2011 - Das Fluut von Yuna
an."
7.
Die Suche
„Einen Kampf wie diesen hat es noch nie gegeben", erzählte Kellmi. „Die Bewohner von Yuna sind viel zu beschäftigt mit dem eigenen Überleben, um sich gegenseitig das Leben noch schwerer zu machen. Wir Kraverker verstehen uns auf die Jagd. Wir benutzen dazu Speere und Beile, und wir kennen die Axt und das Messer. Aber keine dieser Waffen haben wir je gegeneinander gerichtet. Ich habe meinen Gegner Ewoschno besiegt. Er starb, weil sein Gott ihn letztlich tötete das ist die Wahrheit. Er war ohnehin nutzlos für uns geworden und hat uns an Morkhero verraten. So wurde er wieder zum lebenspendenden Fluut. Wir wollen das Leben erhalten, nicht zerstören. Wie kann ein Gott nur so handeln?"
„Das ist leider so, Kellmi", sagte Bré Tsinga. „Auf all deine Fragen gibt es Antworten, aber du mußt sie selbst finden. Ich kann dir dabei nicht helfen."
„Aber du bist doch auch ein Gott, nicht wahr? Du besitzt große Macht."
„Darum werde ich dir helfen. Aber es ist wichtig, daß du deinen Weg nicht verlierst.
Du mußt die Antworten von selbst verstehen lernen."
„Und wenn du sie mir gibst, verstehe ich sie nicht?"
„Nein, noch nicht."
Die Rüssel des Hochschamaken bewegten sich unentwegt. Die Verständigung klappte inzwischen sehr gut, es gab kaum noch Aussetzer. „Ich glaube, ich weiß, was du meinst", schnorchelte er schließlich. „Mein Kopf tut weh.
Ich glaube, er platzt gleich."
Bré Tsinga berührte behutsam den Rüsselansatz. Die schuppige Haut fühlte sich erstaunlich geschmeidig an. Die Psychologin hatte beobachtet, daß die Kraverker gern Körperkontakt hielten und sich fast ständig mit den Rüsseln berührten. Als Ersatz mußte ihre Hand reichen. „Ich denke, es ist einfacher, wenn ich dir die Fragen stelle, Kellmi", sagte sie langsam. „Ich kann deine Antworten verstehen."
„Aber ich weiß doch viel weniger als du."
„Ich möchte gern deine Welt kennenlernen. Und ich muß alles über Morkhero erfahren."
„Weißt du das nicht selbst?"
„Ich habe ihn nie gesehen. Er ist ein lautloser, unsichtbarer Jäger. Nur seine Beute bekommt ihn zu Gesicht."
Kellmis Rüssel sanken nach unten. „Wie wir."
„Ja, genau." Bré streichelte unentwegt den Rüsselansatz. „Soeben sind viele meiner Freunde unterwegs, um die anderen Kraverker zu finden und vor Morkhero zu beschützen."
„Wißt ihr denn, wie viele es sind?" fragte Kellmi erstaunt. „Ich habe die Tarimaru-Nomaden vom Gebirge Zirahm kennengelernt. Sie erzählten mir von anderen Nomaden und daß es weitere Siedlungen gibt. Ich war beim großen Tanz dabei. Aber ich sah keine Siedlung, die so war wie die wunderbare Stadt Olmo Hirkulum. Andere Stämme müssen weit entfernt sein, denn keiner meiner Gruppe ist je so weit gereist wie ich und ich fand keine Siedlung."
„Wir werden sie finden. Erzähle mir doch jetzt von Morkhero. Alles, woran du dich erinnern kannst."
„Aber das wird lange dauern, Bré."
„Das macht nichts. Ich habe sehr viel Zeit."
*
Die wissenschaftliche Abteilung erreichte Perry Rhodan in der Zentrale der LEKR44.
Inzwischen war der 28. Mai angebrochen. Die Teams arbeiteten in mehreren Schichten, dennoch fand kaum einer Schlaf. Alle arbeiteten auf Hochtouren daran, Morkhero Seelenquell zu finden. „Guten Morgen", meldete sich Zougonwana Lee, die große, stämmige Leiterin der Abteilung. „Bei uns hier ist zwar schon bald Mittag, aber ich sehe, daß bei euch wieder mal die Sonne aufgeht. Die Tage vergehen da unten ziemlich schnell, nicht wahr?"
„Zu schnell." Rhodan setzte sich auf. Er hatte die Beine auf das Kommandopult hochgelegt und war für eine gute halbe Stunde eingenickt. Das genügte ihm, um sofort hellwach und erholt zu sein.
Einmal mehr ein Segen seines Zellaktivators. „Wir haben inzwischen die ersten Untersuchungen des Fluutkekses abgeschlossen, und ich wollte dir Bericht erstatten."
„Leg los, Zou!" Der Aktivatorträger lächelte sie aufmunternd an. „Fluut ist die Konzentration an psionisch aufgeladenen Stoffen, die überall auf Morbienne III vorkommen. Also ein Trägerstoff, eine Art Melange von konventionellen Stoffen mit prozentual sehr hohen hochfrequenthypernergetischen Anteilen. Ähnlich wie Schwermetalle und gewisse radioaktive Verbindungen reichern sich diese Ladungen vor allem in den Lebewesen an, die sich am Ende der Nahrungskette befinden. Das geschieht schon seit Beginn der Evolution, daher kann ohne Fluut nichts auf Morbienne III existieren.
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