2012 Keine Panik (German Edition)
umkreisen, in einer Reihe anordnen, dann muss das doch katastrophale Effekte auf die Erde haben? Das behaupten die Weltuntergangspropheten zumindest. Aber erneut – und inzwischen wenig überraschend – liegen sie völlig falsch.
Der astronomische Fachbegriff für „alle Planeten stehen in einer Reihe“ lautet ebenfalls Konjunktion . Das heißt, streng genommen, handelt es sich bei dieser Konstellation um eine besonders selten Form der „Konjunktion“. Denn wie ich weiter oben bereits erklärt hatte, bezeichnen Astronomen mit Konjunktion ganz allgemein eine Situation, in der zwei Himmelskörper am Himmel scheinbar sehr nahe beieinander stehen. Natürlich begegnen Planeten sich in der Realität nicht – sie bleiben auf ihren Bahnen und diese kreuzen sich auch nicht, auch wenn es am Himmel manchmal so aussehen mag als würden sie fast zusammenstoßen. Konjunktionen zweier Planeten gibt es relativ häufig, jedes Jahr kommen einige Dutzende zustande. Je mehr Planeten man aber betrachtet, desto seltener wird das Phänomen. Es gibt keinen fixen Mindestabstand, ab dem man von einer Konjunktion spricht – es kann vergleichsweise viel Platz zwischen den Himmelskörpern liegen, wie man zum Beispiel bei der Dreifachkonjunktion zwischen Venus, Jupiter und Mond aus dem November 2008 sieht (siehe Bild 3).
Bild 3: Konjunktion zwischen Mond (rechts), Venus (links unten) und Jupiter (links oben) am 30. November 2008 über Leipzig. (Bild: Jopsens, CC-BY-SA 3.0)
2012 – ausgerechnet – soll nun die seltenste aller möglichen Konjunktionen zustande kommen. Bei dieser Konstellation stehen alle Planeten unseres Sonnensystems in einer Reihe, fast wie an einer Perlenkette aufgeschnürt. Aber was heißt das eigentlich? Schauten wir von oben auf das Sonnensystem, wären alle Planeten in einer Reihe neben der Sonne aufgereiht. Sähen wir hingegen von der Erde aus in den Himmel, sähen wir ein ganz anderes Bild. Anstatt in einer Reihe am Himmel wären alle Planeten in einem einzigen Fleck am Himmelszelt vereint (tatsächlich sähen wir nur Venus oder Mars und alle anderen wären dahinter verborgen).
Die Planeten können natürlich auch so angeordnet sein, dass wir sie von der Erde aus in einer Reihe am Himmel sehen. Das passiert genaugenommen ständig! Die Planetenbahnen liegen ja alle mehr oder weniger in derselben Ebene – das bedeutet, ihre scheinbaren Bahnen am Himmel sind fast gleich. Dieser Fall ist also nichts Besonderes. Daher kehren wir zurück zur ersten Konstellation.
2012 sollen – so die Weltuntergangspropheten – alle Planeten exakt auf einer Linie stehen. Das hätte (wie könnte es anders sein) katastrophale Folgen. Denn diese Konstellation verstärke die Anziehungskraft der Planeten, mit furchtbaren Auswirkungen auf die Erde. Das mag zunächst durchaus plausibel klingen, aber wenn man vernünftig darüber nachdenkt, erkennt man schnell, dass man keine Angst haben muss.
Jeder Körper übt auf andere Körper eine Kraft aus – die Gravitationskraft. Sie hängt von der Masse der beteiligten Körper und ihrem Abstand zueinander ab. Diese Kraft ist dafür verantwortlich, dass die Planeten um die Sonne wandern. Mit dem seit Isaac Newton bekannten Gravitationsgesetz lässt sich diese Kraft leicht berechnen. Aber schon ohne Rechnung kann man sich leicht einen Überblick verschaffen, was dieses Gesetz für die angeblich so gefährliche Konstellation bedeutet.
Was unsere Erde betrifft, ist der Mond das Objekt, das die stärkste Kraft auf uns ausübt (die Sonne ignorieren wir jetzt mal). Natürlich ist der Mond klein. Verglichen mit dem Riesenplaneten Jupiter ist er sogar winzig. Aber es spielt eben nicht nur die Masse der Körper eine Rolle, sondern eben auch ihr Abstand zueinander. Der Mond ist vergleichsweise winzig, aber er ist uns so nah wie kein anderer Himmelskörper im Sonnensystem, es sind nur ein paar hunderttausend Kilometer. Jupiter hingegen ist knapp 800 MILLIONEN Kilometer von uns entfernt. Entscheidend ist jetzt: Der Abstand spielt in unserer Gleichung der Gravitationskraft eine bedeutendere Rolle, als die Masse, denn die Gravitationskraft zwischen den beiden Körpern wird mit dem Quadrat des Abstands schwächer – so drücken es Astronomen aus, und es bedeutet: Verdoppelt sich der Abstand zwischen zwei Körpern, dann verringert sich die Anziehungskraft nicht auf die Hälfte, sondern gleich auf ein Viertel. Der Abstand spielt also eine viel wichtigere Rolle als die Masse. Die Konsequenz ist: Die
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