2012 Keine Panik (German Edition)
Anhäufungen von Sternen nennt man Galaxien. Die Galaxie, in der sich unsere Sonne befindet, nennt man „Milchstraße“, und sie enthält noch ein paar hundert Milliarden anderer Sterne. Es gibt verschiedene Arten von Galaxien. Die Milchstraße gehört zu den Spiralgalaxien – das heißt, dass die Sterne hier auf eine besondere Art angeordnet sind. Im Zentrum einer Spiralgalaxie befindet sich der sogenannte „Bulge“ (man könnte es auch einen „Knubbel“ nennen). Das ist eine kugelförmige Region, die vollgepackt ist mit Sternen. Um diesen „Knubbel“ herum sind die Sterne in einer vergleichsweise dünnen Scheibe verteilt und bilden die Spiralarme (siehe Bild 2).
Bild 2: Schematische Darstellung unserer Milchstraße. In der Mitte befindet sich der Bulge, außen die Spiralarme. Unsere Sonne befindet sich etwa 25000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt. (Bild: NASA/JPL-Caltech/R.Hurt (SSC-Caltech))
Die gesamte Milchstraße hat eine Ausdehnung von etwa 100.000 Lichtjahren. Ihr Zentrum ist 16.000 Lichtjahre dick, weiter außen ist die Scheibe hingegen nur noch 3000 Lichtjahre dünn. Unsere Sonne befindet sich weit entfernt vom Zentrum in einem der Spiralarme. Der Abstand zwischen Sonne und dem Zentrum beträgt etwa 25.000 Lichtjahre, und so wie im Rest des Universums stehen auch die Sterne in der Milchstraße nicht still. Sie und auch unsere Sonne bewegen sich um das massereiche Zentrum herum, genauso wie die Planeten sich um einen Stern bewegen. Mit einer Geschwindigkeit von 220 Kilometer pro Sekunde saust die Sonne und mit ihr alle Planeten unseres Sonnensystems durchs All. Auch wenn das unglaublich schnell ist, braucht sie wegen der gewaltigen Entfernungen für eine komplette Runde um das Zentrum der Milchstraße immer noch etwa 230 Millionen Jahre.
Das entscheidende ist: Die Sonne umrundet also das Zentrum, aber sie bewegt sich nicht darauf zu! Die oft gehörte Behauptung, die Sonne stünde am 21.12.2012 genau im Mittelpunkt der Milchstraße, ist offensichtlich Unsinn. 2012 werden wir also immer noch rund 25.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt sein, genau wie in der Vergangenheit und in der Zukunft. Die Sonne kann damit auch nicht „in Konjunktion zur Milchstraße“ stehen. Diese Aussage ist völlig sinnfrei, denn mit „Konjunktion“ bezeichnen Astronomen einen Zustand, bei dem sich zwei Objekte am Himmel sehr nahe kommen. Die Sonne ist aber ein Objekt innerhalb der Milchstraße, wie sollte sie ihr da also besonders nahe kommen?
Das Zentrum der Milchstraße ist für uns und unseren Planeten auch nicht gefährlich. Manche Weltuntergangspropheten behaupten ja, von dort würde uns ein „Synchronisationsstrahl“ treffen, der wahlweise für einen „Bewusstseinssprung“ sorgt (siehe Kapitel 9) oder für diverse Katastrophen. Niemand kann allerdings genau sagen, was für eine Art von Strahlung das sein soll. Die Astronomen wissen, dass sich im Zentrum der Milchstraße ein supermassereiches Schwarzes Loch befindet. Das klingt gefährlich, ist es aber nicht. Wir befinden uns weit genug vom galaktischen Zentrum entfernt, um völlig sicher zu sein. Das Schwarze Loch gibt per Definition auch keine Strahlung ab (ansonsten wäre es auch nicht schwarz). Das Material, dass das Schwarze Loch umkreist strahlt dagegen schon – es ist aber keine ungewöhnliche Strahlung. Es ist die gleiche Art von elektromagnetischer Strahlung, die uns auch von den anderen Sternen der Milchstraße erreicht. Und wie gesagt: Das Zentrum der Milchstraße ist 25.000 Lichtjahre entfernt. Von dort kann uns nichts gefährlich werden.
Von der Erde aus betrachtet, ist die Milchstraße als helles Band aus Sternen zu sehen, das sich über den gesamten Himmel zieht. Das Zentrum der Milchstraße sehen wir von der Erde aus im Sternbild des Schützen und mit ein wenig Phantasie – und noch weniger Ahnung von Astronomie – könnte man tatsächlich behaupten, dass im Dezember 2012 die Sonne in Konjunktion (also in besonderer Nähe) zum Zentrum der Milchstraße steht. Das ist aber gar nichts besonderes. Das tut die Sonne jedes Jahr. Denn durch das Sternbild Schütze verläuft die sogenannte „Ekliptik“. Das ist die Ebene, in der die Planeten, die Sonne umlaufen und in der wir auf der Erde auch die Sonne selbst über den Himmel laufen sehen (obwohl es ja in der Realität die Erde ist, die sich bewegt). Die Sonne muss also zwangsläufig einmal pro Jahr im Sternbild Schütze vorbeikommen, und damit sehen wir sie ebenso zwangsläufig
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