2012- Die Rückkehr
glatte, quecksilberähnliche Oberfläche des Sees funkelt karmesinrot und spiegelt die Aschenglut des falschen Himmels.
Ich muss mich beeilen … bevor der Wächterdämon aus Jacobs holografischem Programm auftaucht.
Sie hält das doppelschneidige Schwert in beiden Händen und läuft schneller; Adrenalin und Angst lenken ihr Gehirn von den körperlichen Schmerzen ab.
Zwanzig Lebensjahre, zwanzig Jahre voller Albträume. Seit sechs Jahren hat sie miterlebt, wie sich ihr Sohn auf den Kampf in dieser höllischen Umgebung vorbereitet hat. Doch das ist kein Hologramm, und sie ist nicht Jacob.
Gott, bitte mach, dass er noch am Leben ist.
Sie rennt am Alabasterbaum vorbei und stürzt sich auf das Kreuz und das bewusstlose gekreuzigte Opfer.
»Jake? Jacob, Liebling, ich bin es!« Sie erreicht den Fuß des Holzkreuzes und blickt hinauf, zu der gekreuzigten Gestalt …
… die langsam ihre funkelnden Augen öffnet. Auf dem engelhaften Gesicht erscheint ein Lächeln.
Dominiques Kiefer sackt nach unten. »Devlin …«
Der Seraph breitet die Flügel aus und springt vom Kreuz herab. Er landet mit den Füßen auf Dominiques Brust, und seine krallenartigen Zehennägel bohren sich in ihren Schutzanzug.
Und dann hören seine Flügel auf zu schlagen. Er beugt sich nieder und starrt sie an. Seine düstere Miene wirkt verwirrt. »Du bist nicht Immanuel.« Er setzt sich breitbeinig auf ihre Brust und beschnüffelt ihren Hals. Seine Nase nimmt ihren Geruch in sich auf. »Erste Mutter! Wo ist dein anderer Sohn? Antworte, sofort, oder ich werde Jacob töten.«
»Ich werde es dir sagen … aber erst … will ich ihn sehen!«
Devlin flattert mit den Flügeln und erhebt sich von Dominiques Brust. Er richtet sich neben ihr auf, packt sie bei den Haaren und zerrt sie zum Kalebassenbaum.
Jacob liegt auf dem Rücken. Sein Hals und seine Arme und Beine sind unter den dicken, ineinander verschlungenen alabasterfarbenen Wurzeln festgeklemmt.
»Antworte mir, oder er stirbt.«
»Manny hat die Reise niemals angetreten. Ich habe seinen Platz eingenommen.«
Devlins Augen funkeln violett. »Unmöglich.«
»Das … das ist die Wahrheit.«
»Ahhh!« Devlin versetzt ihr einen Hieb gegen den Hinterkopf, und sie stürzt ohnmächtig auf den öligen Boden.
Der Seraph schließt die Augen und lässt seinen Geist in den Nexus gleiten. Lilith erwartet sein Bewusstsein innerhalb des dichten weißen Nebels.
Immanuel ist nicht hier, Mutter. Die Zwillinge haben die Vergangenheit geändert!
Das spielt keine Rolle, solange nur die Tore der Hölle geöffnet werden und Luzifer wiederauferstehen kann.
Aber sie können nur geöffnet werden, wenn beide Hunahpu-Zwillinge anwesend sind.
Du vergisst, dass wir immer noch den Einen Hunahpu haben. Seine Gegenwart und die Tatsache, dass Jacob hier ist, werden die Energie liefern, die notwendig ist, um die Tore zu öffnen.
Ja, aber wir können sein Energiefeld nicht anzapfen, solange er sich in seinem geschützten Bereich aufhält.
Diesmal wird er herauskommen. Wir werden ihn herauslocken, indem wir uns der Menschen bedienen, die er liebt.
Der Schmerz reißt Dominique ins Bewusstsein zurück, als Devlin sie bei den Haaren zum schimmernden weißen Baum zerrt.
Der Seraph bleibt vor dem gewaltigen Baumstamm stehen und schlägt mit den Flügeln. »Öffne die Augen, Hunahpu. Ich will, dass du das Gesicht deiner geliebten Seelengefährtin siehst, während ich sie hier vor deinem Gott schände!«
Das Wesen versetzt Dominique einen so heftigen Schlag zwischen die Schulterblätter, dass sie erneut zu Boden geschleudert wird.
Sie spürt, wie die Krallen des Seraphs die Reste des Schutzanzugs auf ihrem Rücken zerfetzen, und schreit durch ihren Regulator auf, als er ihr die Hose herunterzieht und ihren Hintern entblößt.
Sie bekommt kaum noch Luft, als mächtige Hände ihre Hüften an seine nackten Lenden drücken.
»Öffne die Tore, Hunahpu, oder ich schwöre bei Luzifer, dass ich sie in jedem Augenblick der Ewigkeit vergewaltigen und foltern werde!«
Zwei stecknadelkopfgroße, aquamarinblaue Punkte erscheinen in dem dickflüssigen weißen Pflanzensaft, und unmittelbar unter der Rinde des Kalebassenbaums nehmen die Umrisse eines Gesichts Gestalt an.
Die Oberfläche des Sees kräuselt sich, und dann breiten sich Wellen aus, als rühre sich etwas Großes in seinen Tiefen.
Devlin starrt auf die exotische Flüssigkeit. Es geschieht! Die Tore öffnen sich!
Jacob schlägt die Augen auf.
Wie
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