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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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hörten alle auf die Coderufe der Hauptleute am Rand der Formation und hofften, dass der Kampf sich zu unseren Gunsten wendete. Doch das würde nicht passieren. Die einzigen Rufe, die wir hörten, waren Warnschreie, Krähenlaute von 1-Gilas Männern, die bedeuteten: Wir halten nicht mehr langedurch. Eine neue Salve Speere sauste heran und fuhr nur ein kleines Stückchen östlich von uns zischend zwischen die Geblüte.
    Komm schon, dachte ich.
    Wir stimmten nicht ab. Alle signalisierten mit Blicken ihr Einverständnis.
    12-Kaiman, 1-Gila und Koh gaben drei Versionen des Befehls. Er lief durch die Reihen: »Greift die Hurrikan- mul an.«
    Das hieß als Erstes, nach rechts durchzubrechen und alles darin zu legen, nach Norden zu gelangen. 12-Kaiman ging an seine Kommandoposition bei der Vorhut zurück. Er befahl seinen Männern, eine breite Formation zu halten. Wenn wir uns in die Länge streckten und die Pumas uns in der Mitte teilten, wäre das unser Ende.
    Es folgte noch eine schwierige Warteminute. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie wir von oben aussahen. Wahrscheinlich wie ein Lutscher, denn eine lange Reihe quetschte sich in die Gasse, und ein runder Teil versuchte, auf den Platz der Pumas vorzudringen.
    Dann würde ein Ring von Puma-Geblüten das Zuckerstück umgeben, während hinter ihnen die dichter werdende Menge aus Pilgern und Städtern auf den versenkten Platz hinabdrängte.
    Es geht weiter, signalisierte Hun Xoc.
    Ich hob meinen Schild.
    Unsere Marschschlange hielt an, als würde sie sich winden, und dann, als 12-Kaiman den Befehl zum Angriff gab, schoss sie vorwärts auf den Platz. Sofort schwenkten wir nach rechts und schlängelten uns an der hohen Ostmauer entlang. Wenigstens waren wir auf einer Seite geschützt. Links glühte meine Haut schon von dem Freudenfeuer.
    Wir marschierten. Unsere Flanke wurde von Pumas angegriffen, nur drei Leute weiter neben mir. Von unseren Geblüten fielen einige, und niemand hob ihre Leichen auf – womit wir unseren Feinden ermöglichten, uns bis in die x-te Generation zu verfluchen; das sollte Ihnen eine Vorstellung vermitteln, wie verzweifelt die Lage inzwischen war. Verdammt. Heiß. Meine Schulter pellte sich. Zu heiß. Aber wir wurden noch weiter zum Feuer gedrängt. Wie konnte diese Menschenmenge es aushalten, immer dichter heranzukommen?
    Weiter. Weiter. Kann nichts sehen. Was ist los? Heiß, so heiß. Ichhörte Geräusche eines blutigen Kampfes am Rand der Schildkröte. Was ging da vor sich? Ich schaute nach hinten, konnte Kohs Leute aber nicht sehen. Und die Viecher. Müssen weiter, oder die Viecher werden gebacken. Verdammt.
    Ich hörte auf zu denken. Irgendwann bogen wir nach rechts in den Strom der Leute, die die Treppe hinuntereilten. Das waren wenigstens keine Krieger. Es waren vornehme Leute, Würdenträger. Alte Leute. Wir rasselten in sie hinein. Sie wirbelten zu uns herum, von unserem Angriff überrascht, waren aber mehr auf ein Entkommen erpicht als auf Kampf. Wir gelangten an die Treppe, die auf den unteren Stufen zur Hälfte mit Leichen bedeckt war. Ein paar von 12-Kaimans Harpyien-Geblüten suchten sich einen Weg die ersten Stufen hinauf und stachen mit ihren Speeren nach den Alten, die weiterhin von oben herunterkamen. Und nach ihnen hätte der Rest unserer Formation hinaufstürmen sollen.
    Doch die Geblüte um mich herum zögerten. Besonders die Gilas blieben murrend zurück. Ich schaute nach oben.
    Über 4-Sonnenschauers Schulter starrte das dreistöckige Heiligtum auf dem Gipfel der mul finster aus dem braunen Nebel auf uns herunter. Es wirkte weit entfernt und hatte etwas Einschüchterndes. Zwei große, T-förmige Fenster bildeten die Augen, und die vier Eingänge zum unteren Heiligtum ergaben ein Zahnlückengrinsen. Man könnte sagen, es wirkte wahnsinnig, unmenschlich, Grauen erregend. Das ganze Ding kam mir so hoch vor wie der Eiger von Interlaken aus gesehen. Das Heiligtum war ein feindseliger Riese. Du schaffst es nie zu mir herauf, sagte er und lachte.
    An einem gewöhnlichen Tag diesen Fels zu erklimmen bedeutete für jeden außer einem Puma den sofortigen Tod. Und nicht nur den Tod durch Hinrichtung, sondern durch etwas, das man selbst im 21. Jahrhundert als übernatürlich bezeichnen würde. Es wäre genau so, als ob ein mittelalterlicher Bauer im Petersdom das Mittelschiff entlangspazierte und seinen Darm auf dem Altar entleerte. Man würde erwarten, dass ein himmlischer Blitz ihm den Hintern wegschmorte oder etwas in der Art. Die

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