2008 - Blockade um SOL
ein Gesicht? Du zweifelst?"
„Ich bin mir unschlüssig, Kleiner." Rhodan fuhr sich durch die dunkelblonden Haarsträhnen. „Die arkonidische Hierarchie und der militärische Drill sprechen gegen einen Alleingang des Keon´Athors. Der TLD steckt auch nicht dahinter. Wer dann? Die Akonen oder die Blues? Die Galactic Guardians? Oder gar die arkonidische Tu-Ra-Cel? Wie ich es drehe und wende, meine Gedanken führen immer wieder zu Morkhero Seelenquell zurück. Wenn er sich im Orion-Delta-System aufgehalten hat ..."
„Dann erst nach unserer Abreise, das ist doch klar wie Möhren-Kloßbrühe. Ich komme übrigens direkt von Residor. Er hat weitere dreitausend Agenten auf unser gemeinsames Problem angesetzt.
Bisher ohne Erfolg."
Rhodan nickte düster. Daß es nicht einfach sein würde, hatten sie von Anfang an gewußt. Durch die Abschottung des Solsystems wurde die Aufgabe nicht leichter.
Bostich I. würde mit aller Gewalt versuchen, Bulls Wissen über die Aagenfelt-Barriere aus diesem herauszuholen. „Da kommt gerade eine Nachricht aus Terrania herein", erklang wieder Lauter Broch'ts Stimme. „Maurenzi Curtiz will dich persönlich sprechen. Er sagt, es sei dringend."
Rhodan hatte bereits damit gerechnet. „Pearl, eine Direktverbindung in die Solare Residenz."
Sekunden später trat er zusammen mit Gucky in das Entstofflichungsfeld und verschwand.
Maurenzi Curtiz maß 1,90 Meter. Seine schmale Statur betonte die Größe. Mit seinem weißen Haar wirkte er von weitem wie ein Arkonide. Allerdings besaß er statt roter Albinoaugen wasserblaue.
Der weiße Bart beseitigte auch den letzten Zweifel, daß er kein Arkonide war - Bärte waren seit einigen Dutzend Jahren im Kristallimperium völlig unmodern.
Curtiz' Stimme klang dunkel und voluminös, Gesten verwendete er spärlich wie alle bescheidenen Menschen.
Für die Bürger der LFT verkörperte er mit seinen 99 Jahren so etwas wie eine Vaterfigur, der sie vertrauten. Das mochte einer der Hauptgründe sein, warum die meisten den diplomatisch geschickten Mann und ehemaligen LFT-Botschafter auf Gatas gleich im ersten Anlauf zum Ersten Terraner gewählt hatten. „Mir liegen bereits über sechshundert Beschwerden vor", empfing Curtiz seine Besucher. Seine Haare standen völlig ungewohnt nach allen Seiten vom Kopf ab. „Wir sind drauf und dran, es uns mit allen wichtigen Handelswelten dieser Galaxis zu verscherzen. Die inneren Orbitalschalen von Erde, Venus und dem Saturnmond Titan sind von abflugbereiten Schiffen so dicht, daß bald kein Sonnenlicht mehr auf die Oberflächen der drei Himmelskörper fällt."
Natürlich übertrieb er; gelegentlich neigte er zu dieser Art Humor. „Zigtausend Schiffe warten jenseits der Saturn-Bahn darauf, endlich die Startfreigabe zu erhalten", fuhr Curtiz fort. „Was soll ich ihnen sagen?"
„Daß sie warten müssen", sagte Rhodan hart und handelte sich einen schiefen Blick von Gucky ein. „Das ist bei einer Blockade nun mal so. Und darüber haben wir schon diskutiert, als wir die Aagenfelt-Barrieren geplant haben."
„Du willst mich nicht verstehen, Perry. Das Problem ist jetzt akut. Unsere Wirtschaft hält das keine Woche durch. Die Pleiten kleiner und mittlerer Unternehmen sind unabwendbar. Wie soll ich das unseren Bürgern beibringen?"
In Rhodans Gesicht zuckte kein einziger Muskel. Aber seine Augen blitzten. Er legte dem Ersten Terraner eine Hand auf die Schulter. „Maurenzi, wir hatten schon einmal eine ähnliche Situation. Damals steckte die Erde monatelang im Grauen Korridor der Kosmokratin Vishna. Laut Homer G. Adams war die Kosmische Hanse rechnerisch bereits bankrott. Dennoch hat sie es ohne große Blessuren überstanden."
Curtiz setzte zu einer Antwort an, und Rhodan wußte genau, was er sagen wollte. Daß damals andere Zeiten gewesen waren. Daß das Tempo des Güteraustauschs lange nicht so hoch gewesen war und zudem 85 Prozent des Handels über Olymp gelaufen waren. Olymp hatte als Puffer gedient und den Zusammenbruch der Kosmischen Hanse verhindert. „Es hat keinen Sinn, es dir vor Augen zu halten." Der Erste Terraner seufzte. „Von unserer Seite haben wir alles getan, damit der Schaden so gering wie möglich ausfällt. Bewachte Relais außerhalb des Solsystems fangen alle Orders und Transfers ab, damit wenigstens auf der buchungstechnischen Seite kein Stau entsteht. Es gehen also keine Zinsen verloren. Eineinhalb Tage klappt das. Dann reagieren die ersten Handelspartner. Sie stornieren Bestellungen von Waren,
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