2012 – Das Ende aller Zeiten
tot«, sagte ich. »Mein wirklicher Name ist Jed DeLanda.«
»Jed DeLanda?«, fragte er.
»So ist es«, sagte ich. Er hatte es genau so ausgesprochen wie ich. Er war ein Jäger und darin geübt, Tierstimmen nachzuahmen.
»Und woher kommst du, Jed neben mir?«
»Ich komme aus der Nähe von Ix«, sagte ich.
»Von wann kommst du?«
»Ich komme aus dem dreizehnten B’ak’tun«, antwortete ich.
»Wahrscheinlich findet 2-Juwelenbesetzter-Schädel über uns nicht, dass wir das wissen müssen.«
»Nein.«
»Eeeh.« Wir hatten sofort Kontakt, dann sah er wieder geradeaus. »Wie ist es dort?«
»Nun, wir wissen eine Menge Dinge«, sagte ich, »und die Leute bauen Städte, die größer sind als Teotihuacán. Und im dreizehnten B’ak’tun würden wir jetzt nicht laufen, wir würden dahingleiten in großen Schlitten auf Rollen. Nur dass sie ihre Rollen mitnehmen, damit man sie nicht zu ersetzen braucht. Und wir kämen viel schneller voran als hier.«
»Eeee. Also bist du schon einmal in der Stadt der Schneiden gewesen?«
»Ja, aber im dreizehnten B’ak’tun sind da nur tote Steine.«
»Und du dicht neben mir weißt, was nordwestlich von Teotihuacán wirklich ist?«
»Ja.«
»Was ist dort?«
Ich sagte, dass da oben noch viel mehr Land sei und dann Meere und dann noch mehr Land auf der anderen Seite der Welt, die rund sei wie ein Ball. Ich sagte, dass Menschen und Dinge nicht herunterfallen, weil der Ball sie anzieht wie ein Magnetstein andere Magnetsteine. Ich erwähnte, dass sich die Erde um die Sonne dreht, die ein noch viel größerer Ball aus Feuer sei.
»Aber die nullte Haut brennt auch«, sagte er.
Ich sagte ja, die Erde sei in der Mitte heiß.
»Ist das unterhalb von Xib’alb’a?«, fragte er.
»Es gibt kein Xib’alb’a«, entgegnete ich. Vielleicht ein bisschen gereizt.
»Ich weiß es aber genau«, sagte er. »Ich habe es gesehen.«
Richard Halliburton, der zweimal überallhin und zurück gekommen ist, hat einmal gesagt, die Menschen seien überrascht, wenn sie ihn fragten, welches das schönste Land sei, das er gesehen habe, und er antworte: Mexiko. Und obwohl es gründlich herabgewirtschaftet wurde, seit er es besucht hat, ist seine Antwort keine Überraschung für die Menschen, die dort oder aus der Nähe herkommen. Viele hätten behauptet, dass die alte Straße von Veracruz nach Puebla die schönste Strecke von ganz Mexiko ist. Doch wenn man versucht, einen Geschwindigkeitsrekord über Land aufzustellen, ist man nicht in Touristenstimmung. Wir trieben und ackerten.
Die Straße führte bergauf. Wir kamen an so vielen unbedeutenden Orten vorbei, dass ich nach dem vierhunderfünfundfünfzigsten nicht mehr mitzählte. Stellen Sie sich den Ausdruck »Dorf auf Dorf« vor, mit einem Balken oben drüber, der besagt, dass es sich unendlich wiederholt. Jedes hatte seine eigene armselige kleine mul oder auch zwei, die im Kreis der Hütten standen. Schwärme schlecht ernährter Kinder und Banden aus dem gesellschaftlichen Bodensatz versuchten, die etwas hilfloser wirkenden Reisenden auszurauben. Irgendwann am Nachmittag, wir joggten außer Sicht irgendwelcher anderer Karawanen zwischen flachen Hügeln entlang – oder vielmehr die Träger joggten, während wir sie antrieben –, hörte ich einen Schwarm Vögel aus dem Norden auf uns zukommen. Seltsam daran war, dass es lauter unterschiedliche Vögel sein mussten, nach den Rufen zu urteilen, Möwen und Stare und Krähen und Guacharos alle durcheinander, was eigentlich nie vorkam, und als sie über uns waren, sah ich, dass es ein Schwarm aus Hunderten Hellroter Aras war, große blau-rot-gelb-schwarz-weiße Tiere wie fliegende Schimpansen im Clownskostüm, aber mit langen breiten Schwänzen. Hun Xoc, der nur ein paar Schritte vor mir war, sprang vom Rücken seines Trägers, trat aus der Reihe, legte die Hände um den Mund und sang zu ihnen hinauf:
»Ah yan. Yan tepalob’ ah ten Ix tz’am!
Ah ten popop u me’enob nojol,
U be koch u than a puch tun
Yan I pa cabal u tz’oc t’u men …«
»All ihr Aras, ihr stolzen Wesen, geht
Und sagt denen in Ix, in unserem Süden,
Geht und sagt unseren Großvätern
Geht und sagt unseren Kindern,
Unseren Brüdern, unseren Frauen,
Singt in unseren Gärten, unseren Höfen,
Sie sollen geduldig und tapfer auf uns warten,
Auf uns warten, auf uns warten …«
Der Schwarm breitete sich aus, zog sich wieder zusammen und schien sich umzustülpen, als die Vögel mit synchroner Flügelbewegung einen
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