2012 - Die Neue USO
Prä-Monos-Epoche gelungen, dessen zweidimensionale Aufzeichnung syntronisch- aufbereitet werden konnte; die sichtbar gemachte Szene initiierte unser Rennen.
Ich seufzte. Als Student des Fachbereichs Mikropositronik, ausgerechnet mit Lepso als Heimat, war die Frage der Finanzierung des Lebensunterhalts mitunter pikant. Um nicht im Sumpf des Illegalen zu versinken, mußte man sich was Besonderes einfallen lassen. „Zhdopanii, nehmt die Startpositionen ein!"
Die von Akustikfeldern verstärkte Stimme übertönte die Maschinen von insgesamt zwölf Booten kaum. Ich gab behutsam „Gas", bis der Doppelrumpfkeil über den Frugid-See glitt. Entlang der leuchtenden Kraftfeldbarriere, zwischen zwei Schwebebojen über fünfzig Meter aufgespannt, reihten wir uns auf. Riesig und unübersehbar glühte die holographische Projektion vor mir: rotes Licht und die digitale Anzeige des Countdowns. 30 - 29 - 28 - Ich berührte das Gaspedal und schloß, nach links sehend, das Helmvisier. Startnummer 3, Stephen Gham, mein schärfster Konkurrent, hockte im hellblauen Boot nebenan. Mit rhythmischem Flackern des Lichts verrannen die Sekunden. Ich starrte über die Wasserfläche. Grellrote Zylinder markierten den Kurs. 6-5-4-Das Licht färbte sich orange und wurde grün: 2 - 1 - START!
Kurz blendete mich der Schein, dann war er vorbei, und die Boote schössen davon. Ich wurde in den Schalensitz gepreßt - wir hatten natürlich auf eine Andruckabsorption verzichtet - und sah im Rückspiegel die von der Heckschraube weit aufgeschleuderte Fontäne.
Ein aufgerufenes Holofenster zeigte im oberen linken Blickfeldbereich die Übertragung der Schwebekameras in Weitwinkelprojektion: In breiter Front über das Wasser zischend und lange V-Wellen hellen Schaums hinterherziehend, rasten wir dahin.
An der ersten Boje meisterte ich die hier geforderte Rechtskurve. Fünf Körper, jeweils fünfzig Meter voneinander entfernt, markierten den Slalom-Parcours. Ich nahm Gas weg, mein Boot trieb seitlich aus, und als ich wieder beschleunigte, hatte ich fast die Ideallinie getroffen.
Es war mühsam gewesen, die richtige Technik beim Steuern, Gasgeben und Trimmen zu erlernen; jeder war entschlossen, sein Bestes bei diesem historischen Spektakel zu geben. Die lepsotischen Buchmacher waren nach anfänglicher Skepsis begeistert angesprungen und hatten uns unterstützt.
Der Motor heulte auf. Die anderen elf Boote blieben etwas zurück.
Bei der letzten Boje riß ich das Boot im 45-Grad-Winkel herum, beschleunigte voll und raste über die Dreihundert-Meter-Gerade. Gewaltiges Jaulen stach in meinen Kopf bis zum hintersten Winkel.
Die Boote erreichten, wie eine Messung ergeben hatte, bis zu 180 Kilometer pro Stunde! „Ich gewinne!" signalisierte Stephen über die Online-Verbindung, während er sein Boot neben das meine schob.
Ich grinste, drängte ihn an der nächsten Boje ab und antwortete: „Abwarten."
Acht Bojen kennzeichneten die nächste Slalomstrecke von fünfhundert Metern Länge. Stephen und ich lagen ständig Kopf an Kopf, und ich konnte mich auch nach der Haarnadelkurve und der folgenden Gerade, die zum Startpunkt zurückführte, nicht absetzen. Für Sekunden sah ich die Schwebeplattform, von der die Tribüne aufragte.
Stephen überholte mich in der zweiten Runde. Wasser übergoß mich in sprühenden Schwaden, trotzdem blieb ich an seinem Heck kleben.
Mit grimmigen Signalen reagierten die anderen Teilnehmer auf ihr Zurückfallen; deutlich registrierte ich die von der virtuellen Matrix eingespeisten Impulse.
Ein Boot, dessen Motor offenbar die Belastung nicht überstanden hatte, wurde von Steph und mir in der vierten Runde überholt. Mein Konkurrent, für Sekundenbruchteile behindert, verströmte ärgerliche Emoticons - und ich schoß vorbei.
An diesem Stand änderte sich nichts, obwohl Stephen in der zehnten und letzten Runde nochmals alles aus seinem „Waschbrett" herausholte. Über die virtuelle Vernetzung registrierte ich am Rand des Wachbewußtseins, daß ein Pilot sein Boot nicht ausreichend beherrschte: Unvermittelt raste es über eine Welle hinweg, stieg steil in die Höhe und zerschellte inmitten einer hochschäumenden Gischtwolke. Augenblicklich rasten Medoroboter heran und bargen den Verletzten.
Rasch konzentrierte ich mich wieder auf die Steuerung. Mit halber Bootslänge Vorsprung raste ich schließlich über die projizierte Ziellinie und wurde von goldenem Funkenregen übergossen. Ich atmete auf. Beim Abbremsen klatschte die
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