2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
hab’s versucht.«
»Worüber müssen Sie sich denn so dringend mit ihr unterhalten?«
»Dominique hat kürzlich einen Praktikumsplatz in einer psychiatrischen Klinik in Florida erhalten. Meine Kontaktleute haben mich darüber informiert, dass ihr ein ganz bestimmter Patient zugeteilt wurde. Dieser Patient ist ein Verwandter von mir … ein älterer Halbbruder. Ich muss ihm etwas mitteilen … und ich muss mit ihm reden.«
»Warum besuchen Sie ihn nicht einfach?«
»Er ist nicht berechtigt, Besucher zu empfangen. Vor elf Jahren hat er einen sehr mächtigen Mann angegriffen … eine dunkle Seele. Während mein Bruder leidet, leidet auch die Menschheit.«
»Wie das?«
»Mein älterer Bruder verfügt über Wissen, das die Prophezeiung des Kalenders verhindern …«
»Sie schon wieder! Ich fasse es nicht!« Die einunddreißig Jahre alte guatemaltekische Schönheit mit den hohen Wangenknochen und dem hüftlangen pechschwarzen Haar kommt auf Mick zu wie eine wütende Tigerin. Bevor er auch nur ein Wort sagen kann, versetzt sie ihm einen bösartigen Tritt; ihr in einer Sandale steckender rechter Fuß trifft den Archäologen mit der Geschicklichkeit einer erfahrenen Kampfsportlerin gegen das Brustbein und schleudert ihn nach hinten in das Dschungeldickicht.
»Dominique!«
»Chicahua, dieser Mann lauert mir schon seit drei Wochen immer wieder auf.« Dominique reißt einen Obsidiandolch vom Tisch mit den Waren der alten Frau.
Rasch springt Mick auf die Füße und geht hinter einer Açaí-Palme in Deckung. »Ich lauere Ihnen nicht auf! Ich muss einfach nur mit Ihnen reden …«
Wie eine Nahkampf-Expertin schwingt sie die Klinge, indem sie schmale Achten in die Luft zeichnet und dabei das dichte Laubwerk zerfetzt.
»Dominique, leg das Messer weg. Sofort!«
Sie zögert, macht einen Schritt nach hinten und wirft die Klinge zurück auf den Tisch.
Die alte Frau wendet sich an Mick. »Wie heißen Sie?«
»Michael. Ich bin Archäologe, kein Stalker.«
»Sie sind ein Arschloch.«
»Schluss jetzt!« Chicahua winkt ihn näher heran. »Geben Sie mir Ihre Hand.«
Mick lässt zu, dass die alte Frau seine rechte Handfläche betrachtet. Chicahua schließt die Augen. Ihre Finger tasten nach seiner Lebenslinie und seinem Puls.
Ihre Augen öffnen sich wieder. Für einen langen, unangenehmen Moment starrt sie einfach nur in Micks schwarze Augen. Dann reißt sie ein Blatt aus ihrem Quittungsblock und schreibt etwas darauf.
Die alte Frau reicht ihm das Blatt und gibt ihm das Geld zurück. »Das ist meine Adresse in Pisté. Sie werden heute mit uns zu Abend essen. Kommen Sie um acht Uhr.«
»Danke.« Er nickt Dominique zu und geht.
»Warum?« Die dunkelhaarige Schönheit schüttelt den Kopf.
Chicahua Aurelia küsst die Hand ihrer Tochter. »Als ich vor drei Jahren wieder Kontakt zu dir aufgenommen habe, hast du mir dieselbe Frage gestellt. Die Antwort wird dir vielleicht nicht gefallen, und du wirst sie auch nicht verstehen, aber ich habe dich aus einem einzigen Grund weggeschickt und zwanzig Jahre später wiedergetroffen: Deine Wege sollten sich mit denen dieses Mannes kreuzen.«
Weißes Haus
Washington, D. C.
Außenminister Pierre Robert Borgia steht vor einem Waschbecken und starrt sein Spiegelbild an. Er rückt den Verband über seiner rechten Augenhöhle zurecht und streicht die kurzen, ergrauenden Haarbüschel an der rechten und linken Seite seines ansonsten kahlen Kopfes glatt.
Borgia verlässt den Waschraum für leitende Regierungsmitglieder und wendet sich nach rechts. Er grüßt einige Mitarbeiter, während er den Flur hinab zum Oval Office geht.
Patsy Goodman sieht von ihrer Tastatur auf. »Gehen Sie nur hinein. Er wartet schon.«
Mark Mallers hageres, bleiches Gesicht zeigt die Spuren seiner fast vierjährigen Amtszeit als Präsident. Das einst pechschwarze Haar ist an den Schläfen ergraut, neue Fältchen umgeben die strahlenden blauen Augen. Zwar ist der Körper des ehemaligen Basketballspielers noch immer straff, doch er hat deutlich an Gewicht verloren.
Borgia sagt zu ihm, er sehe aus, als ob er abgenommen hätte.
Maller zieht eine Grimasse. »Das nennt man Stress. Mit Heidi und mir ist es aus. Zum Glück ist sie einverstanden, sich bis zu den Novemberwahlen nicht öffentlich dazu zu äußern.«
»Tut mir leid, das zu hören. Ich hätte gedacht, dass Ihre Verfassung etwas mit Viktor Grosny zu tun hat.«
»Ja, der russische Präsident hat sicher zu meinem offenen Magengeschwür
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