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2011 - komplett

2011 - komplett

Titel: 2011 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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auch Grace von der Geringschätzung ihres Vaters verletzt wurde. Erst als James geboren wurde, sie selbst war damals zehn und Grace fünf Jahre alt, erlebte Addie ihren Vater zum ersten Mal wirklich glücklich. Er verfiel erst dann wieder seiner Melancholie, als acht Jahre später seine Frau starb.
    Unwillkürlich nahm Addie ihre Schwester in die Arme. „Du warst niemals eine Enttäuschung, mein Kleines. Vielmehr warst du ein so wunderschönes Kind, dass jeder, der dich sah – einschließlich Vater – sich in dich verliebte.“ Sie lächelte zärtlich.
    „Das trifft auch heute noch zu.“
    Grace erwiderte ihr Lächeln nicht. „Du würdest mich selbst dann noch lieben, wenn ich hässlich wäre. Wie viele Menschen könnten das?“
    „Alle. Weil auch dein Wesen wunderschön ist, dein Herz. Und das ist es, was wirklich zählt.“
    Statt sich trösten zu lassen, liefen Grace neue Tränen über die Wangen. „Ich bin nicht so gut, wie du glaubst, Addie. Ich wünschte, ich wäre so wie du.“
    Wieder spürte Addie ihr schlechtes Gewissen. Grace würde sie gewiss nicht so bewundern, wenn sie wüsste, wie sehr ihre Schwester Sebastian begehrte. Sie schüttelte energisch den Kopf. „Du bist wundervoll, Grace. In jeder Hinsicht.“
    „ Du bist wundervoll, Addie“, meinte Grace leise. „Du hast mir immer das Gefühl gegeben, geliebt zu werden. Es kann keine selbstlosere Schwester geben als dich. Ich würde alles für dich tun.“
    „Ich doch auch für dich, Dummerchen.“
    „Und deswegen liebe ich dich so.“ Sie beugte sich vor und drückte Addie einen Kuss auf die Wange. „Du weißt sicher, wie sehr ich möchte, dass du glücklich bist.“
    Addie schluckte schuldbewusst, zwang sich aber zu einem Lächeln. „Natürlich, mein Schätzchen. Genau das wünsche ich mir für dich. Du liebe Güte, wie rührselig wir doch geworden sind. Komm, lass uns Schlittschuh laufen.“
    Grace nickte, und sie setzten ihren Weg fort. Als sie die Treppe erreichten, drehte Addie sich mit einem spitzbübischen Lächeln zu Grace um. „Wer zuerst am Teich ist!“
    Sofort sausten beide die Treppe hinauf. Jeder ernste Gedanke war vergessen und wurde durch lautes Gelächter vertrieben. Jede eilte auf ihr Zimmer. Addie klingelte nach ihrer Zofe, die ihr in das Kostüm helfen sollte, das sie immer beim Schlittschuhlaufen trug. Dann holte sie schnell ihre Schlittschuhe aus der hinteren Ecke des Schranks.
    Eine kleine Ewigkeit schien zu vergehen, bevor sie endlich fertig war. Noch mehr Zeit verstrich, weil einer der Schnürsenkel riss und durch einen anderen ersetzt werden musste. Schließlich, die Schlittschuhe über der Schulter, flog Addie regelrecht die Treppe hinunter.
    „Hat Grace schon das Haus verlassen, Wilson?“, fragte sie atemlos, als sie in die Eingangshalle stürmte.
    „Vor ungefähr fünf Minuten, Lady Adelaide“, antwortete der Butler feierlich. Er öffnete die Tür für sie, und ein eisiger Luftstoß kam Addie entgegen. „Lord Channing und sein Bruder sind auch vor einigen Minuten gegangen. Sie wollten zu den Ställen, sagten sie.“
    Addie nickte nur, während sie an ihm vorbeilief. Die Schlittschuhe stießen bei jedem Schritt schmerzhaft gegen ihren Rücken, doch sie stapfte trotzdem so schnell sie konnte durch den knöcheltiefen Schnee und verdrängte jeden Gedanken an Sebastian. Warum hatte der Butler sie nur an ihn erinnern müssen? Entschlossen schüttelte sie den Kopf und beschleunigte ihr Tempo. Der Himmel war wolkenlos, sodass Addie die Augen zusammenzukniff vor dem in der Sonne hell schimmernden Schnee.
    Kurz darauf erspähte sie Grace durch eine kleine Gruppe von Bäumen, wie sie gerade auf den Rand der Eisfläche trat. Wie hatte sie es nur so schnell geschafft, die Schlittschuhe anzulegen? Addie lief schneller. Als sie endlich die Steinbank erreichte, wo sie sich setzen und ihre Schlittschuhe anziehen konnte, befand Grace sich schon in der Mitte des riesigen Teichs. Sie zog einen anmutigen Bogen, sah dann Addie, blieb stehen und winkte.
    „Gewonnen!“
    Addie nahm die behandschuhten Hände aus dem Pelzmuff und winkte zurück. Sie wollte gerade den Mund öffnen, um ihr zu antworten, doch bevor sie auch nur einen Laut herausbekam, wurde Grace plötzlich von einer seltsamen, glitzernden rosafarbenen Wolke umgeben, sodass Addie sie nicht mehr sehen konnte.
    „Was in aller Welt ...“, rief Addie verblüfft, aber gleich darauf lichtete sich der funkelnde Nebel wieder.
    Grace stand mitten im Teich, die Augen

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