2012 Keine Panik (German Edition)
Sonnenplasmas weiter verdrillt und gestaucht und ragen teilweise aus der Oberfläche heraus. So entstehen Protuberanzen und Sonnenflecken. Ab einem bestimmten Punkt ist das Feld zu stark „verdreht“, es bricht zusammen und es baut sich ein neues Magnetfeld mit umgekehrter Polarität auf, dessen Feldlinien wieder von Pol zu Pol verlaufen. Der Zyklus beginnt von vorne. Vom Anfang des Zyklus’ bis zur Umpolung dauert es etwa elf Jahre, folglich kommt es auch alle elf Jahre zu einem Maximum an Sonnenaktivität. In Zeiten maximaler Sonnenaktivität produziert die Sonne circa drei koronale Massenauswürfe pro Tag, befindet sie sich in einem Minimum, dann ist es nur etwa ein koronaler Massenauswurf pro Woche. Aber nicht jedes Maximum fällt gleich stark aus. Manche sind stärker, manche schwächer, und es ist knifflig, vorherzusagen, wie zukünftige Maxima ausfallen werden. Am besten wäre es, wir wüssten, was in der Sonne passiert. Denn dort bewegt sich das Plasma. Wüssten wir genau, wie sich das Plasma unter der Sonnenoberfläche bewegt, dann wüssten wir auch, wie die Magnetfelder sich ändern werden und wie sich die Sonnenaktivität verändern wird. Aber leider können wir nicht in die Sonne hineinsehen ...
Oder vielleicht doch? Astronomen sind kreative Menschen und haben sich im Laufe der Zeit eine Menge Methoden ausgedacht, mit denen sie Dinge sehen können, die uns sonst verborgen bleiben. Mit der Technik der Asteroseismologie ist es tatsächlich möglich, ins Innere der Sterne zu blicken. Dazu sieht man sich an, wie ein Stern „schwingt“. Ein Stern ist wie schon gesagt kein Festkörper, sondern besteht aus Gas (bzw. Plasma) und ist ständig in Bewegung. Die enormen Schallwellen, die bei dieser Bewegung des Sonnenplasmas entstehen, können den ganzen Stern in Schwingung versetzen. Wenn man diese Schwingungen beobachtet, erfährt man, was im Inneren des Sterns so los ist (so wie man auf der Erde Erdbebenwellen nutzt, um etwas über das Innere unseres Planeten herauszufinden).
Die Sonne wird schon einige Jahrzehnte auf diese Art analysiert und 1980 fanden die Astronomen Robert Howard und Barry LaBonte etwas Interessantes: die torsionalen Oszillationen ! 20 Klingt nicht spannend? Wie wäre es mit: Sie fanden einen gewaltigen Fluss aus Plasma, der sich von den Polen der Sonne bis zum Äquator wickelt! Etwa 7000 Kilometer unter der Sonnenoberfläche bewegt sich ein Strom heißen Plasmas und driftet langsam vom Nord- und Südpol Richtung Äquator. Dafür braucht er 22 Jahre. Das ist genau die Dauer eines vollständigen Aktivitätszyklus’ der Sonne (normalerweise spricht man immer von einer elfjährigen Periode; physikalisch gesehen allerdings dauert es 22 Jahre bis sich das Magnetfeld der Sonne einmal komplett um- und wieder zurückgepolt hat). Da liegt es nahe, dass dieser Plasmafluss mit der Sonnenaktivität zusammenhängt. Und das tut er tatsächlich. Wir wissen, dass Sonnenflecken nicht überall auf der Sonne entstehen, sondern bevorzugt am 22. Breitengrad (warum sie das tun, wissen wir allerdings noch nicht). Jetzt kommt das Spannende: Vor einigen Jahren konnten Astronomen zeigen, dass die Sonnenflecken dort genau zu dem Zeitpunkt entstehen, zu dem auch der Fluss am 22. Breitengrad angekommen ist! Das ist äußerst praktisch. Aber es kommt noch besser. Denn den Fluss kann man auch schon lange vorher beobachten. Man sieht den Plasmastrom, der für den aktuellen Sonnenfleckenzyklus verantwortlich ist und auch schon den, der den nächsten Zyklus verursachen wird und sich noch in der Nähe der Pol befindet. So kann man abschätzen, wie stark er wird, und wann das nächste Maximum stattfinden wird!
Momentan befinden wir uns gerade auf dem Weg zum Maximum des Zyklus’ Nr. 24. Die Beobachtungen der Sonnenflecken und die asteroseismologischen Messungen zeigen uns jetzt schon, dass das Aktivitätsmaximum nicht im Jahr 2012 stattfinden wird, sondern im Frühling 2013. Wir wissen auch, dass es deutlich schwächer ausfallen wird als das Maximum des letzten Zyklus’ im März 2000. Es wird sogar deutlich schwächer ausfallen als die Maxima der vorangegangen fünf Zyklen. Die Beobachtungsdaten legen nahe, dass sich die Sonne gar auf eine längere Ruhephase zubewegt. Zyklus Nr. 25 könnte möglicherweise sogar komplett ausfallen. Aber auch das ist kein Grund zur Sorge. Die Sonne ist kein Uhrwerk und auch der Aktivitätszyklus ist nicht konstant. Man hat schon Zyklen gemessen die 14 Jahre dauerten und welche, die nach
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