2012 Keine Panik (German Edition)
Geschichten um den angeblich von den Maya vorhergesagten Weltuntergang im Jahr 2012 verbreiteten, wurde ihre Geschichte von Planet X in die allgemeine „Weltuntergangstheorie“ eingebaut. Nancy Lieder hält sich selbst, zumindest was konkrete Datumsangaben angeht, mittlerweile zurück. Die Zetas hätten ihr telepathisch mitgeteilt, dass der 21.12.2012 nicht der Tag des Weltuntergangs sein wird, sondern dass die Ankunft von Planet X schon davor stattfinden wird. 6
Was haben wir also? Einen Planeten voller Annunaki, die uns Menschen als Bergbausklaven erschaffen haben. Einen Planeten, vor dem uns sogar Aliens von einem anderen Stern warnen wollen. Einen Planeten, der im Jahr 2012 (oder davor) der Erde nahe kommen wird und dabei gewaltige Katastrophen verursachen soll. Müssen wir uns nun tatsächlich Sorgen machen, bei einem Polsprung zu sterben oder unsere Zukunft in den Goldbergwerken der Außerirdischen zu verbringen?
Nein, müssen wir natürlich nicht.
Warum ich das hier so betone? Auch wenn alle diese Geschichten absurd klingen, gibt es doch viele Menschen, die davon beeindruckt sind. Sie kennen vielleicht nicht einmal all die Details über Außerirdische, die angeblich telepathisch Kontakt aufnehmen oder Menschen, die zu Bergwerkssklaven gemacht wurden. Aber die düsteren Prognosen über einen bisher unbekannten Planeten der 2012 in das innere Sonnensystem eindringen und auf der Erde schlimmste Katastrophen anrichten wird, davon haben viele Menschen mittlerweile gehört oder gelesen, und es macht ihnen Angst. Dabei braucht es nur ein klein wenig Wissen über die Grundlagen der Astronomie bzw. der Physik, um zu verstehen, dass diese Behauptungen über Nibiru und Planet X reiner Unsinn sind.
Die erste wichtige Tatsache, die wir uns klar machen müssen, ist schon seit dem 17. Jahrhundert bekannt: Himmelskörper können sich nicht einfach irgendwie bewegen. So wie alle anderen Objekte unterliegen sie den Naturgesetzen. 1609 erkannte Johannes Kepler die grundlegenden Gesetze, die der Planetenbewegung zugrunde liegen. Dank der hervorragenden Beobachtungsdaten seines Kollegen Tycho Brahe fand er heraus, dass sich die Planeten nicht auf kreisförmigen Bahnen um die Sonne bewegen wie man bisher dachte, sondern auf Ellipsen, also ovalen Orbits. Er stellte außerdem fest, dass sich ein Planet schneller bewegt, wenn er sich der Sonne nähert und langsamer, wenn er fern von ihr ist. Im Jahr 1619 veröffentlichte er dann das dritte nach ihm benannte Gesetz, das besagt, dass die Zeit, die ein Planet braucht, um die Sonne zu umrunden, mit seinem durchschnittlichen Abstand von der Sonne zusammenhängt. Planeten die weiter entfernt sind, brauchen für eine Umrundung länger als nahe gelegene Planeten. Der Merkur beispielsweise ist in unserem Sonnensystem der Planet, der der Sonne am nächsten ist. Er ist daher auch der schnellste und benötigt für einen Umlauf nur 88 Tage. Die Venus ist Merkurs Nachbar, weiter von der Sonne entfernt und langsamer: Ein Venusjahr dauert 245 Tage. Unsere Erde schafft eine Umrundung der Sonne bekanntlich in 365 Tagen und der ferne Neptun, dreißig Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, ist so langsam, dass er 165 Jahre braucht, um die Sonne zu umrunden.
Seit Kepler wissen wir also, dass Planeten nur auf ganz bestimmten Bahnen unterwegs sein können. Einige Jahrzehnte später, im Jahr 1687 erklärte Isaac Newton, warum das so sein muss. Er fand das Gravitationsgesetz, das Keplers Beobachtungen auf eine mathematische Basis stellte. Alle Massen ziehen sich gegenseitig an und zwar umso stärker, je schwerer und je näher sie einander sind (wobei, wie wir bereits gesehen haben, der Abstand einen größeren Einfluss hat als die Masse). 1915 wurde Newtons Gravitationsgesetz von Albert Einstein modifiziert, und seither verwendet man die Allgemeine Relativitätstheorie, wenn man die gravitative Wechselwirkung (oder Anziehungskraft) zwischen Himmelskörpern ganz exakt beschreiben will. Bis auf wenige Ausnahmen sind aber Newtons und Keplers Gesetze immer noch genau genug.
Mit diesem Wissen um die Bewegung der Himmelskörper ist es uns möglich, Raumsonden von der Erde aus zu starten, und sie genau mit der richtigen Geschwindigkeit in die richtige Richtung zu schicken, sodass sie Monate oder Jahre später punktgenau auf einem fremden Planeten landen. Einem Planeten, der sich ebenfalls bewegt, und der zum Zeitpunkt des Starts noch an ganz anderer Stelle war als zum Zeitpunkt der Landung. Würden
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