2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
aus dem Nexus befreit.
Laura, kannst du mich hören?
Ja, Sam.
Was auch immer geschehen mag, folge mir nicht in den Nexus.
Joseph Randolph wendet sich an seinen Neffen. »Was ist hier los? Erklär mir das!«
»Antworte deinem Herrn, Sieben Ara. Krieche vor ihm auf dem Boden wie der Hund, zu dem du geworden bist. Lecke ihm unterwürfig die Hand.«
»Pierre, Schluss jetzt mit diesen Spielchen. Befrage den Nordischen. Wenn er nicht antwortet, nimm dir seine Tochter vor.«
»Du hast deinen menschlichen Herrn gehört. Er hat der Sonne einen direkten Befehl erteilt. Er hat vom Mond verlangt, die Schmutzarbeit zu erledigen. Gehorche, du mitleiderregendes Knochengestell. Gehorche deinem Herrn und Meister!«
Pierre Borgia umklammert das Skalpell. Die Klinge schießt durch die Luft – und schlitzt Joseph Randolphs Kehle auf. Immanuel Gabriel springt zurück in den Nexus und gibt seinem ungeborenen Zwillingsbruder Jacob aus dem Mutterleib heraus, den sie gemeinsam teilen, ein Zeichen.
Dominiques Gesicht wird vollkommen ausdruckslos. Ihr Körper erstarrt, und ihre türkisfarbenen Augen werden immer größer, als ihr Hunahpu-Geist Anweisungen von ihrem ungeborenen Sohn erhält. Sie drängt Micks Bewusstsein beiseite und übernimmt die Steuerung der Balam .
Über die Leere des Weltraums hinweg lokalisiert das Raumschiff die Insel aus Antimaterie, die in einer Umlaufbahn um den Mars kreist.
Die künstliche Intelligenz der Balam nimmt Verbindung zum Raumschiff der Transhumanen auf und aktiviert den Instruktionen Dominiques folgend das Antriebssystem.
Das gedankliche Samenkorn, das Immanuel von seinem Vater eingepflanzt wurde, nährte sich von einer einzigen, bedrückenden Frage: Warum waren seine Eltern nach 127 Millionen Jahren noch am Leben?
Das vereinigte Bewusstsein von Michael und Dominique kontrollierte das Transportschiff. Wenn sie wirklich das Verlangen hatten, ihre gefangenen Seelen durch ihren physischen Tod zu befreien, hätten sie schon vor Äonen einfach nur zulassen müssen, dass das Raumschiff seine Umlaufbahn verließ und auf die Marsoberfläche stürzte.
Doch das hatten sie nicht getan. Sie hatten auch weiterhin alles kontrolliert.
Warum?
Die Antwort war ebenso einfach wie selbstlos: Sie wussten, dass Manny das Raumschiff am letzten Tag des fünften Zyklus brauchen würde.
Als Phobos jetzt fast mit Lichtgeschwindigkeit auf die Erde zurast, befreit sich Manny aus dem Nexus. Sein Bewusstsein fällt in die schwarzen Tiefen unter ihm …
… und seine Seele betritt die Hölle.
38
»Die Hölle ist ein Ort, eine Zeit, ein Bewusstsein, wo es keine Liebe gibt.«
RICHARD BACH
Xibalba
Elfte Dimension – Hölle
D er Himmel ist ein zinnoberrotes Glühen, das halb von erstickenden anthrazitfarbenen Wolken verhüllt wird, die wie Rauchschwaden über gewaltigen Mengen brennenden Benzins aussehen. Als sich seine tränenden Augen an die ungeheure Hitze gewöhnt haben, erkennt Chilam Balam, dass er nicht zum wirklichen Himmel hinaufsieht, sondern zu einem flackernden unterirdischen Deckengewölbe, das sich hoch über einer Gebirgslandschaft erstreckt.
Der Jaguar-Prophet senkt seinen Blick auf das, was einst das fruchtbare Nazca-Tal war. Die Landschaft ist von bleigrauer Vulkanasche bedeckt, die aus den Bergen
strömenden, einst so klaren Bäche sind zu einem silbrig braunen, schleimigen Sumpf verkommen, in dem Fäkalien, Knochen und schwelende Überreste von verkohltem Fleisch treiben. Skarabäen von über einem halben Meter Größe nähren sich zu Zehntausenden von diesem Mahl, das ihre scharfen Fresswerkzeuge mit einem entnervenden Knirschen zermalmen.
Die Maya-Stadt, die mit ihren Grünflächen, Feldern und Bewässerungskanälen einst voller Leben war, hat sich in eine Todeszone verwandelt – in ein Elendsviertel aus rußbedeckten Hütten und Straßen, in denen sich die Asche häuft. Der zerstörte Tempel von Chilam Balam wurde durch eine zehn Stockwerke hohe Pyramide ersetzt, an deren Spitze sich eine jadegeschmückte Kultstätte befindet.
Der Jaguar-Prophet steht zwischen den beiden Hauptsäulen des neuen Tempels. Seine hoch erhobenen, weit ausgestreckten Arme sind an die Säulen gefesselt. Der Stein unter seinen nackten Füßen ist von Vulkanasche geschwärzt; eine karmesinrote Linie aus getrocknetem Blut zieht sich von dem gewaltigen Chac Mo’ol vor ihm über die schmalen Stufen bis an den Fuß der Pyramide.
Die nackte Frau wird auf den Rücken des Chac Mo’ol gelegt und
Weitere Kostenlose Bücher