Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
Vom Netzwerk:
der Luft darüber, wie Ektoplasma es tun sollte. Ich wurde gewaltsam am Boden festgehalten und blinzelte mir Staub und Blut aus den Augen.
    Das bist du nicht, dachte ich. Mach dir nichts vor. Das ist ein anderer. Obwohl er grob dieselbe Größe, Figur und das Alter hat und ungefähr die gleichen Hirschflecke. Nein, das bin ich nicht …
    Autsch. Verdammt. Was ist mit meiner Brust? Ich verdrehte die Augen so weit, bis ich etwas sehen konnte. Ein Geblüt hielt eine Obsidianklinge zwischen den Fingern und schob sie unter dem Brustbein ins Fleisch. Er zog sie im konvexen Bogen bis zum Schlüsselbein hoch und symmetrisch wieder nach unten, sodass sich eine Mandorla ergab. Und diesmal wurde es übrigens wirklich mir angetan, nicht dem Ersatz-Ich. Er kniff in die Spitze der Haut und zog sie nach oben ab. Autsch. Autsch. Das tut wirklich weh. Die Schläge, das Chili, der Einlauf, das hatte alles sehr wehgetan, aber das hier, au, ijau, das war wirklich harrrraaaaiiiiIIII …
    Mit einem kleinen Plopp löste sich ein Hautstreifen von einem Zentimeter Breite und zehn Zentimetern Länge. Einen Moment lang hielt der Jäger ihn hoch, mit der Innenseite zu mir, an der kleine Fettkügelchen glänzten, und das Licht schien von hinten hindurch, sodass ichdie vertraute Kolumne blauer Hieroglyphen erkennen konnte, mein Neun-Schädel-Rang-Tattoo.
    Wurde ich bewusstlos? Ich weiß es nicht. Schließlich kann man Bewusstlosigkeit nur aus den Wirkungen folgern, genau wie Dunkle Energie. Irgendwann wurde ich in eine Baumwollfilzdecke gelegt. Vier Hände drehten mich herum, als man mich einwickelte, und ich glaubte wieder zu ersticken. Speerschäfte lagen bei mir in der Rolle, wahrscheinlich als Tarnung. Und inzwischen – und trotz Schakals Erziehung – weinte und wimmerte ich ein existentielles »Warum, warum, WAAARUUUM !?!?« à la Nancy Kerrigan, am Boden zerschmettert, weil ich nicht tot, weil ich kein Geist, weil ich noch immer gefangen, weil ich nicht ich war.



(35)
    Zuerst stieg ein Geschmack oder die Erinnerung an einen Geschmack in mir auf, den ich irgendwie als Muttermilch erkannte, und dann weitere prävisuelle Erinnerungen, bei denen ich eine Weile brauchte, bis ich begriff, dass sie nicht mein Eigentum waren, sondern Schakal gehörten. Dass ich einen Körper hatte, wusste ich, weil jeder Quadratmillimeter piekte, als hätte ich Brotkrümel unter der Haut, und ich konnte mich nicht kratzen, konnte mich kaum rühren in der fettgetränkten Hülle. Muss mich kratzen, muss mich kratzen … und dann sammelte sich das Pieken in der Brust, wo ich dem Gefühl nach einen halben Quadratmeter Haut eingebüßt hatte. Schließlich ließ es nach, und eine lange Zeit steckte mein ganzes Selbst nur noch im Hals, einer weiten gefurchten Nazca-Salzwüste, Durst, Durst, bis endlich nach Jahrhunderten ohne einen Millimeter Niederschlag jemand in der grellen Sonne mein Gesicht aufdeckte, mit salzigem Maisschleim bespritzte und wieder zudeckte. Während der lang abfallenden Kurve meiner Erleichterung wurde mir bewusst, dass ich noch eine Zunge hatte, geschwollen wie eine dicke ausgetrocknete Dillgurke, aber trotzdem noch vorhanden, und dass mein Gesicht nur mit einer dünnen Lage Stoff wie Mull abgedeckt war und ich fast normal atmen konnte. Mir schien, dass es Nachmittag war und eine Gruppe Träger das lange schmale Bündel mit mir darin im Zickzack einen Berg hinauftrugen, nach Osten ins Hochland, über Hängebrücken und an reißenden Bächen entlang.
    Warum machten sie sich die Mühe, mich zu retten?
    Die Harpyien wollten die anderen Hohen Häuser reinlegen. Das musste es sein. In Ix sollte jeder glauben, ich sei tot. Also, das ist großartig, wie? 2-Juwelenbesetzter-Schädel hat es sich anders überlegt. Er hat entschieden, dass du noch zu etwas gut sein könntest. Er will dich am Leben erhalten.
    Hmm. Vielleicht hatte er die Jagd angesetzt, um die Zeit zu überbrücken, bis die vorhergesagte Eruption sich ereignete.
    Ja. Und jetzt, wo ich die Zeit hatte, wirklich darüber nachzudenken, kam ich zu dem Schluss, dass es Quatsch gewesen wäre, wenn all diese Kerle draußen vor der Tür Ur-Gotcha spielten, obwohl sie genau wüssten, dass gleich der Himmel einstürzt. Sie wären zu Hause geblieben, hätten sich vor ihre Hausaltäre gehockt und leise weinend ihre erbärmlichen Götter angefleht.
    Demnach musste der alte 2 JS sich also ausgerechnet haben, dass meine zeitliche Vorhersage der Eruption viel genauer war als die der hiesigen Geomanten,

Weitere Kostenlose Bücher