2.01 Donnerschlag
ungläubig.
„Wir sind eine Fußballmannschaft!“, erklärte Juli „Huckleberry“ Fort Knox.
„Und wo ist der Lancelot-Test?“, fragte Raban, der Held. „Ich meine den hoch zwei, Willi. Wo ist der Parcours?“
„Tja, vor eurer Nase“, grinste der Trainer, den wir bisher für den besten Trainer der Welt gehalten hatten und der uns jetzt ganz offensichtlich nach Strich und Faden verlud.
Verranzt und vergorener Butterschleim!
Der Lancelot-Test war ein Meisterwerk. Eine von A bis Z durchdachte und wie ein Uhrwerk konstruierte Trainingsmaschine. Doch das hier war Pillepalle. Ein Holzzaun. Zwei Leitern: Das war nicht durchdacht. Das war kein Uhrwerk und keine Maschine!
„Hey, Willi, das ist doch ein schäbiger Witz!“, beschwerte sich Markus.
„Du willst uns auf den Arm nehmen!“, warf Vanessa ihm vor.
„Komm schon, gib’s zu“, sagte Marlon verlegen. „Das hast du dir ausgedacht. Gerade eben, als du da hinten im Müll herumgesucht hast.“
„Den Lancelot-Test hoch zwei gibt es gar nicht“, fasste Leon zusammen. „Du willst uns nicht helfen. Du bist immer noch der, der gerade im Wohnwagen stand und der sich seit 30 Jahren vor sich selber versteckt. Zusammen mit Billi, dem Flugzeugpropellerversager, der unter der Brücke lebt. Du willst, dass wir uns vor denen da oben bis auf die Knochen blamieren!“
Er zeigte zum Hügel vorm Teufelstopf , auf dem jetzt die anderen Wölfe ihre Deckung verließen und sich neugierig zu Klette an den Wegrand setzten. Das Leuchten in Willis Augen verschwand. Er schwitzte, was kein gutes Zeichen war. Er zitterte leicht. Er hüstelte mehrmals. Und dann sagte er heiser: „Das stimmt!“ Er nahm seinen Hut und begann ihn zu kneten. „Alles, was ihr gesagt habt, entspricht leider der Wahrheit.“ Er sah die Enttäuschung in unseren Gesichtern. „Ich bin ein Versager. Ich hab mich versteckt. Ich bin damals gescheitert, als ich nach Donnerschlag ging.“
Die Stille im Teufelstopf war unerträglich geworden.
„Und den Lancelot-Test …“, Willi holte tief Luft. „… den LT hoch zwei hab ich mir wirklich, wie Marlon es sagt, erst gerade eben im Müll ausgedacht.“
Ich verdrehte die Augen. Ich spürte die Tränen und wollte nicht weinen. Oh verflucht, war das peinlich! Ich konnte das Tuscheln der Wölfe schon hören:
„Gleich springen sie auf und rennen heulend zu Mama!“
Da wischte sich Willi die Ich-schau-bei-meiner-eigenen-Beerdigung-zu-Selbstmitleids-Fratze aus dem Gesicht und sagte mit plötzlich kräftiger Stimme: „Nur eins will ich nicht. Ich will euch auf keinen Fall lächerlich machen. Ich will nicht, dass ihr euch vor denen blamiert.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung der Wölfe: „Vor denen nicht, nein, und auch nicht vor jemand anderem.“ Er lächelte wieder. Das Funkeln in seinen Augen kehrte zurück und er wurde sogar etwas wütend. Nein, er wurde jetzt richtig wütend auf uns. So wütend, wie ein Trainer es wird, wenn er einem nach einem null zu fünf Rückstand in der Pause die Leviten liest und dadurch so motiviert, dass man das Spiel noch einmal dreht.
„Und deshalb“, schnaufte und zischte und spuckte Willi vor Wut, „waren die letzten zwei Jahre für mich die Pest. Ich musste zusehen, wie ihr verreckt. Wie ihr vor die Hunde geht und es noch nicht einmal merkt. Wie alles um euch herum zerfällt, wie heute mein Wohnwagen zerfallen ist. Und nur, weil ihr Angst hattet. Weil ihr euch aus lauter Feigheit versteckt.“
„Einen Moment!“ Leon wurde jetzt sauer. „Wer hat mich denn so verzweifelt gewarnt?! Wer hat mir erzählt, wie schrecklich Donnerschlag ist?“
„Und wer ist mir nachgelaufen wie ein Hündchen dem Herrchen?“, fuhr Willi dem Slalomdribbler über den Mund.
„Und wer hatte Angst?“, fauchte Leon und ballte die Fäuste. „Wer war der Angsthase?! Wer hat gesagt: ‚Hihi und ha, Do-Do-Do- Donnerschlag !‘ Wer hat das gestammelt?!“, fragte er ihn.
„Und wer“, fragte Willi, „hat dir direkt im Anschluss gesagt, dass das das Paradies auf Erden ist?“
„Du meinst wohl die Hölle. Ja, das hast du gesagt.“ Leon spuckte fast Feuer, doch Willi lachte ihn aus: „Die Hölle, genau, in der nur die Besten der Besten spielen.“
„Und wohin keiner will!“, blaffte Leon zurück.
„Nein. Wovon jedes Kind träumt, dem Fußball etwas bedeutet!“ Willi lachte begeistert, was Leon und uns noch wütender machte.
„Genau!“, zischte er. „Jedes Kind. Ha! Und die, die sich alle umbringen wollen.“
„Aber
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