Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
Vom Netzwerk:
glichen den Verlust ihres zerquetschten Kameraden aus und senkten ein wenig die Schilde. 12-Kaiman befahl ihnen, die Schilde nach Süden hin zu neigen. Das taten sie, und die Steine und Leichen glitten besser daran ab. Unsere Formation rückte vor, zuerst zwei Stufen auf einmal, dann vier und dann acht. Gila-Geblüte tobten um mich herum. Wahrscheinlich dachten sie, ich sei getroffen worden. Ein- oder zweimal wollte mir einer aufhelfen, doch ich winkte ihn weg. Schon gut, Junge, ich ruhe mich nur eine Sekunde aus.
    Ich lehnte die Stirn gegen die Stufenkante. Aaah. Mir fiel auf, dass meine Keule irgendwann abgefallen war. Meine rechte Hand war noch geballt und wollte sich nicht von allein öffnen. Es gelang mir, sie mit der linken Hand flach zu machen, und ich drückte sie gegen den warmen Putz. Aaaaah. Ein Segen. Nur noch eine Sekunde. Rechts und links von mir stapften Rassler-Geblüte vorbei. Ich sah ihre Muschelfußkettchen klappern wie Tambourinschellen. Wo war Hun Xoc, fragte ich mich. Wo war Gürteltierschiss? Na, gleich würde ich sie wiederfinden.
    Ich schloss die Augen. Verdammt. Von dem zerstäubten Pulver in der Arzneikammer bekam ich noch immer Timothy-Leary-Flashs in psychedelischem Orange. Ich atmete ein paar Mal tief durch. In der Luft hing nun ein leichter Geruch nach verbranntem Fett, diesem Grillduft des Teufels. Das löste in mir die tierhaft-instinktive Erkenntnis aus, dass dies ein Ort des Todes war, von dem man sofort fliehen musste. Doch hier oben gab es noch frische Luft. Zumindest kamen wir aus dem Rauch heraus. Bring das Viehzeug nach oben,dachte ich. Amphibien sind empfindlich. Wenn sie Rauch einatmen, sterben sie.
    Eine Hand schloss sich um mein Handgelenk. Ich machte ein Auge auf und guckte.
    Gürteltierschiss und zwei Gila-Geblüte waren wieder heruntergekommen und hatten mich gefunden. Sie nahmen mich unter den Achseln und trugen mich hoch. Ich versuchte, sie zu unterstützen, doch meine Beine knickten ein. Einer der Gilas hielt einen Schild vor mich, der mit nassen Mantas umwickelt war, um mich vor der Hitze zu schützen. Platz da, dachte ich, hier kommt ein VIP. Wir gelangten auf die Plattform der Schnauze, die abgeflachte Pyramide, die aus der Haupt- mul hervorragte, und drängten vorwärts.
    Ein mittelgroßer toter Puma hüpfte träge zu uns herunter wie ein Felsbrocken in einen Tiefseegraben. Gürteltierschiss nahm die Abwehrhaltung des Hüftballspielers ein, stoppte die Leiche und schaffte sie mit zwei Tritten zur Seite. Gut gemacht. Nehmt den Jungen unter Vertrag. Er riss mich hoch und weiter.
    Ich glaube, ich bin vielleicht sogar ein paar Sekunden eingeschlafen. Man sollte meinen, dass es schwerfällt, mitten in der Schlacht zu schlafen, aber tatsächlich passiert das den Soldaten ständig. Die Wirkung ihres Adrenalins lässt nach, und zack, liegen sie über ihrem Gewehr und schnarchen.
    Irgendwann setzte Gürteltierschiss mich ab.
    Hier war es beinahe kühl. Ich bekam beide Augen auf.
    Ich war auf allen vieren und blickte auf einen mit silbernen Muscheln gefliesten Boden. Darüber waren goldglänzende Scherben gestreut. Als ich den Kopf hob, sah ich, dass sie zu Zehntausenden in großen Verwehungen dalagen. Ich nahm an, dass sie aus geschliffenem Pyrit bestanden und die Scherben des gigantischen Hohlspiegels der Pumas waren. Sie mussten ihn zerschlagen haben, ehe wir oben ankamen, damit wir ihn nicht erbeuten konnten.
    Ich begriff, dass wir es geschafft hatten.
    Das ist es, dachte ich. Jetzt bin ich ganz oben, Ma.
    Wenn man dem imperialen Schwindel glaubte, befanden wir uns jetzt genau über Herz, Nabel und Schoß des Universums. Die vierteilige Höhle unter der mul war der ursprüngliche Nabel, wo die Raucher am Ende der letzten Sonne Rat hielten, als Räudebubi ins Feuer sprang und zu der Sonne wurde, die nun verloschen war.
    Schließlich bekam ich sogar den Kopf hoch. Ich schaute mich um.
    Sie hatten mich in die Nähe der Tempelveranda gesetzt, etwa zwanzig Armlängen nördlich der obersten Stufe, sodass ich Angriffen von unten nicht so ausgesetzt war. Ich war auch gegen die direkte Hitze der Brände abgeschirmt, und wir waren hoch genug, um ein bisschen Luftbewegung zu spüren, obwohl noch immer Windstille herrschte. Vielleicht werden wir überleben, dachte ich. Zumindest ein Weilchen.
    Ich kroch zum Rand der Plattform und spähte über den Rand. Hu. Schwindel. Wenn man aus dieser überfüllten, halb unterirdischen Welt in solche Höhen aufgestiegen war, dann war das in etwa

Weitere Kostenlose Bücher