. Auf ihren Rücken trugen sie flache, breite Tornister, die breiten Schultern hatten Aufsätze mit technischem Gerät.
Sie trugen entweder überkreuzte Brust- oder Hüftgürtel, die weiteres technisches Gerät oder auch primitiv anmutende Waffen beherbergten. Diese ähnelten Streitäxten, Stachelkeulen, Schwertern und Lanzen; die Mundänen waren vollbepackt damit. In ihren Händen aber hielten sie schwere klobige Strahler, die vom Kaliber an die Kombistrahler von Ertrusern erinnerten.
Als die ersten paar hundert die Hülle der SOL erreichten, schwärmten sie aus, auf der Suche nach Zugängen. An jeder Luftschleuse und jedem Schott, das sie entdeckten, postierten sich mehrere Mann mit
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