201 - Die Rachegöttin
Messer fester. Es waren keine Flossen, sondern graue Hornplatten, die aus den runden Rücken empor standen. Sie gehörten zu auftauchenden Seekühen.
»Unsere Duugons«, meinte Airin mit Stolz in der Stimme.
»Haltet euch am Horn fest. Versucht nicht herum zu zappeln, das lockt die Shakaas an.«
Chira kläffte aufgeregt und sprang durch das Wasser.
Matt überkam die Versuchung, doch noch den Flugpanzer zu rufen. Aber damit hätte er offenbart, dass es noch zwei weitere Eindringlinge gab. Noch hatten sie Rebbie und Paul als Kavallerie in der Hinterhand. »Wie oft habt ihr dabei schon einen Krieger verloren?«, fragte er mit belegter Stimme.
Airin hob selbstsicher den Kopf. »Noch nie. Es ist eine enge Passage, die wir benutzen. Es gibt eine starke Strömung, die uns hilft, den Shakaas zu entkommen. Dazu kommt, dass das hier die ungefährlichste Stelle der gesamten Bucht ist. Weiter südlich leben die Manstaas. Die wollt ihr nicht kennen lernen.«
Airin ging bis zur Schulter ins Wasser und schmiegte sich eng an eine der tonnenschweren Seekühe. Das Tier maß gute acht Meter. Sie schlang das Seil in einer Schlinge um das gebogene Horn. »Los!« Airin wies auf eine etwa neun Meter lange Seekuh. »Nehmt zusammen diese da. Wir haben keine Zeit. Die Adoors werden uns hier zuerst suchen!«
Leran stöhnte, als Eelton ihm half, zu einer der Seekühe zu kommen. Der Krieger war blass. Schweiß stand auf seiner Stirn. Dennoch hielt er sich tapfer.
Rulfan zog Chira an sich. »Ich hoffe, das müssen wir nicht bereuen.«
Sie klammerten sich links und rechts an das Horn, das aus dem Rücken des Tieres ragte. Rulfan tat es nur mit einer Hand.
Mit der anderen hielt er Chira. Matt legte seine Hände dicht neben Rulfans Finger, um ihn im Notfall packen zu können.
Die Duugons warteten nicht lange. Die trägen Tiere kamen schneller in Bewegung, als Matt ihnen zugetraut hätte. Einen Moment später tauchte die Seekuh ab, an der sie sich festklammerten. Rulfan hatte Probleme, Chira zu halten.
Das salzige Meerwasser erinnerte Matt an seine Stirnverletzung. Der Schmerz war stechend. Zum Glück ließ er schnell nach. Die Wunde war nicht tief, nur ein Kratzer. Matt öffnete die Augen, um zu sehen, was sie unter Wasser umgab.
Die plötzliche Stille war wohltuend. Kein Wind, kein Schlagen von Wellen, kein Kläffen von Chira. Sie waren in ein unterirdisches Reich geraten. Steinerne Säulen ragten vom Meeresboden empor. Matt erinnerte sich an den Namen: Stromatolithen. Feine Kalkablagerungen, die wie Säulen und knollige Kugeln wirkten. Sie befanden sich überall unter ihnen, manche ragten so hoch, dass die Seekühe ihnen ausweichen mussten. Die großen Tiere suchten sich ihren Weg durch das türkisblaue Wasser. Die Sonnenstrahlen malten verworrene Muster auf ihre faltige Haut und die kleinen Hörner, die an mehreren Stellen aus den grauen Leibern ragten.
Kurz vor dem Auftauchen sah Matt drei Schatten in einiger Entfernung. Oben atmete er tief ein und blinzelte die Schleier vor seinen Augen weg. Sie spürten, wie die Seekühe schneller wurden. Hier schien in der Tat eine starke Strömung zu herrschen, die die Tiere mit sich zog. Ein Mensch konnte leicht darin ertrinken. Die Duugons dagegen schlugen nur einmal mit der halbmondförmigen Fluke, um sich auszurichten.
»Shakaas!«, rief Airin ihnen zu. »Festhalten jetzt!« Sie tauchte den Kopf in die Wellen, die kleine Pfeife zwischen den Lippen. Auch die Seekuh von Matt und Rulfan tauchte ab. Matt konnte den sonderbaren Ton noch hören, den Airin unter Wasser erzeugte. Die Seekühe kamen nun richtig in Fahrt. Sie schwammen zielstrebig durch die Wellen. Matt sah, wie die Seekuh von Leran von zwei Shakaas flankiert wurde, und zog mit einer Hand sein Messer. Es waren keine wirklichen Haie.
Die Form ihrer Körper erinnerte eher an zu groß geratene Piranhas. Matt zweifelte aber nicht daran, dass diese Mutation gefährlich war wie ein Hai.
Er sah Eelton in angespannter Haltung. Von links näherten sich rasch drei weitere Shakaas. Einer schwamm direkt auf die zappelnde Chira zu. Rulfan bemühte sich verzweifelt, die Lupa nicht loszulassen. Matt hob das Messer. Leider konnte er nicht davon ausgehen, dass der Laserblaster unter Wasser funktionierte. Er hoffte, dass das Ding wirklich wasserresistent war und den Tauchgang unbeschadet überstehen würde.
Langsam wurde die Luft knapp. Matt vermutete, dass die Lungen der Perons um einiges trainierter waren als Rulfans und seine.
Als würde die
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