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2.01 Donnerschlag

2.01 Donnerschlag

Titel: 2.01 Donnerschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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dafür, dass wir’s schaffen.“
    „Rosa gepunktetes Warzenschwein!“ Willi stöhnte entsetzt, doch ich strahlte ihn an.
    „Genau!“, rief ich stolz. „Denn wir haben den Schlüssel! Er ist heute Nacht zu uns zurückgekehrt!“ Ich zog den Fußballanhänger aus der Tasche, und als ich ihn Willi präsentierte, spürte ich das Grinsen von Maxi und Markus. Ich spürte die Freude der anderen Kerle. Doch Willi wurde plötzlich ernst. Sein Gesicht verfinsterte sich. Es wurde eyjafjallajökullfinster.
    „Rosa gepunktetes Warzenschwein!“, stöhnte er in einer Mischung aus Staunen und blankem Entsetzen – als hätte er plötzlich riesige Schmerzen –, und mit einem ähnlich schmerzhaften Schreck fiel mir ein, was uns Leon erst heute Morgen auf der Straße über der Werkstatt von Hadschi ben Hadschi alles erzählt hatte:
    Dass Willi in Donnerschlag gescheitert war. Dass es sein Leben zerstört hatte, als er in unserem Alter war. Sein Leben und das seiner besten Freunde, und plötzlich begriff ich, dass Willi jetzt alles tun würde, um zu verhindern, dass uns dasselbe Schicksal ereilte.
    Meine Freude verschwand und ich spürte, wie es den Wilden Kerlen, die neben und hinter mir standen, nicht anders erging.
    „Rosa gepunktetes Warzenschwein!“, stöhnte Willi noch einmal, und dann las ich die Sätze in seinen finsteren Augen, die er als Nächstes sagen würde:
    ‚Vergesst es! Ich denke nicht dran! Ich bin nicht mehr euer Trainer!‘
    Doch es kam noch viel schlimmer. Schaumstoff gepolsterter Bobbycarhelm!
    „Vergesst es! Ich denke nicht dran! Ich bin nicht mehr euer Trainer!“, blaffte Willi uns an, verschwand dann im Wohnwagen und schlug die Tür hinter sich zu, dass zwei der drei rostigen Angeln barsten. „Ich denk nicht daran. Ich trainier keinen Grizzlybären, der keine Krallen mehr hat! Ich trainier keinen Tanzbären, der nur noch gegen Meerschweinchen spielt.“
    Willi stampfte so aufgeregt durch den verrosteten Camper, dass dieser heftig zu wackeln begann. Bedenklich heftig, sage ich euch. Die Räder und Stützen stöhnten und ächzten. Doch Willi hatte dafür keinen Sinn. Er schimpfte und stampfte unbeirrt weiter.
    „Das wäre ja Selbstmord. Donnerschlag ist kein Streichelzoo. Donnerschlag ist die Wildnis, hört ihr! Der Dschungel. Der Ozean, in dem Haifische leben.“
    Da platzte mir endlich der Polohemdkragen: „Verflixt!“, rief ich, „Willi, das wissen wir alle! Und weil wir das wissen, wollen wir dahin!“
    „Wie bitte was?“ Willi erschrak.
    Er stieß die Campertür auf, und als die gegen den Wohnwagen schlug, brach die Achse des Trailers. Die Räder kippten nach innen ein. Die Stützen fielen wie Bauklötze um und dann krachte das ganze Gefährt auf den Boden. Die Tür und die Wände fielen nach außen und das Dach stürzte ein. Es zerfiel zu einer Wolke aus Rost und die begrub Willi, der durch den Chassisboden auf den Po gedotzt war, unter sich, bis man nur noch die Hutspitze sah.
    Für ein paar herzschlaglose Momente starrten wir alle auf den riesigen Haufen aus rostigem Schrott, der einmal ein Wohnwagen gewesen war. Der Wohnwagen des besten Trainers der Welt. Der Wohnwagen des Trainers, der die Wilden Kerle zu dem gemacht hatte, was sie einmal waren und was sie jetzt endlich wieder werden wollten: die wildeste Fußballmannschaft der Welt.
    Doch diese Welt lag in Trümmern vor uns, und ich dachte: Jetzt ist alles aus und vorbei. Jetzt haben wir auch noch Willi auf dem Gewissen.
    Da passierte das Wunder.
    Ja, habt ihr schon einmal vom Phönix gehört? Dem Vogel, der alle paar hundert Jahre verbrennt, um dann aus seiner eigenen Asche wieder jung und kräftig geboren zu werden?

    Genau dieses Schicksal ereilte jetzt Willi.
    Der Hut begann sich zu bewegen. Er wackelte zweimal vor und zurück. Dann grub sich eine Hand aus dem Haufen, und an der zog sich ein Kerl aus der rotbraunen Masse, den wir nicht wiedererkennen wollten.
    „Was ist?“, rief der Mann mit den leuchtenden Augen. „Worauf wartet ihr noch? Ich dachte, ihr wollt nach Donnerschlag ! Dann wird’s höchste Zeit!“
    Er sah in unsere strahlenden Augen. Er sah unser Lachen.
    „Ja, Zeit für den Lancelot-Test hoch zwei!“

DER LANCELOT-TEST
    „Holla und hopssassa!“
    Jetzt bekam ich einen Schluckauf.
    Aber könnt ihr euch noch an den Test erinnern? Ich meine, den Lancelot-Test? Den Test aller Tests, den Willi den Wilden Kerlen abverlangt hatte, nachdem sie den Schleimbeutelpendelparcours mit verbundenen Augen gemeistert hatten

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