2008 - komplett
Verschwendung“, beharrte er.
„Reine Verschwendung von was, Mylord?“
„Von viel Hitze und Feuer.“ Er streckte seine Hand nach ihr aus. „Kommt her.“
Auch wenn ihr Körper sich nach ihm verzehrte und sie sich am liebsten in seine Arme geworfen hätte, zwang sich Joan, ihren Blick auf diese verlockende Hand zu richten, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. „Ich habe meine Lektionen gut gelernt.“
„Ich kann Euch noch Weiteres lehren.“
Sie musste schlucken. „Ich leugne nicht, dass Ihr eine gewisse Wirkung auf mich habt, Lord Edmund, aber zwei Frauen aus Woldingham, die gleichzeitig von zwei de Graves ein Kind erwarten, werden der angespannten Situation kaum dienlich sein.“
„Es wird nicht dazu kommen, dass Ihr ein Kind von mir erwartet.“
„Das behaupten viele Männer.“
Wieder blitzte Verärgerung in seinen Augen auf, weil sie an seiner Ehre zweifelte.
Dabei tat sie das gar nicht, obwohl sie in dieser Beziehung sonst keinem Mann traute. „Schwört es mir“, verlangte sie von ihm.
In eisigem Tonfall entgegnete er: „Ich schwöre bei meiner unsterblichen Seele, Joan of Hawes, dass Ihr nach dieser Nacht von mir kein Kind erwarten werdet.“
„Gut.“ Dennoch seufzte sie, da sie sich durch diesen Schwur selbst darum gebracht hatte, dass es überhaupt erst so weit kam. Doch dann hielt er ihr abermals seine Hand hin, und ihr Puls begann vor Nervosität zu rasen. „Das ist wohl kaum der richtige Moment ...“
„Das ist vielleicht der einzige Moment. Die Fehde hat inzwischen vermutlich die Fronten noch mehr verhärtet. Würden Eure toleranten Eltern einer Heirat zwischen uns zustimmen und dabei in Kauf nehmen, dass sie Lord Henry vor den Kopf stoßen?“
„Heirat? Ihr erwartet doch nicht, dass ich auf einen solchen üblen Trick hereinfalle und ...“
„Joan!“
Sie schlug die Hand vor den Mund. „Oh, verzeiht. Ich wollte damit nicht sagen ...
aber ...“ – sie wagte kaum, es in Worte zu fassen –, „... soll das heißen, Ihr könntet mich heiraten wollen? Wieso?“
Schließlich bekam er ihre Hand zu fassen und zog Joan an sich. „Arme Joan. Hat man Euch so wenig zu schätzen gewusst?“
„N... nein, nein. Es gab Männer, die mir Beachtung schenkten, aber keinen von ihnen fand ich interessant. Doch Ihr ...“
Seine Grübchen blitzten kurz auf. „Ehrfurcht vor dem großen Edmund de Graves? Ich dachte, das wüsstet Ihr inzwischen besser.“
„Ich habe über Euch nur Gutes erfahren.“ Sie wurde gegen seine breite, warme Brust gedrückt.
„Ihr betrachtet meine Fehler als Tugenden. Was kann sich ein Mann mehr wünschen?“ Eine Hand glitt unter ihre Zöpfe und legte sich heiß in ihren Nacken. „Ich mag Euch, Joan, wie ich noch keine Frau zuvor gemocht habe. Ich mag Euren Mut und Eure Besonnenheit. Jetzt, da ich mich daran gewöhnt habe, mag ich sogar Eure spitze Zunge, da ich weiß, dass sie von einem klugen Verstand geführt wird.“ Er legte ihren Kopf in den Nacken, sodass sie ihn ansehen musste. „Könnt Ihr Euch vorstellen, wie ermüdend es ist, von Menschen umgeben zu sein, die jedes Wort anbeten, das über meine Lippen kommt? Da heiße ich einen Menschen gern willkommen, der die Wahrheit spricht.“
Er legte seine andere Hand auf ihren Rock und schob sie langsam an ihrem Schenkel hoch. „Und mein Körper mag Euren Körper – sehr sogar.“
„Mein Körper mag Euren Körper ebenfalls. Aber haltet Ihr das für klug? Wir müssen uns einen Plan zurechtlegen.“
„Der Plan ist bereits zurechtgelegt. Wenn ich es kann, werde ich dafür sorgen, dass Ihr unversehrt bleibt. Und darum bringe ich Euch im Morgengrauen nach Woldingham.“
Das war eine völlige Kehrtwendung. „Aber ...“
Er zog sie von der Bank, damit sie sich zwischen seine Beine stellte. „Bis zum Morgengrauen haben wir noch eine Nacht hinter uns zu bringen, und dafür habe ich auch schon einen Plan.“
„Aber Euer Bruder!“
„Ich werde nach einer anderen Lösung suchen.“ Er beugte sich ein Stück weit vor, bis sich sein Kopf zwischen ihren Brüsten befand.
Joan drückte ihn von sich weg. „Was ist mit den Gefahren, die Ihr auf Euch nehmt?“
„Die sind unbedeutend im Vergleich zu den Gefahren für Euch.“
„Das ist doch eine Torheit. Bringt mich nach Mountgrave und verlangt, mich gegen Euren Bruder auszutauschen. Wenigstens werden Nicolette und ich dann nicht das Leben verlieren.“
„Um stattdessen in einem Kloster gefangen zu sein? Für Euch käme das dem Tod gleich,
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