2.01 Donnerschlag
Hexe …“
„Oha!“, stöhnte Hadschi und fiel mir ins Wort. „Selbst wenn sie das ist. Sie ist deine Mutter.“
„Ich weiß“, nickte ich, „und ich lieb’ sie ja auch. So wie sie ihre Liebesromane. Schweinigelig gequirlte Quallenpampe!“
Da musste er lachen. „Das Passwort war richtig. Zugang erteilt. Dann flutsch mal hier runter. Ich räum dir was auf.“ 33
JETZT GEHT ES LOS!
Die Art und Weise, wie Hadschi aufräumte, war so taugt-sich-überraschungs-geburtstagspartyhaft-fett, dass es mich staunend und sprachlos direkt in die Märchen- und Traumwelt katapultierte. Der Geheimerfinder führte mich in einen der Lagerräume der Werkstatt und drückte den Lichtschalter neben der Tür. Er tat das, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt. Doch als die wie Seifenblasen im Raum herumfliegenden Lampen zu leuchten begannen, passierte das Wunder. Das Chaos und Durcheinander lichtete sich. Halbfertige Erfindungen verschwanden in Kisten. Das Werkzeug sprang von selbst an die Wand. Es hängte sich dort an die Haken und Ösen, und alles, was sonst noch im Raum herumlag, kroch – wie Kakerlaken, die sich vor dem Licht verstecken – blitzschnell in die Regale zurück.
„Wie in der Sonntagsschule“ 34 , brummte Hadschi zufrieden und kippte dabei einen kleinen Schalter. „Ich hoffe, du verzeihst mir das analoge Gedöns. Ich arbeite gerade am digitalen Transbeam“ 35 , entschuldigte er sich, und ich sah staunend zu, wie die Regale, die kreuz und quer im Raum herumstanden, gehorsam an die Wände fuhren.
Dann griff er in einen Schrank, zog ein Frisbee heraus – auf jeden Fall dachte ich, dass es ein Frisbee war – und warf es auf den von ihm gerade erst freigeräumten Platz. Die glatte, mit roter Seide bezogene Scheibe schlug auf dem Steinboden auf, vibrierte dort kurz, um dann wie eine Knallerbse zu zerplatzen.
„Potzblitzpoliert und blank geputzt.“ Mehr konnt’ ich nicht sagen, da stand das rote Aladin-Zelt schon auf einer künstlichen Wiese vor mir im Lagerraum.
„Denkst du, das tut’s?“, schmunzelte Hadschi ben Hadschi und schlug den Eingang des Zeltes hoch. „Es ist alles tipp und bello bereitet!“ 36
Ich sah das Lager aus Kissen und Decken. „Und ob es das tut!“, rief ich begeistert, zog meine Jacke und Schuhe aus und kroch in das Zelt. „Das ist einfach atemberaubend oriental!“ Ich vergrub mich sofort in Decken und Kissen. Die waren so himmlisch und märchenhaft weich. „Tausendundeinsfach danke schön, Hadschi!“ Ich strahlte ihn an und er wurde verlegen. Ein wenig zumindest.
„Ehem!“, hüstelte er sich den Kloß aus der Kehle. „Dann lausch die Matratze. Du musst, hörst du, musst. Du brauchst deine Muckis, denn jetzt geht es ab.“ 37
„Ja“, gähnte ich glücklich. „Jetzt geht es los!“
Ich reckte und streckte mich und dann schlief ich ein.
Ich schlief wie ein Stein, nein, wie ein Meteorit, der schwerelos durch das Weltall schwebt, und den Kerlen erging es genauso.
Raban hatte seiner Mutter noch eine Nachricht geschrieben.
„Das Horn wird jetzt schweigen. Wir sind aufgewacht, Mama“, las sie seine Nachricht und schaute auf ihren Sohn, der in Fußballschuhen und Schienbeinschonern in seinem Bett lag und schnarchte.
Juli schlief zur Feier des Tages in Camelots Halle.
Markus kletterte mit Maxi über die Garage durchs Klofenster in der Alten Allee Nr.1, um die Wiedergeburt der alten Tage zu feiern, und dasselbe tat Leon.
So wie Markus bei Maxi schlafen wollte, schlich er sich in Marlons Zimmer und legte sich zu seinem Bruder ins Bett. Er war fest davon überzeugt, dass Marlon schon schlief. Deshalb sagte er leise: „Hey. Danke. Ich dank’ dir für alles, was du heute getan hast. Und das mit Vanessa wird auch wieder gut.“
„Bist du da sicher?“, fragte ihn Marlon und Leon erschrak.
„Wie? Du bist wach?“
„Und ich hab alles gehört“, grinste sein Bruder. „Und ich mag dich auch, weißt du?“
„Einen Moment!“ Leon sprang auf. Er lief in sein Zimmer und sprang in sein Bett. „Das ist nicht passiert. Das hast du geträumt“, rief er drohend. „Ich hab nie was gesagt. Erst recht nicht von ‚Danke‘!“
Doch Marlon stand schon in seiner Tür. „Das ist aber schade, denn ich bewundere dich auch.“
„Bewundern? Warum?“ Leon starrte ihn an.
„Weil du so verflixt noch mal ehrlich warst. Ich meine mit dem, was du uns heute erzählt hast. Über deine Angst und den Schlüsselanhänger und deine Entscheidung. Ich hätte dazu nicht
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