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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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war, als stände ich irgendwo in der Nähe von Vancouver, und es wäre der 10. Dezember, elf Tage vor 4 Ahau, und ich blickte mich im Nebel um und könnte nicht viel sehen – aber dennoch, ich hatte das Gefühl, der Nebel brenne weg und die Sicht würde sich klären. LEON zog. Okay. Dort nicht, dachte ich. Aber dort. Nein. Dort auch nicht. Dort ebenfalls nicht. Dies nicht, das nicht. Ich blätterte durch die Profile. Die meisten bestanden nur aus Namen mit Kontakten aus sozialen Netzwerken. Einige waren auch nur Kontakte ohne Namen. Einige waren bloße Benutzernamen. Überprüf sie trotzdem, dachte ich. Nimm, was du kriegen kannst. Okay. Da. Da nicht. Nicht er. Er auch nicht. Jetzt war es mir, als könnte ich die Schnur fast wieder berühren, nur dass sie mittlerweile hierhin und dorthin sprang, mir im Sturm immer wieder entwischte. Da. Ich packte sie. Irrelevante Bits fielen ab wie Schneeflocken, die in der Luft schmelzen. Verfehlt. Komm schon. Zieh. Ich zog. Okay. Nun wurde wirklich alles klarer. Oder eher … hmm. Sie waren nicht klarer, was die Form anging, sondern nur in Bezug auf das Licht … das Licht …
    Hm. Vor mir war ein Leuchten, eine Farbe, ein brillantes Hellrot wie die Farbe des Lacks an Maximóns Fingernägeln in San Cristóbal Verapaz. Seltsam, dachte ich. Rot gehört in den Südosten. Was macht es hier im Grauen Land? Ging ich in die falsche Richtung? Vielleicht …
    Piep. LEON zog.
    Hm.
    Hellrot. Okay.
    Ich zog. Sieben Schädel. Er zog. Sechs Schädel. Ich zögerte. Ich zog. Nur noch fünf Schädel. Er zog. Vier Schädel. Ich setzte an zu ziehen. Nein, halt! Ich nahm den Zug zurück. Verdammt. Ich dachte nicht besonders klar.
    Atme tief durch.
    Ich warf einen Blick auf das Zeitfenster. Drei Uhr nachmittags. Also dauerte die Partie nun fast acht Stunden Realzeit, länger als ich früher jemals zu spielen imstande gewesen war. Andererseits fühlte ich mich schlimmer denn je zuvor. Die Symptome schlossen Dysäquilibrium, verringerte Herzfrequenz und Schwierigkeiten ein, mich an meinen eigenen Namen zu erinnern. Ich hielt mich an den Kanten der Tastatur fest, als könnte sie in dem unwahrscheinlichen Fall einer Wasserlandung als Schwimmhilfe benutzt werden. Reiß dich zusammen, Jed. Das ist nun das Finale.
    Irgendwie gelangten die letzten Reste des Tzam lic in die Bioverfügbarkeit, ehe meine überstimulierten Synapsen kollabierten. Mir gelang es, mich zu fragen, ob die Farbe vielleicht noch ein Hinweis auf etwas anderes sein konnte, eine Form, ein Tier, irgendetwas, das mit der Farbe zusammenhing, etwas, das ich schon einmal gesehen hatte, eine Zahl vielleicht, oder ein Wort, eine Formulierung …
    Ich zog. Er zog. Drei Schädel. Zwei Schädel.
    Ein Wort vielleicht? Nein, zwei Wörter. Zwei kurze Wörter. Es war etwas, das ich schon einmal gesehen hatte, etwas, das nicht so klang, als ergäbe es besonders viel Sinn … was war es, was war es nur …
    Ich zog.
    Ein Schädel …
    Hell Rot.
    Keine Farbe. Ein Name. Genauer gesagt: ein Internet-Nickname.



(69)
    Im ersten Fenster rollte eine Dreizehnhundertkilometer-Kaltfront, dargestellt als aufbrausendes Gelb vor dem königsblauen Golf von Alaska, mit zwanzig Stundenkilometern nach Westen. Dem begleitenden Textfeld zufolge sollte sie gegen 5.30 Uhr pazifischer Standardzeit, in fünfzig Minuten also, die Küste von British Columbia erreichen. Dämmern würde es um 5.22 Uhr, einundzwanzig Minuten nach der geplanten Zugriffszeit. Im zweiten Fenster zeigte die unbearbeitete Sicht von einem Aufklärungssatelliten KH -13 Ikon links die dunkle Georgiastraße, die orangegelben Natriumdampflichter von Vancouver, die vom dunklen Fluss durchschnitten wurden, und rechts den langen Schweif weißer Lichter auf dem transkanadischen Highway, der in einem weiten U dem Fluss Fraser nach Osten folgte. Am Ende dieses Schweifs, am rechten Rand des Bildschirms, sah man gerade noch einen Lichtschleier, der von der Ortschaft Chilliwack herrührte. Das Textfenster listete ein paar allgemeine Tatsachen auf: dass Vancouver das zweitgrößte Zentrum für Biotechnik Nordamerikas war und die am schnellsten wachsende Stadt Kanadas, dass es ununterbrochen bei den vier Großstädten mit der weltweit besten Lebensqualität auftauchte, seine Bürger einen durchschnittlichen IQ von robusten 98 aufwiesen und – vielleicht im Widerspruch dazu, aber für uns relevant – die höchste Selbstmordrate aller Großstädte der westlichen Hemisphäre aufwies.
    Das dritte Fenster

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