2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
einem Stück Ozean im Osten der östlichsten Küste von Ross Island befindet. Das sich rasch ausbildende Auge des Wirbels scheint die giftige Decke aus Vulkanasche hinaus ins All zu saugen.
Golf von Mexiko
Es gibt keine Vorwarnung. Gerade noch fliegen sie frei von Turbulenzen auf ihrer Reiseflughöhe – und schon einen Augenblick später stürzen sie mit Schallgeschwindigkeit in die Tiefe.
Manny stürzt sich auf Lilith und zieht sie beide in den Nexus. Das physische Universum um sie herum wird plötzlich langsamer, ihre Körper schweben in der sich drehenden Kabine nach oben, die Schwerkraft scheint vorübergehend aufgehoben. Beide drücken sich von der wie ein Karussell kreisenden Kabineneinrichtung weg und schweben ins Cockpit.
Der Pilot ist bewusstlos. Manny schiebt ihn aus dem Sitz und packt das Steuerruder, um die Maschine auszurichten, während die Anzeige auf dem Höhenmesser
von 3800 auf 2600 und gleich darauf auf 1300 Meter fällt – bis die Windscherung sie zweihundertvierzig Meter über dem Golf von Mexiko in einen aufsteigenden Luftstrom entlässt, der sie heftig durchschüttelt.
Lilith gleitet auf den Sitz des Copiloten. Sie verlässt den Nexus, und sofort heult der Wind in ihren Ohren. »Was ist passiert? Sind wir in einen Hurrikan geflogen?«
»Sieh dir den Himmel an.«
Eine dichte braune Wolkenschicht strömt wie eine tobende Schlammwolke nach Süden; ihre Geschwindigkeit beträgt über sechzehnhundert Stundenkilometer, und sie wird immer schneller. Bedrohliche graue Aschetornados steigen über dem Land auf – vertikale Säulen aus Vulkanstaub, die die Decke aus fein gemahlenem Geröll in der Atmosphäre weiter nähren.
Der Jet wird von einer Seite auf die andere geschleudert; eine plötzlich aufsteigende Luftströmung reißt ihn gefährlich weit nach oben, doch gleich darauf sackt er wieder nach unten weg. »Lilith, das ist zu gefährlich. Wir müssen landen.«
»Dann lande!«
Manny wirft einen Blick auf das GPS und fliegt in einem nordwestlichen Bogen steil nach unten. Ein Blizzard aus nasser Asche bedeckt die Frontscheibe. Er spürt, wie die Motoren einen Augenblick lang blockieren, bevor sämtliche Anzeigen rot aufleuchten und die Maschine unmittelbar über dem Golf schwebt. Aufspritzendes Wasser wischt die Scheiben wieder frei, während Manny darum kämpft, die Nase des Jets hochzuziehen. Der Bauch des Flugzeugs gleitet fast einen Kilometer weit über die Wellen, bevor die Schwerkraft
die Maschine fest im Griff hat und das Cockpit unter die heranrollenden Wogen sinkt.
Die Bordbeleuchtung erlischt, und als die beiden Hunahpu wieder zurück in den Nexus gleiten, strahlen ihre Augen in der Dunkelheit türkisfarben.
Auf ihrer gemeinsamen Insel der Existenz beginnt Manny die telepathische Kommunikation. »Mach die Tür auf. Ich nehme den Piloten.«
Keine Zeit. Lass ihn!
Kann ich nicht.
Am Stahlgriff zerrend, reißt Lilith die Cockpittür auf. Sie springt in einen Malstrom aus Wind und Meer, tritt Wasser und entdeckt gleich darauf, dass sie stehen kann.
Sie befinden sich auf einem Maisfeld. Die Stoppeln liegen anderthalb Meter unter Wasser.
Die beiden bleiben im Nexus und schieben sich durch die zähflüssige vierte Dimension, bis sie einen erhöhten Betonstreifen erreichen.
Manny lässt den schlaffen Körper des Piloten zu Boden sinken und gleitet aus dem höheren Reich.
Blendender Wind peitscht seine Beine, und Aschewolken ziehen mit atemberaubender Geschwindigkeit über ihn hinweg. Die Luft ist von statischer Elektrizität erfüllt; immer wieder tanzen Blitze um die nasse, wogende Asche und erhellen den düsteren Himmel.
»Lilith, wo sind wir?«
Sie sieht nach Osten, wo Wasserhosen über einen olivgrünen Horizont jagen. Überall an der Küste liegen gestrandete Öltanker, graue Schlachtschiffe und Ozeanriesen wirr durcheinander. »Ich bin ziemlich sicher, dass das Galveston Bay ist. Was ist passiert?«
»Ein Mega-Tsunami, das ist passiert. Er kam über den Golf in die Bucht und hat die Küste von Texas überschwemmt. «
Sie deutet auf eine Autobahnzufahrt. »Das ist der Gulf Freeway. Er führt nach Houston. Wir sind etwa dreißig Kilometer südöstlich des Raumflughafens. Vielleicht finden wir irgendwo ein Auto.«
»Zu gefährlich. Die Aschewolke bewegt sich so schnell, dass sie die Atmosphäre elektrisch auflädt und Tornados schneller entstehen lässt, als wir ihnen ausweichen können. Es dürfte zwar ziemlich mühselig werden, aber wir würden es wohl am
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