2008 - komplett
anfangs zur Verzweiflung getrieben worden war.
Sie verstummte, als Cassius schnaubend und wiehernd begann, sich aufzurichten.
„Oh!“, rief sie, glücklich darüber, dass es dem Tier schon so viel besser ging. „Die Bergminze hat gewirkt.“
Rafe wollte aufstehen, doch er kippte dabei fast nach vorn, sodass Katherine zu ihm eilen und ihm helfen musste.
„Bei den Knochen des heiligen Bernard, ich bin steif wie ein Brett“, murmelte er, während er seinen Arm auf ihren schmalen Schultern aufstützte.
„Euch ist kalt, das ist alles“, sagte sie. „Ich hätte Euch eine Decke bringen sollen ...“
Weiter kam sie nicht, da sie plötzlich die Wärme seines kräftigen, männlichen Körpers spürte.
Er sah ihr in die Augen, sein Blick war durchdringend, zugleich aber forschend. „Ich kann Euch gar nicht genug dafür danken, dass Ihr uns geholfen habt.“
„Es war nur eine höfliche Geste“, flüsterte sie. Ihre Kehle war mit einem Mal wie ausgedörrt, das Herz raste.
Langsam ließ er seinen Arm sinken und drehte sich zu ihr um, wobei seine Hand über ihren Nacken strich. Der Schein der Laterne ließ seine Wangen leuchten, während seine Augen in tiefe Schatten getaucht waren. Die andere Hand ließ er auf ihrer Schulter ruhen. Dann auf einmal zog er Katherine zu sich und küsste sie.
Es war so lange her, so unglaublich lange, und doch war sein Kuss mit keinem anderen zu vergleichen. Sein Mund ergriff selbstsicher und sanft zugleich von ihrem Besitz.
Er war kein egoistischer, eitler junger Mann, der nur auf der Suche nach einer weiteren Eroberung war.
Und er war auch kein alter Mann, der von seiner jungen Ehefrau wünschte, dass sie ihm Kinder schenkte.
Noch bevor er sie küsste, hatte er ihr bereits etwas gegeben, das weitaus wertvoller war als Schmeichelei und leere Worte, wertvoller auch als sein Name. Er hatte ihr seine Freundschaft gegeben. Deshalb konnte sie jetzt weder der Einladung widerstehen, die seine Lippen wortlos formulierten noch seinem fragenden Blick.
Mit einem kehligen Stöhnen ergab sie sich dem brennenden Verlangen, Rafes Mund auf ihrem zu fühlen, ihn zu kosten und ihn zu berühren, seinen männlichen Duft einzuatmen, sich vorzustellen, dass sie fähig war, hitzige Begierde zu empfinden.
Ihr Kuss wurde intensiver, als er seine Arme fester um sie schlang. Bereitwillig öffnete sie ihren Mund für ihn, und als seine Zunge zwischen ihre Lippen vordrang, empfing sie sie gierig.
Sie war jung, und sie war lebendig, wirklich lebendig. So hatte sie seit Jahren nicht mehr empfunden.
In gewisser Weise hatte sie sogar noch nie so empfunden.
Mit einem lustvollen Stöhnen zog er ihr Mütze und Tuch vom Kopf und vergrub seine Hände in ihrem offenen Haar.
Dieser Krieger hätte so gut wie jede Frau haben können, und er wollte ausgerechnet sie, die ernste, kühle Lady Katherine DuMonde. In seinen Armen war sie nicht länger ernst oder kühl, sondern sie pulsierte vor Begeisterung über das leidenschaftliche Schlagen ihres Herzens – ein Herz, das seit mehr als fünfzehn Jahren keine Liebe mehr empfangen oder gegeben hatte.
Plötzlich stieß sie jemand von hinten an.
Rafe unterbrach den Kuss und sah über ihre Schulter, in seinen Augen stand ein warnender Ausdruck. „Cassius“, schimpfte er. „Du wirst noch früh genug gefüttert.“
Katherine sah zu einem der kleinen Fenster ganz in ihrer Nähe und erschrak, als sie bemerkte, dass die Morgendämmerung sich bereits über die Außenmauer schob.
„Ich wusste nicht, dass es schon so spät ist!“, rief sie erstickt und löste sich aus Rafes Umarmung. „Ich sollte jetzt besser gehen.“
Sein Lächeln war wärmer als die Sommersonne. „Ihr werdet in den Saal kommen, um zu frühstücken?“, fragte sie und gab sich so schüchtern, wie sie sich schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr gefühlt hatte, als sie sich bückte, um Mütze und Kopftuch aufzuheben.
Von seinen fröhlich dreinblickenden Augen abgesehen, wirkte Rafe völlig ernst und verbeugte sich vor ihr. „Es wird mir ein Vergnügen sein, Mylady.“
Sie zog den Schleier einem Schal gleich über ihren Kopf und reagierte mit einem Lächeln, während sie nach dem leeren Korb griff und eilig den Stall verließ.
Wie wundervoll dieser Morgen doch ist, dachte sie, als sie den verschneiten Hof überquerte. Die Luft war kalt und klar, der Sonnenschein wurde von den Fenstern des Saals reflektiert, und am Himmel zeigte sich nicht eine einzige Wolke.
Es war ein perfekter Wintertag, und in
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