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2012 Keine Panik (German Edition)

2012 Keine Panik (German Edition)

Titel: 2012 Keine Panik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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über den Rand „spritzt“ und das Sonnensystem „einsaut“ hat andere Gründe.
    Wie ich schon weiter oben erwähnt habe, besteht die Sonne aus Plasma, einem elektrisch leitfähigem Gas. Es ist nicht verwunderlich, dass Elektrizität und Magnetismus bei den Vorgängen in und auf der Sonne eine große Rolle spielen. Überall dort, wo es elektrische Ströme gibt, entstehen auch Magnetfelder. Ein elektrischer Strom ist nichts anderes als Elektronen, die sich bewegen. Da die Sonnenmaterie aus einem Plasma besteht, das heißt ,aus einem Gas, bei dem die Elektronen nicht mehr an die Atomkerne gebunden sind und sich also frei bewegen, gibt es jede Menge elektrische Ströme und Magnetfelder. Das Sonnenplasma ist ständig in Bewegung, und das verändert auch die Magnetfelder andauernd. Sie können zum Beispiel schleifenförmig aus der Sonne herausragen. Das geladene Sonnenplasma folgt bei seiner Bewegung den Magnetfeldern, und das erzeugt die bekannten „Protuberanzen“, die wir beobachten können (siehe Bild 11).

    Bild 11: Magnetfeldlinien in der Sonne dringen durch die Photosphäre und erzeugen Sonnenflecken und Protuberanzen. (Bild: gemeinfrei)

    Es kommt vor, dass sich diese bogenförmigen, magnetischen Linien verdrehen und berühren. Das führt zu etwas Ähnlichem wie einem Kurzschluss (der „Rekonnexion“), bei dem auf einen Schlag sehr viel Energie frei wird. Diese Energie kann große Teile des Sonnenplasmas ins All schleudern. Ein solch atemberaubendes Ereignis nennt man „Sonnenflare“ oder „koronaler Massenauswurf“.
    Diese Flares sind genau die Ereignisse, die uns unter Umständen gefährlich werden können. Ein koronaler Massenauswurf kann in jede Richtung des Alls erfolgen. Da der Weltraum ziemlich groß ist, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Erde von umherfliegendem Sonnenplasma erwischt wird. Aber es kann vorkommen. In den meisten Fällen ist aber selbst das kein Grund zur Sorge. Die Sonne leuchtet nicht nur friedlich vor sich hin, sondern sie gibt auch einen kontinuierlichen Strom an geladenen Teilchen ins All ab – immerhin etwa eine Million Tonnen Material pro Sekunde! Dieser „Sonnenwind“ ist etwas ganz normales, jeder Stern produziert so etwas. Auf der Erde merken wir davon fast nichts. Einerseits schützt uns das Magnetfeld der Erde, das sich weit hinaus ins All erstreckt. An diesem Feld prallen die geladenen Teilchen einfach ab, und gelangen somit gar nicht erst in die Nähe der Erde.
    Zusätzlich schützt uns die Erdatmosphäre vor den Teilchen, die der Erdoberfläche näher kommen. Die Luft bremst sie ab, sodass sie den Erdboden nicht erreichen. Dieser Schutzmechanismus funktioniert auch dann wunderbar, wenn sich das geladene Plasma eines koronalen Massenauswurfs auf den Weg zu uns macht. Unser Planet und all die Lebewesen, die ihn bewohnen, sind vor dem, was uns die Sonne so entgegenschleudert im Allgemeinen sehr gut geschützt. Ansonsten hätte es das Leben auch nicht geschafft, sich in solcher Vielfalt und über einen so langen Zeitraum zu entwickeln. Die Sonne existiert ja immerhin schon knapp 4,5 Milliarden Jahre. In all der Zeit hat sie beständig ihren Sonnenwind ins All gepustet, immer wieder durchsetzt von koronalen Massenauswürfen. Den Lebewesen auf der Erde hat das nicht wirklich geschadet. Eine Art hat sich sogar so weit entwickelt, dass sie einen Sinn für Ästhetik hervorbrachte und sich freut, wenn der Sonnenwind mal wieder etwas stärker bläst. Denn dann gelangen die geladenen Teilchen etwas näher an die Erde heran und lösen chemische Prozesse in der Erdatmosphäre aus. Bei gutem Wetter und mit etwas Glück beobachten wir diesen Vorgang in der Nähe der Pole. Es sind die beeindruckenden Polarlichter, die entstehen, wenn die Teilchen des Sonnenwinds die Erdatmosphäre zum Leuchten anregen.
    Das ist der Normalfall: Wir haben vom Sonnenwind und selbst vor größeren koronalen Massenauswürfen nichts zu befürchten. Abgesehen von einer tollen Lightshow im hohen Norden hat die Sonnenaktivität wenig Auswirkungen. Wenn die Sonne in sehr seltenen Fällen aber wirklich mal viel Material ins All schleudert, könnte das durchaus auch ein wenig unangenehm für uns werden. Allerdings nicht so unangenehm, wie es die diversen Weltuntergangspropheten behaupten. Einige haben nämlich – wie so oft – äußerst absurde Vorstellungen. Der Belgier Patrick Geryl etwa, Verfasser diverser 2012-Bücher, meint zum Beispiel, dass im Dezember 2012 ein „gigantischer Sonnensturm“

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