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2012- Die Rückkehr

Titel: 2012- Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Wesen war früher wahrscheinlich einmal ein Mann. Das düster dreinblickende Geschöpf geht auf den Händen, sein Unterleib wurde unterhalb der Taille abgetrennt. Aus großen, schorfigen Pusteln sickert blaues Blut durch die graue Staubschicht, die seine Haut bedeckt.
    Seine gewaltigste Deformation jedoch besteht aus einer violett schimmernden Kugel von der Größe eines Kopfes, die dieser Lebensform durch einen chirurgischen Eingriff in den unteren Abschnitt des Rückens implantiert wurde.

    Die misshandelte Kreatur stößt ein Grunzen aus, als sie mit weit gespreizten Armen auf ihren von dicken Schwielen bedeckten Knöcheln davonwankt, wobei ihre Jackenschöße durch den Schmutz schleifen. Jedes Mal, wenn das Wesen unter Mühen ausatmet, entweicht ein dünner ebenholzfarbener Nebel seinen geblähten Nüstern.
    Von Furcht und Mitleid erfüllt beobachtet Dominique, wie sich die Lebensform mit ihrem künstlichen Gewicht abquält. Sie wartet noch einen Augenblick, dann eilt sie dem Wesen nach in Richtung der zentralen Durchgangsstraße des Dorfes.
    Es ist die Straße der Untoten, und auf ihr bewegt sich eine Prozession grunzender und stöhnender transhumaner Wesen, die allesamt verstümmelt und Opfer von Amputationen wurden. Einige dieser Gestalten haben keine Beine, anderen fehlen die Arme. Ihre Haut ist von einer Bakterienart befallen, die ihnen langsam und schmerzhaft das Fleisch und die Knochen vom Körper frisst.
    Die Nephilim …
    Als wäre ihre bloße Existenz nicht schon qualvoll genug, wurde jedem Wesen eine prothetische Kugel implantiert, die in mehreren Spektralfarben aufleuchtet. Es gibt Rot-, Gelb-, Grün-, Blau- und Violetttöne. Möglicherweise stellen die Farben einen Code dar, aber Dominique kann nicht erkennen, was er bedeutet.
    Sie schiebt sich zwischen diesen mitleiderregenden Wesen hindurch und gelangt bis ganz nach vorn, während die Glocke immer lauter ertönt.
    Die Straße mündet in einen dicht bevölkerten Platz am Seeufer. Tausende größerer, schlaksigerer Zweibeiner drängen sich nach vorn, um zur Menge aufzuschließen. Sie tragen schwere, rußfarbene Roben, und ihre verlängerten Schädel sind von Kapuzen bedeckt. Unter den wie
festgebackenen grauen Siliziumschichten auf ihrer Haut ist ihr Fleisch an allen freiliegenden Körperteilen schon längst verschwunden, sodass ihre Gesichter vollkommen ausgedörrt wirken. Neandertalerbrauen schützen dunkle, tief in ihren Höhlen liegende Augen. Die Nasen samt dem umgebenden Knorpelgewebe sind verschwunden, sodass nur noch die Nasenöffnungen selbst zurückgeblieben sind. Die Münder sind lippenlos, und die Kiefer hängen schlaff herab, wodurch man die mit einem Staubfilm bedeckten Zähne sehen kann.
    Wie Vieh drängen sich die Nephilim stoßend und schiebend Schritt für Schritt näher an den See heran und folgen dem Ufer zu einem unbekannten Ziel.
    Dominique weicht der Menge aus und versteckt sich hinter den zusammengebrochenen Überresten eines rechteckigen Gebäudes. Sie sieht sich nervös um, und während sie ihre Umgebung in sich aufnimmt, lässt die Glocke weiter ihre tiefen Schläge erklingen, die einem die Knochen vibrieren lassen.
    Die silberne Oberfläche des Sees spiegelt den glühenden Himmel karmesinrot funkelnd wider. Doch es ist das hoch aufragende Objekt am Ufer des Sees, das jetzt Dominiques Aufmerksamkeit fesselt.
    Es ist eine Statue … die Statue eines monströsen Humanoiden. Das Gesicht ist dämonisch und angsteinflößend; besonders auffällig sind die Adlernase und der breite Mund, aus dem Fangzähne ragen. Die gewaltigen polierten und ebenholzfarbenen Hörner eines Ziegenbocks ragen aus dem verlängerten, spitzen Schädel des Wesens in die Höhe. Riesige Fledermausflügel, die in Krallen enden, sind hinter dem nackten Oberkörper wie ein Tuch zusammengefaltet. Der Unterleib des Idols gleicht dem einer Ziege, wobei der lange Schwanz in einem Stachel endet.

    Verblüfft starrt Dominique die Statue an. Es ist Luzifer. Sie beten den Teufel an.
    Die Statue wirft einen düsteren Schatten über den See, und in ihren satanischen Augen spiegeln sich die scharlachroten Flammen der Decke der Unterwelt; der Schimmer der Glut verzerrt den Mund zu einem bösartigen Grinsen.
    Die Glocke hört auf zu schlagen.
    Um eine bessere Perspektive zu bekommen, eilt Dominique zu einem anderen Gebäude.
    Und jetzt sieht sie, wo sich die Prozession der Nephilim versammelt hat.
    Am gegenüberliegenden Ufer des Sees steht ein gewaltiger Kalebassenbaum.

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