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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Paukenwirbel, der zu einem Schlag zyklopischer Becken führen würde, wie in Die Kreuzritter in Pskow, bei dem man alles tun wollte, um ihn zu verhindern. Ich stemmte mich gegen die Fesseln, zerrte daran, um eine Hand oder einen Zeh oder sonst was an mein Auge zu heben, aber alles wurde festgehalten, und ich glitt hinüber in die unerträgliche Qual der frustrierten Notwendigkeit, das Jucken, das dringender nach Kratzen verlangt als die Lunge nach Luft. Ich hatte geglaubt, ich hätte schon als Jed große Schmerzen empfunden – zum Beispiel, wenn ich von gestressten Krankenschwestern beinahe mit der Nadel aufgespießt wurde, weil sie mir Blut abnehmen wollten. Aber ich hatte stets geglaubt, dass mir das immer noch lieber wäre als …sagen wir, das ewige Nichts. Aber das war pure Ignoranz gewesen. Der Tod ist echten Schmerzen tausendmal vorzuziehen. Nach einiger Zeit fühlte sich mein Auge – oder vielmehr die Zellen im Fettgewebe ringsherum – wieder gut an, sogar großartig, und da war meine Hand, da waren die kühlen roten Blütenblätter auf dem Boden. Ja, ich konnte mit dem Auge tatsächlich sehen. Ich blickte auf.
    Vor mir hockte 2 JS . Schweißperlen bedeckten sein Gesicht wie die Schuppen eines Gilamonsters. Seine Hände steckten in großen, langen Hailederfäustlingen. Die Daumen waren mit Chilipaste überzogen. Er nahm meinen Kopf und schüttelte mich wie ein Terrier, der ein Eichhörnchen tötet.
    » NIMM DEINEN PARASITEN FORT !!!« , sagte er. » FERTIG !«
    Ich konnte nicht mal antworten, da schob er mir auch schon die Daumen in die Augen. Diesmal schrie ich wirklich. Ich schrie lange Zeit, und als ich dann gierig und krampfhaft Luft holte, stellte ich fest, dass ich Chilirauch einatmete, weil sie mir das Rauchfass an den Mund hielten. Ich fühlte mich – ich glaubte sogar –, dass sie mich von innen nach außen gekrempelt und in Schwefelsäure getunkt hatten.
    Irgendwann merkte ich, dass ich keine Schmerzen mehr verspürte. Eine nektargeschwängerte Brise streichelte mein Gesicht. Ich erkannte, dass ich flach auf dem Boden lag, den Kopf zur Seite gedreht. Ich machte das gute Auge auf und sah etwas Seltsames: das blanke, schwarze Perlauge eines langen, rüssligen, stachelhaarigen Rattenwesens starrte mich an. Es war eines der beiden Gürteltiere, und es leckte mir das Auge. Ich wollte voller Ekel zurückzucken, doch man hielt mich nach wie vor fest, und ich brachte nicht mehr als ein Zittern zustande.
    »Hun tzunum-tub tz-ik-een yaj« , sagte der Necker.
    Heftige Schmerzen dehnen die Zeit, darum weiß ich nicht, wie oft 2-Juwelenbesetzter-Schädel sagte: »Nimm dein Uay zurück.« Vielleicht zehn Mal – oder hundert Mal. Irgendwann wurde seine Stimme dünn, und der Necker übernahm und brüllte mir Exorzismusformeln ins Ohr, und ich begriff, dass sie mich lediglich aus Wut folterten und dabei versuchten, Jed aus Schakal hinauszutreiben, wobei sie wahrscheinlich der Theorie folgten, dass ich dann meinen Zwillingin 2-Juwelenbesetzter-Schädel mitnehmen würde. Ab und zu begann der Necker den Beruhigungsspruch: »Ukumil can   …« , und ich bekam einen Anfall von Hoffnung und Verlangen, als käme der Kellner des Restaurants, wo ich in die Habanero gebissen hatte, mit einem schönen großen Mangomilchshake auf mich zu und hielte ihn mir unter die Nase … doch dann verstummte der Necker. Mir ging es irgendwann gar nicht mehr so sehr um den Schmerz, sondern nur noch um die Salbe, und dann kamen sie wieder mit dem Chili an. Drei Milliarden Jahre später war kaum noch etwas von mir übrig, nur ein Häufchen kriecherischer Panik, doch irgendwann bekam ich das unbestimmte Gefühl, dass sie es aufgaben, und ein bisschen später hörte ich 2 JS sagen: »Ch’an.«  – »Genug.«
    »Xa‘ nänb‘äl-een chäk‘an«, hörte ich 3-Blaue-Schneckes Stimme. »Wir sehen ihn auf der Strecke.« Vielleicht lag es nur an meiner vermurksten Wahrnehmung, aber ich hatte den Eindruck, als klängen ihre Stimmen dringlicher als vorher, als enthielten sie eine wachsame Anspannung. Hmm.
    Die Wächter klaubten mich auf und marschierten mit mir hinaus in vegetabile Feuchtigkeit. Diesmal war bei mir natürlich keine Augenbinde nötig, aber ich konnte erkennen, dass es inzwischen dunkel geworden war. Sie führten mich eine Treppe mit vierzig grob gehauenen Stufen hinunter in ein großes hölzernes Rundhaus und fesselten mich in einem Schwitzbad zwischen zwei zischende Fackeln auf eine Holzplatte. Ich versuchte, die

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