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2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

Titel: 2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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»Einladung?«
    »Ich kaufe mir eine Karte an der Tageskasse.«
    Der Muskelmann grinste breit. »Das ist ein Scherz, oder?«
    Tom hätte viel dafür gegeben, die Augen des Mannes hinter dessen spiegelnder Sonnenbrille sehen zu können. Er selbst trug Jeans und ein sportliches Sakko. Beides hatte er in der Stadt gekauft. Da keine Fahndung nach ihm angelaufen war, hatte er seine Kreditkarte bedenkenlos einsetzen können. Poncho und Wollmütze waren schon vor seiner Ankunft in Cáceres in der Reisetasche verschwunden. Er war sicher, dass ihm niemand gefolgt war.
    »Ich dachte …«
    »Was?«, fragte der Mann mit hartem Akzent. Selbst wenn Tom nicht schon von Gudrun gehört hätte, welche Beziehungen für Víctor Ybarra eine Rolle spielten, er hätte auf Ostblock getippt, eine der russischen Teilrepubliken.
    »Ich habe von den Fiestas hier draußen gehört«, sagte Tom. »Da dachte ich …«
    »… ein wenig Neugierde kann nicht schaden. Oder etwas Abwechslung. Touristen sind wohl überall auf der Welt gleich.«
    »Ich bin Geschäftsmann!«, protestierte Tom.
    »Sollte es da anders sein? Welche Branche?«
    »Kunsthandel. Vielleicht hat Señor Ybarra ja Interesse an einigen besonders … wertvollen Objekten.«
    »In der Villa hängen schon jede Menge Ölschinken. Selbst die Boxen der Rennpferde strotzen vor Farbe.«
    »Bilder!« Ericson winkte geringschätzig ab. »Ich bin nicht nur Händler, sondern in erster Linie Archäologe, spezialisiert auf wertvolle Grabbeigaben. Señor Ybarra, wurde mir gesagt, sei ein Kenner der Materie.«
    »Ausweis!« Fordernd streckte der Mann eine Hand aus.
    »Wozu …?«
    »Es ist legitim, wenn wir wissen wollen, wer mit uns feiert. Hat dir das niemand gesagt?« Der Mann nahm den Ausweis entgegen. Während er das Dokument durchblätterte und mehrmals leicht nickte, bewegten sich seine Lippen wie im Selbstgespräch. Tom musste schon genau hinsehen, um das Kehlkopfmikrofon zu entdecken. Die Ausweisdaten wurden in dem Moment weitergegeben und zweifellos überprüft.
    Kurz darauf nickte der Mann – und nahm sogar die Sonnenbrille ab.
    »Willkommen auf Víctor Alexejs monatlichem Wohltätigkeitsball, Mister Ericson. Ein Archäologe hat uns, wenn mich nicht alles täuscht, bisher nicht die Ehre gegeben. Genießen Sie die Party. Das ist das eine, was von Ihnen erwartet wird.«
    »Und das andere?«
    »Ihre Großzügigkeit!« Der Mann lachte. Er warf einen kurzen Blick zu seinem Kollegen hinüber, der inzwischen mit den Insassen zweier Autos redete. »Señor Víctor hat ein sehr ausgeprägtes soziales Engagement. Mit wenigen Worten gesagt: ›Freude vor Ort, Hilfe wo nötig.‹ Niemand verlangt Eintritt. Aber wenn es Ihnen gefallen hat, erwartet der Veranstalter eine angemessene Spende.«
    »Ich denke, es wird mir gefallen«, sagte Ericson.
    Sein Gegenüber setzte die Sonnenbrille wieder auf. »Dann wünsche ich Ihnen einen vergnügten Abend und eine ebensolche Nacht.«
    »Besteht die Möglichkeit, mit Señor Ybarra zu reden?«
    »Er ist noch nicht anwesend. Warten Sie einfach ab«, riet ihm der Mann. »Der Tag und die Nacht sind lang, da kann viel geschehen.«
    »Ja.« Tom seufzte. »Das denke ich auch.«
    Er ging weiter. Das schmale Metallband, das den Pflasterbelag der Zufahrt quer durchschnitt, entging ihm keineswegs. Nicht der einfache Schlagbaum war die Straßensperre, sondern das, was sich möglicherweise aus dem Untergrund in die Höhe schieben konnte.

    Wenn Gudrun ihn nicht gewarnt hätte, wäre er völlig ahnungslos gewesen und auch geblieben …
    Eine angenehme Atmosphäre herrschte. Von ungesetzlichen Machenschaften oder gar Ybarras Beziehungen zur Russenmafia war nichts zu spüren. Der große Platz vor dem Anwesen, von knorrigen alten Olivenbäumen durchbrochen, als handelte es sich um die letzten Zeugen einer einstigen Plantage, reichte nicht aus, den Fahrzeugen Parkmöglichkeiten zu bieten. Kurzerhand war die angrenzende Wiese zum Parkplatz umfunktioniert worden.
    Im Vorbeigehen hatte Tom sich Zeit genommen, die Kennzeichen zu betrachten. Einige schwarze Limousinen trugen sogar Regierungsembleme oder waren Dienstfahrzeuge von Diplomaten.
    Es waren an die zweihundert Gäste anwesend, schätzte Tom, aber da hatte er das gesamte Gelände noch nicht überblickt. Mehrere Gebäude gehörten dazu, Tennisplätze und eine weitläufige Poollandschaft. Wenn er sich nicht täuschte, begann im Hintergrund sogar ein privater Golfplatz; das gepflegte Grün zog sich über eine sanfte

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