2.01 Donnerschlag
gesagt!‘“
Marlon sah uns jetzt an. Zuerst Markus, damit der ihm zunicken und Mut machen konnte, um weiterzureden. Dann Maxi, Vanessa, Leon und mich. Ja, auch mich sah er an, als wär ich einer von ihnen, und dann ging er zu Raban. Er nahm ihm die Coca-Cola-Glasbrille von der Nase und putzte sie sauber.
„Willi hat uns gesagt, dass wir wie Luke Skywalker sind. Wie ein Luke Skywalker, der nicht mehr gegen Darth Vader kämpft, sondern stattdessen lieber Playstation spielt. Und genau das sind wir wieder geworden. Wir träumen und spielen wie kleine Jungs.“ Er nahm die blank geputzte Brille und setzte sie Raban zurück auf die Nase. „Wir spielen nur Abenteuer. Wir erleben sie nicht.“ Er ging zu Leon, der auf dem Boden saß, und hockte sich vor ihn hin. „Du bist unser Anführer. Willst du wirklich so leben?“
Leon hob seinen Blick. Er schaute ihn an und hätte so gern den Kopf geschüttelt. Doch er traute sich nicht.
„Nerv, was weißt du von Donnerschlag ?“, fragte mich Marlon, ohne die Augen dabei von seinem Bruder zu lassen.
„Ich?“, stammelte ich. Ich hatte plötzlich genauso viel Angst.
„Ich weiß nur, was April behauptet hat. Dass es ein Tempel ist. Verflixt, der Tempel des Freestyle Soccer Contests. Was immer das heißt. Und der soll hier verborgen liegen. Vor unserer Nase. Im Wilden Land . Und in ihm spielt nur die Liga der Besten. Die Liga der Champions, und in die, das haben sie und Klette gesagt, gehören wir auf keinen Fall hinein.“
„Das hat sie gesagt?“ Marlon schluckte verbittert und wandte sich wieder an seinen Bruder. „Und du, was weißt du über Donnerschlag ?“
„Nichts“, sagte Leon und merkte sofort, dass wir ihm seine Lüge nicht glaubten. „Ähm, ich weiß nicht viel mehr. Wirklich nicht. Glaubt mir doch, bitte. Aber ich kenn einen, ja, der kann euch alles erzählen. Alles, ja, alles.“
„Auch wo Donnerschlag liegt und wie wir dorthin kommen können?“, fragte ihn Marlon und zeigte plötzlich ein verwegenes Lächeln.
Oh, wie liebte ich ihn für dieses Lächeln. Es machte mir Mut. Es war so verwegen wie die alten Geschichten oder die Jungs, von denen diese Geschichten erzählten. „Ja!“, rief ich furchtlos. „Sag es uns endlich. Wer ist es, der uns das verraten kann? Wer bringt uns nach Donnerschlag ?“ Ich stand aufgeregt da und Maxi stand neben mir. In seinen Augen brannte das Feuer, das einen Wilden Kerl ausmacht.
„Pechschwefliges Rübenkraut!“, wehrte sich Raban gegen den eigenen Mut. Aber er stellte sich trotzdem zwischen Maxi und mich, und seine Coca-Cola-Glas-Brillengläser begannen wie Lampen zu leuchten, als sich Markus, der Unbezwingbare, als Vierter erhob.
„Playstation spielen hat mich schon immer gelangweilt“, grummelte er, und Marlon, der das hörte, grinste Vanessa aufmunternd an. Doch die blieb sitzen. Genauso wie Leon.
„Was ist?“, fragte Raban. „Was ist mit euch los?“
Da erhob sich der Slalomdribbler endlich und ging trotzig zur Tür. „Das wird euch Hadschi gleich alles erzählen“, brummte er schroff und ging aus der Halle.
„Ja! Auf zu Hadschi ben Hadschi!“, rief ich begeistert. Ich stürmte mit Raban, Markus und Maxi an Leon vorbei. Wir rutschten an einer Stange vom Baumhaus hinab und sprangen auf unsere Räder.
„Auf zur Geheimerfinderwerkstatt!“, rief ich und raste an der Spitze des schwarzen Pulks die Straße vor Julis Haus hinunter. Nur Marlon blieb noch am Gartentor stehen und wartete dort auf Vanessa.
„Was ist?“, lächelte er, als sie endlich kam. „Hast du keine Lust auf ein Abenteuer? Es ist so wie damals, als alles anfing. Im Spiel um den Teufelstopf gegen die Unbesiegbaren Sieger . Damals hatten die Osterferien auch gerade begonnen. Und es war im …“
„… April“, fiel ihm Vanessa zickig ins Wort. „Oder soll ich vielleicht ,Eypril‘ sagen?“, zischte sie eifersüchtig und blitzte ihn an. „Es tut mir leid, Marlon, aber damals war ich noch nicht dabei. Ich weiß nicht, wie toll das gewesen ist.“ Sie sprang auf ihr Fahrrad, trat in die Pedale, löste den Schwungradturbo aus und ließ ihren verdatterten Freund zurück.
HALTET DIE OHREN FEST!
JETZT WIRD ES STÜRMISCH!
Doch als uns die Nummer 10 kurz vor der Rosenkavaliersgasse einholte, lachte er wieder.
„Hey, ihr Rennschnecken!“, rief er begeistert, als wäre Camelot keine Ruine. Als wären seit dem Spiel gegen die Biestigen Biester nicht fast zwei lange Jahre vergangen und als wären die Wilden Kerle noch immer
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