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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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.« Draußen brach die Morgendämmerung an, und vielleicht sah der Himmel wegen der roten Lampe sogrünlich aus. Ixchel war noch sichtbar. Er wirkte beinahe orange, und er schien größer zu sein. Ich hustete.
    »Wie hieß deine erste richtige Freundin?«
    »Das war wohl … Jessica Gunnison.«
    »Wer war die Stimme von Micky Maus?«
    »Augenblick mal«, sagte ich. Meine Zunge schmerzte. Ich blickte weiterhin Ixchel an. Der Komet war nun fast rot, und aus irgendeinem Grund wirkte die Wega, die links über ihm stand, ebenfalls rot, und unter ihm wurde nun ein dritter roter Stern sichtbar, und dann waren es fünf und neun und dann dreizehn, und die Punkte wuchsen und verschmolzen miteinander, und ich bemerkte, dass es Blutstropfen waren, die aus meiner Zunge auf unser zusammengefaltetes Bittschreiben an 1-Ozelot im Schoß des Himmels fielen. Das tiefe Grollen riesiger Trommeln aus Mahagonibaumstämmen pulsierte durch den Stein.
    »Jed?«, fragte Marenas Stimme.
    Alles in Ordnung, versuchte ich zu sagen, aber mein Mund war angefüllt mit Schmerz und Blut. Ich hatte etwas vergessen. Keine Sorge, versuchte ich zu sagen, ich fühle mich eigentlich ziemlich gut. Körperlich hatte ich das Gefühl, auf dem Zahnfleisch zu gehen, wie man so sagt, weil ich zu lange wach gewesen war, doch dieses Gefühl wurde begleitet von einer faszinierenden Leichtigkeit. Ich atmete einen Schwall harziger Luft ein. Sie war klebrig vom Brandopferrauch, einer Mischung aus wildem Tabak, Geranienknospen, Menschenhaut, Koriander, Gummi, blubbernden Stückchen Kopalbernstein und noch etwas anderem, das sich über alles legte, etwas aus früheren Zeiten, etwas Angenehmes, o ja: Schokolade.
    Warte.
    Da war etwas, das ich vergessen hatte …

ZWEI

    DAS GEGENTEIL VON ZIMT

IX IM JAHRE 664 N. CHR.



(27)
    Wir zogen uns den Dornenstrick durch die Zunge, verbrannten ihn, krochen zur Tür hinaus, machten fünf Schritte und standen an der Kante der Todestreppe über dem gähnenden Abgrund. Das Lachende Volk, die Ixianer, reckte gespannt den Hals und begann den Countdown oder besser, Countup im Rhythmus der Zahlen. Ihre gefiederten Paradeschilde drehten sie hin und her, sodass die Farbe des Menschenmeeres, das sich unter uns dehnte, rhythmisch zwischen kaltem Rot zu Blaugrün wechselte.
    Verdammt, dachte ich. Wir waren wirklich völlig ahnungslos.
    Ich hatte eine ziemlich klare Vorstellung gehabt, wie die Stadt ausgesehen haben könnte – und dann erschien sie mir in Wirklichkeit so fremd, dass ich eine Sekunde lang tatsächlich dachte, ich wäre irgendwie am falschen Ort gelandet – dass der Gammastrahl Ix verfehlt hätte und ich bei den alten Khmer wäre, zum Beispiel, oder in Atlantis oder in der Zukunft oder auf einem fremden Planeten. Komm schon, Jed, orientiere dich. Das ist der Spaltkamm, San Enero. Außer dass alles bebaut ist und … verdammt. Zwischen den goldenen Wirbeln der Opferfedern waren immer wieder ganz kurz andere Dinge zu sehen und verschwanden wieder. Irgendwo tief unten schrie ein gefangener Rundkopf auf und ging zu gackerndem Keuchen über.
    Heilige Scheiße, dachte ich. Es hat tatsächlich geklappt.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und schluckte mein eigenes Blut. Es delicioso , dachte ich, so viele Geschmacksrichtungen. Zuckermaisöl, Kupfer, Unami, Meerwasser … das ist wirklich das Beste auf der Welt, wie es aus einer dunkelvioletten Ader schießt und scharlachrot leuchtet, um dann langsam in Gebranntes Siena überzugehen, sich später in Schwarzviolett verwandelt und am Ende zu einem zähen Klumpen verdickt, der Essenz herber Nahrhaftigkeit …
    M
’AX ECHE
?
Wer bist du?
    Bist du einer der vier Vierhundert?
    Was?
    Hm.Was meinst du?
    Bist du einer der Dreizehn? Oder einer der Neun?
    War ich das?
    Verschwinde aus meiner Haut.
    Ach du Schande. Ich war gar nicht am Ruder. Die Zielperson war gesund und munter. Ich saß in der Falle.
    »Uuk ahau k’alomte’ yaxoc   …«
    »Oberherr, Großer Vater,
    Großvater-Großmutter,
    Nullte Sonne, erstgeborene Sonne …«
    Pech gehabt, Jed. Falscher Ort, falscher Zeitpunkt. Nein, richtiger Ort – ungefähr jedenfalls –, aber ganz entschieden der falsche Körper. Coño coño coñocoño. Schitte Scheiße Scheibenkleister.
    »Nische des Ahau« – ja, klar. Es heißt die Nische des Ahau, also ist der Ahau natürlich da drin, oder? Malo. Falsch.
    Dieser Schakal-Bubi ist der Ersatzmann für 9-Reißzahn-Kolibri. Königliche Selbstopferung per Stellvertreter. Sie werden mich den

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