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2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

Titel: 2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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ein geologisches Damokles-Schwert blieb die steil nach vorn geneigte Felsmasse über dem Atlantik hängen, der an dieser Stelle bis zu sechs Kilometer tief ist.
    Ein Tsunami ist eine große Welle im Meer, die durch die plötzliche Verdrängung einer großen Wassermenge entsteht, wie sie üblicherweise von einem Seebeben, einem Vulkanausbruch oder einem unterseeischen Erdrutsch verursacht wird. Ein Mega-Tsunami ist eine weitaus größere Welle, die entweder durch den Aufschlag eines gewaltigen Asteroiden im Meer entsteht, wie das bei jenem Objekt der Fall war, das vor 65 Millionen Jahren mit der Erde kollidierte, oder durch einen Erdrutsch, der die Tiefsee in einem Winkel trifft, der das Meer zu einem Wirbel von unfassbarer Vernichtungskraft aufsteigen lässt.
    Mehrere Jahrzehnte lang diskutierten Wissenschaftler darüber, ob der Westhang des Cumbre Vieja einen katastrophalen Erdrutsch auslösen könnte. Als eine Eruption
im Jahr 1971 die aufgerissene Seite des Vulkans nicht weiter lockerte, stießen die Experten einen Seufzer der Erleichterung aus.

    Das Observatorium Roque de los Muchachos befindet sich auf dem gleichnamigen Berg in unmittelbarer Nähe zu den Gipfeln, die die Caldera de Taburiente umgeben. Da das Roque nicht durch Lichtverschmutzung beeinträchtigt wird und somit das ganze Jahr über Beobachtungen unter einem klaren, dunklen Himmel möglich sind, ist diese Einrichtung bei Astronomen besonders begehrt.
    Hector Javier arbeitet seit elf Monaten im Observatorium. Nach einer anstrengenden Nachtschicht an einem der größeren Teleskope hat der mexikanische Astronom
darauf verzichtet, die gewundene, fast vierzig Kilometer lange Straße den Berg hinabzufahren, und sich dafür entschieden, auf dem Fußboden seines Büros zu übernachten.
    Ein tiefes seismisches Grollen und das plötzliche heftige Pochen seines Herzens wecken ihn. Er stürmt ins Labor, wo er fast mit Dr. Kevin Read, dem stellvertretenden Direktor des Observatoriums, zusammenstößt. Das Gesicht des Kanadiers ist bleich, seine Miene besorgt. »Es ist der Cumbre Vieja. Der Vulkan bricht aus! Hilf mir mit dem 70-Zoll-Truss. Von der südwestlichen Plattform aus müssten wir eigentlich etwas erkennen können.«
    Das tragbare Truss-Teleskop befindet sich im Lagerraum. Die beiden Astronomen benötigen fünfzehn Minuten, um es auf die südwestliche Plattform, eine Betonfläche 2400 Meter über dem Atlantik, zu schaffen.
    Die Asche ist bereits sechzehn Kilometer hoch in den nachmittäglichen Himmel aufgestiegen, als Dr. Read die Linse auf die Vulkanöffnung richtet; eine dichte, braungraue Wolke schränkt die Sicht durch das Teleskop teilweise ein.
    »Können Sie etwas erkennen?«
    »Jede Menge Rauch, aber keine Lava. Es wäre möglich, dass das Magma …«
    Die katastrophale Eruption ereignet sich blitzschnell, und sie ist ohrenbetäubend. Eine gewaltige Explosion erschüttert die gesamte Insel, wobei Milliarden Tonnen Asche, Geröll und Lava fünfundzwanzig Kilometer hoch in die Luft geschleudert werden.
    Hector Javier greift als Erster nach dem umgestürzten Teleskop. Er stellt es wieder auf das Stativ, drückt
sein Auge gegen das Okular und sucht im dichten Rauch nach dem Ort der Eruption. Schockiert muss er erkennen, dass der Cumbre Vieja verschwunden ist. Die schwelende Vulkanspitze wurde einfach weggerissen.
    Eine verschwommene grünblaue Bewegung zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Hector richtet das Teleskop auf den Atlantik. Es verschlägt ihm die Sprache angesichts dessen, was er da sieht.
    Das Meer steigt als dunkle, wirbelnde Wasserkuppel auf in den Himmel. Die Woge ist unfassbar gewaltig. Dreihundert Meter, sechshundert Meter, und noch immer steigt sie weiter an. Nach wenigen Augenblicken ist sie schon höher als der Cumbre Vieja, und gleich darauf hat sie fast die Höhe der Beobachtungsplattform erreicht.
    Kevin Read sieht den dunkelblauen Wasserberg mit bloßem Auge, unmittelbar bevor die Woge in sich zusammenbricht. Der Wissenschaftler zittert vor Angst, denn er weiß nur zu gut, was er vor sich hat: einen Wasserkegel mit einer Energie von fünf Billiarden Joule, die durch den Cumbre-Vieja-Erdrutsch freigesetzt wurden.
    Das Dröhnen erreicht sie zwanzig Sekunden später – ein hunderttausendfacher Niagarafall, der eine fast einhundertzehn Meter hohe Welle vor sich hertreibt. Der Mega-Tsunami löst sich von der Südwestspitze La Palmas und rast mit mehr als siebenhundertfünfzig Kilometern pro Stunde über den Atlantik auf die

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