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2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum

2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum

Titel: 2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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insgesamt herzförmigen Umriss des Kraterrands: Das war der charakteristische Cenote, den Diego de Landa auf seiner Wegkarte zum Grab von Ts’onot verzeichnet hatte. Hier hatten sie und Soto mit ihrer Suche begonnen – und bis zur Grabhöhle war es noch eine ziemliche Strecke gewesen.
    Und diese Entfernung sollte sie jetzt unter Wasser zurückgelegt haben? Verdammt, sie hatte ein geradezu unverschämtes Glück gehabt!
    Nach einigen Minuten des Ausruhens machte sich Abby an den Aufstieg hinauf zum Kraterrand.
    Zumindest der Xibalbá war sie entronnen. Jetzt musste sie es nur noch zurück nach Campeche schaffen, dort Hilfe für Xavier Soto organisieren und dann nach Schottland aufbrechen, bevor er gerettet war und ihr weitere Knüppel zwischen die Beine werfen konnte.

    Schottland
    Während es draußen, jenseits von Mauern und Tonnen von Fels Nacht geworden war, hatten sich Tom, Maria Luisa und Alejandro im so genannten »Survival-Level« unter Oake Dún häuslich niedergelassen. Ian Sutherland hatte diesen Bereich nicht lange vor seinem Tod eingerichtet. Weil er, wie er gesagt hatte, im Zuge seiner Arbeit so oft auf Hinweise gestoßen war, dass die Welt irgendwann einmal buchstäblich untergehen würde.
    Tom kannte solche Prophezeiungen selbst zur Genüge. Aber er war sich nicht sicher, ob er, wenn draußen alles zum Teufel gegangen war, in einem solchen Bunker seine letzten Tage absitzen wollte … zumal sich seine letzten Tage ganz schön hinziehen würden.
    Außerdem sah wahre Gemütlichkeit anders aus: Decken und Wänden, beides mit Beton und Stahl verschalt, waren statisch optimal gewölbt, sodass sich die einzelnen Räume – es gab etwa ein Dutzend – fast igluartig aneinanderreihten. Das Mobiliar war zweckmäßig und am Boden verschraubt. Ein Generator, der nur diesen Bereich versorgte, lieferte Strom und speiste unter anderem die Lampen, von denen ein paar allerdings nur flackerndes Licht spendeten. Darum wollte Tom sich morgen kümmern. Unter anderem …
    Jetzt saß er in der Essecke auf der halbrunden Bank, die Hände auf dem Tisch – unsichtbar, weil sie im Dunkelfeld steckten. Er hatte das Artefakt aus dem Lederbeutel, den er am Gürtel trug, genommen und auf die Tischplatte gelegt. Ohne den Beutel hatte sich wieder ein lichtschluckender Bereich um den Himmelsstein gebildet, in dem auch Hand und Unterarm verschwanden.
    Für einen Unbeteiligten musste das unheimlich aussehen. Vor Tom schien sich schwärzeste Nacht zu ballen, in der er den fast gewichtslosen Stein betastete und einmal mehr seinem Staunen und Entsetzen darüber nachhing, welche Ereignisse die bloße Existenz dieses Gegenstands ausgelöst hatte – und sich schaudernd die Frage stellte, wie viele Menschen deswegen noch sterben mussten.
    Kein Einziger, wenn es nach ihm ging. Er hatte eine Idee, was er mit dem Stein tun würde. Es hing alles davon ab, was Abby ihm mitbrachte von ihrer Reise nach Yucatán. Wenn sie erfolgreich war und alles fand, was er hoffte.
    Abby …
    Er dachte oft an sie und daran, wie er sie gefunden … und wieder verloren hatte. Und er fragte sich, ob es den Preis wert gewesen war. Auch wenn er ihn, genau genommen, nicht freiwillig gezahlt hatte. Aber hätte er sich anders entschieden, wenn er gewusst hätte, was mit ihm geschehen würde nach seinem unfreiwilligen Bad in diesem Sumpfloch in den Everglades?
    Eine weitere Frage, die er sich oft stellte – und die er sich nie beantwortet hatte.
    »Jandro schläft.«
    Tom schreckte aus seinen Gedanken hoch und sah auf. Maria Luisa setzte sich neben ihm auf die Bank und legte ihm besorgt eine Hand auf die Schulter, leicht wie eine Feder, leicht wie der Himmelsstein.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ja, ja. Ich war nur … müde.« Er sah sie lächelnd an. »Ich dachte, du würdest auch schon schlafen.«
    Sie hob die Schultern, deren Zierlichkeit über ihre innere Kraft hinwegtäuschen konnte, wenn man Maria Luisa nicht näher kannte. »Eigentlich bin ich gar nicht müde. Zum Schlafen hatten wir auf dem Weg hierher ja viel Zeit.«
    Tom nickte. Sie waren drei Tage unterwegs gewesen von der Île de Ré bis herauf nach Nordschottland, weil sie nur Bummelzüge und Busse genommen und größere Städte gemieden hatten. So hatte er das Risiko zu minimieren versucht, dass die Loge ihre Spur wieder fand. So weit es sich beurteilen ließ, hatte das geklappt.
    »Stimmt eigentlich«, meinte er. »Ich fühle mich trotzdem wie erschlagen.«
    »Weil du zu viel grübelst«,

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