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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Steilhang hinunter und kommt durch einen Gang im Kalkstein zu einem aus dem Fels geschlagenen Balkon, von dem aus man die ganze Grotte überblickt. Unter einem steigen die Wellen ungefähr drei Etagen weit hoch, das Höhlendach ist etwa zehn Stockwerke über einem, und man versucht, diesen unzähligen, hin und her wimmelnden Hügeln aus Fett und Knochen irgendeinen Sinn zu entnehmen. Die Kühe schreien, wenn die Zweitausendpfundbullen sie besteigen; die Junggesellen und die dominanten Bullen bellen einander stundenlang ununterbrochen an, und das Gebrüll hallt von dem feuchten, mitschwingenden Stein wider. Wenn man heutzutage den Ausdruck »Furcht erregender Lärm« hört, denkt man an etwas von Menschenhand, an Presslufthämmer, an warmlaufende Triebwerke von Monsterjets, an Artillerie und Explosionen und was weiß ich. Doch obwohl der Lärm in dieser Höhle zu einhundert Prozent natürlichen Ursprungs ist – und sich wahrscheinlich seit Jahrmillionen nicht geändert hat, ja, sich vermutlich nicht sehr von den donnernden Balzplätzen von Iguanodonten und Pentaceratops-Herdenunterscheidet –, wirkt er dennoch beängstigender als irgendetwas, das man je hören wird. Er lässt sich kaum ertragen und mit Sicherheit niemals vergessen. Ich machte winzige Schritte vorwärts. Irgendetwas an dem Geräusch verriet mir, dass die Wesen sich rührten, die Schwingen ausbreiteten, um herauszuschwärmen, wenn diese Sonne an 4 Ahau begraben wurde. Endlos würden sie hervorströmen, Tunob und K’atunob und ein B’ak’tun nach dem anderen lang, sich über die Welt verbreiten und wachsen und leben. Wenn Sie noch nie gesehen haben, wie Fledermäuse aus einer großen Höhle ausfliegen, kann ich es Ihnen nicht beschreiben. Das Furchterregendste daran ist, wie endlos ihr Strom erscheint. Man könnte glauben, dass es im Erdinnern nichts anderes gibt als Fledermäuse.
    Ich ertaste mir meinen Weg im die Öffnung herum. Mittlerweile konnte ich sagen, dass all das Blöken und Bellen zu viel Varianz und Wiederholungen aufwies, als dass es zufällige Laute darstellen konnte, und ich hielt eine Zeit lang auf meinem Feld inne, um herauszufinden, was sie sagten.
    Hm, das ist wirklich irgendeine Sprache, dachte ich. Aber keine, die ich je gehört hätte; ich hätte sogar gewettet, dass es nicht einmal eine menschliche Sprache war, und einige Silben erinnerten mich an die Fluchsprache, die Brüllaffen benutzen. Wenn ich sie ein wenig deutlicher verstehen würde, wenn ich ein bisschen länger hierbleiben könnte … ich glaube fast, dass ich sie zu entschlüsseln wüsste … aber LEON hatte wieder gezogen, LEON hörte nicht auf zu denken, während meine Uhr tickte, und die Sonne bewegte sich ostwärts auf 4 Ahau zu, und … ICH MUSS WEITERZIEHEN , dachte ich und schob meinen achten Schädel zwei Felder vor; ich wollte nicht zu defensiv reagieren. LEON darf die Initiative nicht zurückerlangen, dachte ich. Jetzt war ich an der Grube vorbei, an einem Punkt, wo es so schien, als könnte ich mir den Felsblock über mir ansehen. Von hier war kaum zu glauben, dass ihn noch irgendetwas stützte. Wenn er je von seinem Platz rutschte und herunterrollte, würde er mich zerquetschen wie eine Zecke unter einem eisenbeschlagenen Stiefelabsatz. Doch noch wichtiger war, dass er die Höhlenöffnung verschließen würde, und dann kämen diese Wesen niemals heraus. LEON zog sich ein Feld zurück.Ich zog ein Feld vor an eine Stelle, wo es sich anfühlte, als könnte ich die Hand zu dem Felsblock ausstrecken und seine Unterseite befühlen.
    Hoppla.
    Der Fels bewegte sich. Entsetzen. Auf meinem Sessel schreckte ich zurück, rollte mich zu einem kleinen Ball zusammen, als donnerte der Felsen schon auf mich herunter, und dann, nach einer Weile, als klar war, dass es mich noch gab, tastete ich wieder nach dem Felsen. Ich war noch dort, wo immer dort ist, und der Felsblock ruhte nach wie vor auf seinem Massezentrum und schwankte auf seinem winzigen Hebelpunkt nur leicht im Wind. Er war ein Schaukelstein wie an der Pagode mit dem Goldenen Fels im birmanischen Kyaikto, der von seinem Platz zu rutschen scheint. Man kann nicht fassen, dass er nicht längst heruntergefallen ist. Doch er liegt dort seit wenigstens zweitausend Jahren; weiter reichen die historischen Aufzeichnungen nicht zurück. Ich spürte, dass der Stein ein klein wenig aus dem Gleichgewicht geraten war, dass er sich um eine Winzigkeit stärker in die eine Richtung neigte, nach Westen, dass er vor die

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