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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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war mit hellgrüner Jade verziert, und die mittlere bestand ganz aus geschliffenem Pyrit. Die Räume schienen voller Leute zu sein, doch kurz darauf stellte sich heraus, dass die meisten der Gestalten dort drinnen Mumien waren. Vier Diener trugen den lebenden Gott aus der zentralen Tempelkammer. Kot-Locke saß mit gekreuzten Beinen an Kissen aus Pumafell gelehnt in einer kleinen überdachten Sänfte. Er war mit orangeroten Federn und einer orangefarbenen Federmaske bekleidet. Der einzig sichtbare Teil seines Körpers waren die Knochenhände, die mit rotem Zinnober bemalt waren, und ein Stück runzliges Bein über dem rechten Knöchel. Er sah aus … tja, er sah aus wie ein sterbender Gott, wieeiner, der durch die Nähe des Todes noch mächtiger wird. Und auch nicht gerade wie ein gutartiger. Wenn sie mich geschickt hätten, um mit ihm zu verhandeln, würde ich mir längst die Stirn an den Steinplatten wund stoßen und murmeln: »O Großer, bitte mach, dass meine Hinrichtung schnell geht.«
    Zehn Armlängen vor Koh blieben sie stehen. Sie setzten ihn nicht ab, obwohl es die beiden auf Augenhöhe gebracht hätte, wie es das Protokoll verlangte. Koh ignorierte die Beleidigung.
    »Du auf einer Höhe mit mir, wirst du ein gelbes Seil annehmen?«, fragte Koh.
    »Ich neben dir spreche für Hurrikan«, sagte er. Seine Stimme klang wie Bergwerksmaschinen. »Wenn er in Kürze von der Jagd zurückkehrt, was dann?«
    »An diesem Tag werdet ihr alle neben mir eure Linie wiedereinsetzen«, sagte Koh. »An diesem Tag wird Sternenrasslers Brut weit entfernt nisten.«
    Im Grunde bedeuteten Kot-Lockes Worte, dass Hurrikan, der Alte Mann des Sturms, nur ein bisschen Urlaub mache und Sternenrassler deshalb einen Tag für ihn eingesprungen sei. Mit anderen Worten, er drehte es so, als hätte sein Gott das alles genau so längst geplant. Was Koh gesagt hatte, hieß im Grunde, dass sie an einem Tag in naher Zukunft – der in Kürze auszuhandeln wäre – Kot-Locke und die übrigen Gefangenen freilassen und sie und ihre Anhänger sich woandershin begeben würden.
    Erneut schwieg alles. Wie üblich machte jener Teil meines Ichs, der aus dem 21. Jahrhundert kam, sich ein bisschen über die Situation lustig. Was für ein Haufen gedrechselter Blödsinn. Da unten waren diese armen Menschen, die kämpften und schrien und eingeäschert wurden, und wir nahmen uns trotzdem die Zeit, das ganze ausgefeilte Protokoll abzuarbeiten. Andererseits verstand meine Eingeborenenseite, dass solche Leute ihre dummen Rituale nicht bloß ausführten . Sie lebten diese dummen Rituale. Wenn wir nicht die vorgeschriebenen Schritte durchliefen, wäre gar nichts passiert.
    Und ich muss sagen, in dieser angespannten Situation bewahrte Koh kühlen Kopf. Wir waren zahlenmäßig weit unterlegen und voneinem Haufen Leute umringt, die uns wirklich hassten. Hätten die sich aufgerafft, hätten sie uns auseinandernehmen können. Sofern uns alle nicht vorher das Feuer erwischte.
    Schließlich gab es so etwas wie eine schweigende Abstimmung, und die Pumas ließen ihre Obsidianmesser fallen. Als sie auf dem Boden zerbrachen, klirrten sie leise wie Weihnachtskugeln, die vom Baum fallen. Vielleicht war es nur Fatalismus. Vielleicht glaubten sogar die meisten Pumas, dass alles, was jetzt geschah, vorherbestimmt sei, dass alles, was die Hohen Häuser taten, unausweichlich wäre und dass sie nun einen neuen Herrn hätten.
    Zwei der höchsten Gila-Geblüte banden Kot-Locke ein gelbes Seil um die Brust, das Zeichen einer Geisel, die vielleicht getötet, vielleicht aber auch ausgetauscht wird. Sie trugen ihn zum Rand der Treppe und zeigten ihn den Pumas unten.
    Zwei von Kohs Männern schleppten ein schrottiges Sprachrohr an den Rand der Plattform. Sie hielten die Pinguinfrau an das Mundstück. Als sie hineinsprach, klang ihre dünne, leiernde Stimme gewaltig, übermenschlich.
    »Ihr unter uns, ihr Schwalbenschwänze, Pumas,
    In Reichweite unserer Speere …«
    Sie befahl den Puma-Geblüten stehen zu bleiben, wo sie waren. Wenn sie auch nur einen Schritt auf die mul zugingen, drohte sie ihnen, würden wir die Geiseln töten und die Knochen ihrer Ahnen aus dem Heiligtum werfen.
    Der Kampflärm unten verklang. Ein paar arg mitgenommene Rassler-Geblüte kletterten zur Plattform herauf. Die Puma-Angreifer nahmen die Sache offenbar sehr ernst. Um mich herum sammelte sich eine kleine Schar von Invaliden, Gila- und Rassler-Geblüte, die nicht so schwer verwundet waren, dass sie gar nichts

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