2012- Die Rückkehr
Gestalt aufgetaucht. Sie bewegt sich an der Grenze dessen, was er gerade noch erkennen kann. Jacobs Geist öffnet sich, um Kontakt aufzunehmen. Hallo?
Wer ist da draußen? Die Stimme eines Mädchens. Verängstigt.
Hab keine Angst. Ich heiße Jacob. Wer bist du?
Lilith. Wo sind wir?
An einem besonderen Ort. Ich nenne ihn Nexus. Wie hast du ihn gefunden?
Brandy hat ihn mir gezeigt. Sie hat mir gesagt, dass ich mich hier verstecken soll.
Warum versteckst du dich?
Das … das kann ich dir nicht sagen. Quenton wird sonst wütend.
Wer ist Quenton?
Mein Großvater. Er sagt, dass ich eine Heidin bin. Er sagt, dass meine Seele gereinigt werden muss.
Lilith, ich muss gehen.
Warte! Bitte, geh nicht. Ich bin so … einsam.
Ich muss gehen, aber wir können wieder miteinander sprechen.
Wirklich? Wirst du mein Freund sein, Jacob?
Natürlich. Aber ich muss jetzt gehen .
Die Digitalanzeige läuft weiter. 14.11 Uhr.
Immanuel Gabriel steht kurz davor, in Panik auszubrechen. Gerade will er ins Wasser springen, als er sieht, wie sich Jacobs Arm von der Leitersprosse löst.
Der weißhaarige Zwilling treibt hinauf an die Oberfläche und ist plötzlich hellwach. Sein Kopf schießt aus dem Wasser, und seine azurblauen Augen suchen die Digitaluhr. »Sieben Minuten. Bist du jetzt überzeugt?«
Immanuel schüttelt den Kopf. »Ich kann das nicht. Ich bin nicht wie du.«
»Doch, das bist du.« Jacob klettert aus dem Becken, und sein Blick fällt auf ein Passagierflugzeug, das am Nachmittagshimmel in Richtung Norden fliegt.
ZAP!
Weißes Licht … das Innere einer Kabine in einem Privatflugzeug … Ennis Chaney an seinem Schreibtisch … die Tür zum Cockpit offen … ein Mann in Uniform bei der Kontrolle … eine Dienstmarke … funkelnder Stahl … Blutspritzer auf einer Kontrollkonsole … Sturzflug … schrecklicher Höhenverlust … eine Explosion …
ZAP!
»Jake … hey, Jake, wach auf!«
Jacob öffnet die Augen. Er liegt neben dem Pool auf dem Rücken. Verwirrt setzt er sich auf und sieht seinen Bruder an. »Was ist passiert?«
»Du bist ohnmächtig geworden, Schwachkopf. Geschieht dir ganz recht, wenn du unbedingt so lange tauchen musst.«
»Nein … das war es nicht. Ich hatte eine Vision.«
»Was für eine Vision?«
»Ein Flugzeugabsturz. Ich glaube, es war die Air Force One.«
»Du bist so ein Freak.« Immanuel geht zum Haus zurück.
»Manny, warte.« Jacob rennt seinem Bruder hinterher. »So etwas ist mir noch nie passiert. Es muss etwas mit dem Licht zu tun haben. Ich bin zum ersten Mal in das Licht gegangen. Es war, als wäre die Vision einfach irgendwie an mir hängen geblieben!«
»Lass mich in Ruhe!« Die Wärmebildkamera über der Sicherheitstür an der Hinterseite des Gebäudes registriert, wie sich der dunkelhaarige Zwilling nähert. Nachdem das System Immanuel identifiziert hat, öffnet es die kugelsicheren Schiebetüren.
Immanuel geht in die Küche, gefolgt von Jacob.
»Du kannst das nicht einfach ignorieren, Manny. Du bist mein Zwillingsbruder. Irgendwann wirst du diese Dinge auch erleben.«
»Halt die Klappe.«
»Wir müssen vorbereitet sein. In einigen Jahren werden du und ich diese Welt verlassen und …«
»Ich sagte, halt die Klappe!« Immanuel rennt durch den Flur in sein Zimmer und wirft die Tür hinter sich zu.
»Es ist unsere Bestimmung, Manny!« Jacob drückt sein Gesicht an die geschlossene Tür. »Wenn du so ein Jammerlappen bist, dann gehe ich eben mit Lilith!«
»Jacob Gabriel!« Dominique packt ihren Sohn am Arm und zieht ihn von der Tür seines Bruders weg. »Was habe ich dir zum Thema ›den eigenen Bruder reizen‹ gesagt?«
»Ich habe ihn nicht gereizt.«
»Geh in dein Zimmer.«
»Nein.«
»Wie bitte?«
»Ich muss Onkel Ennis anrufen. Ich muss ihn warnen …«
»Jetzt reicht’s, junger Mann.« Sie zerrt ihn in sein Zimmer. »Du bleibst hier, bis ich sage, dass du wieder rauskommen kannst.« Dominique wirft Jacobs Tür zu und klopft dann an Immanuels Tür. »Manny? Manny, mein Liebling, ist alles in Ordnung?«
Sie hört ihn schluchzen und geht hinein.
Immanuel Gabriel sitzt in einer Ecke seines Zimmers und reißt sich büschelweise seine schwarzen Haare aus.
Belle Glade, Florida
»… heiliger Erzengel Michael, kämpfe für uns in dieser Schlacht, schütze uns vor der Bosheit und den Schlingen des Teufels …«
Lilith Robinson schlägt die azurblauen Augen auf. Sie ist nicht mehr im Nexus. Sie liegt nackt auf ihrem Bett, die schmalen Hand- und
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