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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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haben wir es leicht umfunktioniert.
    Die Outdoors – sie selbst nennen sich Adoors – halten für uns oben die Stellung. Schon jetzt sind sie unsere Wächter, und fast scheint es mir, als wollten sie unsere Sklaven sein, da sie uns so abgöttisch verehren. Sie meißeln mir da draußen sogar Statuen.
    Wir haben einen Weg gefunden, damit auch sie die Aufbauinjektionen erhalten. Vitamine, die den Körper und das Gehirn stärken. Ich hoffe, Clive und Ilona verlernen nicht, was ich sie lehrte. Sie sind nun die Letzten, die noch wissen, was der Begriff UNESCO bedeutet. Aber selbst das ist nicht mehr wichtig. Ich arbeite nicht mehr für das Weltkulturerbe, sondern kämpfe um das Überleben meiner Sippe, wie es jedes Tier tun würde.
    Vielleicht wird die Strahlung eines Tages schwächer werden und meine Nachfahren können lesen, was ich hier aufschreibe.
    Alle meine anderen Texte sind ihrem derzeitigen Stand angepasst. Die Wortwahl ist simpel, fast alles ist mit Bildern versehen. Aufzeichnungen über Kraftwerke, einfache Elektro-Waffen, erste Hilfe, medizinische Kenntnisse, das Überleben in der Wildnis… auch der Aufbau und die Funktion unserer wenigen Nachtsichtgeräte.
    Ich habe einen Verwahrungsraum geschaffen, in dem die wichtigen Dinge gut verpackt sind, damit sie nicht zu schnell altern. Meine Leute haben mich unterstützt, wo sie nur konnten. Alles was ich ihnen vermittelt habe, ist in den
    »heiligen Archiven« verwahrt, und mich verehren sie wie eine Göttin. Piama nennen sie mich, Hüterin des Lebens. Ich habe durch »Christopher-Floyd« viel Leid erfahren, aber auch viel Anerkennung. Die Katastrophe hat gezeigt, wie es Menschen trotz aller Widrigkeiten zusammen schaffen können. Solange der Bund zwischen den Outdoors und meinen Kindern nicht bricht, haben sie wenig zu befürchten.
    In meinen Träumen leben sie gemeinsam im Sonnenlicht auf dem Land des François Peron Nationalparks. Zumindest auf dem Rest des Landes, den das Meer uns ließ, als es anstieg.
    Der Zaun schützt sie vor den Mutationen draußen. Sie haben ihr eigenes Paradies geschaffen.
    Ich bin müde. Ich habe meinen Frieden gefunden. Nun sollen meine Schützlinge selbst sehen, wie sie zurechtkommen.
    Piama war immer mit ihnen.
    ***
    Rulfan fragte sich, was Matt ihm noch alles verschwiegen hatte. Der Mann aus der Vergangenheit hatte ihm einiges über seine Erlebnisse auf dem Mars erzählt, aber anscheinend nicht alles. Na ja. Dass es eine andere gab, hatte Rulfan bereits vermutet. Aruula ohrfeigte niemanden umsonst.
    Rulfan hoffte nur, dass zwischen ihr und Matt jetzt wieder alles in Ordnung war. Er hoffte es für Aruula.
    Während sie durch die urwüchsige Akazienlandschaft ritten, wanderten seine Gedanken nach Salisbury. Zu seinem Vater, zu Eve und all den anderen, die er zurückgelassen hatte. Die Barbarenlords waren schon lange darauf erpicht gewesen, in Salisbury aufzuräumen. Rulfan wollte sich nicht vorstellen, was in Britana geschehen war, nachdem die Elektrik ausgefallen war. [4] Ohne Technik waren die Bunker nichts.
    Am liebsten hätte Rulfan versucht, sofort nach Britana zu reisen. Sicher brauchten seine Leute Hilfe. Dennoch konnte und wollte er Aruula und auch Matt nicht im Stich lassen. Sein Vater und Queen Victoria konnten schon auf sich aufpassen.
    Darauf musste er vertrauen. Sie hatten sicher einen Weg gefunden, mit der Situation zurecht zu kommen.
    Die Nacht kam schnell über die Ebene. Es kühlte merklich ab. Erste Sterne blitzten wie ferne Schwertspitzen über ihnen.
    Der böige Wind ließ Rulfan frösteln. Sie ritten seit gut zwei Stunden. Vor ihnen erhob sich ein Gebirge mit steilen Felswänden.
    Es dauerte nicht lange, bis sie den Zaun aus Akazienholz sehen konnten, der das Lager der Perons umgab: ein schwarzer Schatten in der Finsternis. Am Eingangstor brannten zwei Feuer in steinernen Becken. Rulfan bemerkte erst spät den tiefen Graben, der vor dem Zaun zusätzlichen Schutz vor Tieren bot.
    Sie überquerten eine hölzerne Brücke. Airin stoppte ihren Dingoo kurz vor dem Eingangstor und stieß einen lauten Pfiff aus. Das Tor öffnete sich schon während sie es tat. Die Wachen hatten sie bereits erkannt.
    »Airin! Airin ist zurück!«, erklang es von innen. Kurz darauf wimmelte es von Menschen. Zumindest kam es dem erschöpften Rulfan so vor. Mehr als zehn, zwölf waren es indes nicht.
    »Leran!« Eine Frau in einem hellen Gewand stürzte an die Seite des bewusstlosen Mannes, den Rulfan zwischenzeitlich mit der Heilsalbe

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