2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
zu vertrauen? Wenn die Antwort nein lautet, dann haben wir keine gemeinsame Zukunft – und ich meine das in mehr als nur einer Hinsicht.«
»Warum wurde Lauren Beckmeyer umgebracht?«
»Wer ist Lauren Beckmeyer?«
»Sie war meine Verlobte. Sie hat an der University of Miami Geologie studiert. Laurens Vater war Ingenieur. Sie hatten daran gearbeitet, den Druck in der Yellowstone-Caldera zu senken. Dazu wollten sie ein Roboterfahrzeug namens GOPHER einsetzen.«
»Es hätte nicht funktioniert.«
»Sie fiel einem Mordanschlag zum Opfer, Lilith. Genauso wie ihr Mentor Bill Gabeheart. Erinnerst du dich an diesen Namen?«
Für einen langen Augenblick schweben die beiden schweigend durchs All, während der Atlantik unter ihnen hinwegzieht.
»Den Auftrag dazu habe nicht ich gegeben, aber ich war eingebunden in die Entscheidung, nichts über dieses Thema an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Gabeheart hatte herausgefunden, dass die Daten über Yellowstone manipuliert worden waren. Ich nehme an, dass er deiner Verlobten davon erzählt hat und sie deshalb ebenfalls umgebracht wurde. Das alles tut mir wirklich leid – auch wenn dir das wahrscheinlich nicht viel bedeutet.«
»Es tut dir leid?« Tränen strömen aus seinen Augen. Weil sich dadurch die Feuchtigkeit innerhalb des Anzugs ändert, schaltet sich der integrierte Ventilator ein und bläst ihm kühle Luft ins Gesicht. »Wo bleibt da die Gerechtigkeit in unserer Welt? Wer bezahlt den Preis für Entscheidungen, die Unschuldigen das Leben nehmen? «
»Wir alle. Ich möchte dir etwas zeigen. Wenn du danach immer noch auf Rache aus bist, kannst du mit mir machen, was du willst.« Sie legt ihre linke Armbeuge um seinen rechten Ellbogen, ehe er dagegen protestieren kann. »Zusammen auf drei. Eins … zwei …«
Manny schließt die Augen und zwingt sein Bewusstsein, in eine höhere Dimension einzudringen und …
… ein Vielfaches der Erdanziehungskraft drückt seinen Körper zusammen. Der Schmerz verschwindet, als er seine Augen wieder öffnet und sein Geist fasziniert die plötzlich veränderte Wahrnehmung der Welt registriert.
Die Erdrotation hat sich zu einem kaum noch wahrnehmbaren Kriechen verlangsamt, was eine Folge der erhöhten Geschwindigkeit von Bewegungen im Nexus ist, jenem Raumzeitkorridor, der sie mit den neun höheren Dimensionen verbindet. Während die physische Welt um ihn herum immer langsamer wird, kann er Dinge erkennen, die noch vor wenigen Augenblicken viel zu schnell für ihn waren.
Trümmer umkreisen den Planeten wie ein Fluss voller Müll. Winzige funkelnde Staubkörner, Lacksplitter und gefrorene Tropfen von Kühlflüssigkeit aus Raketentriebwerken bilden einen geosynchronen Ring um den Äquator, während größere Objekte auf einer niedrigeren
Umlaufbahn wie Satelliten dahinsausen. Fünfzig Meter unter sich sieht Manny einen elektrischen Schraubenzieher, der ein abgerissenes Kabel wie einen Kometenschwanz hinter sich herzieht.
Als ihr Weltraumflugzeug schließlich über Russland schwebt, kommt ein weiteres Objekt in Sicht, das Manny das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Fünfzehntausend Kilometer über dem Nordpol schwebt ein sternenloser schwarzer Fleck, dessen Ereignishorizont etwa zwanzig Prozent des Mondumfangs beträgt. Er verschwindet beinahe in der Dunkelheit des Alls und ist nur deshalb sichtbar, weil er wie ein Strudel in eisigem Wasser zu einer Verzerrung des Lichts führt und eine dünne Spur graugrünen Gerölls anzieht, die sich um seinen Rand zu lagern scheint, während sich in seiner Mitte ein dichter Energiestrahl befindet, der die Erdatmosphäre durchdringt. Die Singularität folgt der Rotationsachse der Erde, bewegt sich unaufhaltsam durch den Kern des Planeten hindurch …
… und taucht am Südpol wieder auf in Form eines Bandes feuerroter Moleküle, das sich um den ständig wachsenden Ereignishorizont eines zweiten Schwarzen Lochs zu schließen scheint, der sich unter der Südhalbkugel ins All hin öffnet. Dieser zweite Ereignishorizont ist doppelt so groß wie sein mittlerweile stark geschrumpfter Zwilling.
»Mein Gott …«
»Sieh genau hin.«
Während die gravitationale Anomalie über der Nordhalbkugel immer mehr in sich zusammensinkt, erscheint über dem Japanischen Meer ein neues Objekt.
»Ein Wurmloch?«
Das Wurmloch bleibt sieben Minuten und zweiundvierzig Sekunden lang stabil – genauso lange wie es dauert, bis die letzten Teile der nördlichen Singularität durch den Kern des Planeten gesaugt
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