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2012 Keine Panik (German Edition)

2012 Keine Panik (German Edition)

Titel: 2012 Keine Panik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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die Erde treffen wird. Die Erde werde in eine Plasmawolke gehüllt, und das Magnetfeld der Wolke soll die Rotation des Erdkerns stoppen, der sich danach wieder in der Gegenrichtung drehen wird. Das führe zu gewaltigen Erdbeben und Tsunamis, die die ganze Welt verwüsten werden.
    Wenn die Rotation des Erdkerns tatsächlich spontan stoppen sollte, dann hätte das vermutlich wirklich unangenehme Folgen für uns. Aber wie realistisch ist so ein Szenario? Der innerste Kern der Erde ist im wesentlichen eine Kugel aus Eisen, so groß wie der Mond. In einer so großen, rotierenden Masse steckt jede Menge Energie. Will man die Rotation stoppen, muss diese ganze Energie irgendwie verschwinden. Die gleiche Energie, die im rotierenden Kern steckt, muss man aufbringen, um ihn zu stoppen. Damit die Plasmawolke das leisten kann, muss sie mindestens so viel wiegen, wie der Erdkern selbst. Das sind etwa zwei Millionen Trillionen Kilogramm (eine 2 mit 24 Nullen). Ein durchschnittlicher koronaler Massenauswurf schleudert eine Plasmawolke mit einer Masse von 1,6 Billionen Kilogramm ins All (eine Billion ist eine 1 mit zwölf Nullen). Das ist ganz schön viel – aber immer noch mehr als eine Billion Mal weniger als die Masse des Erdkerns. Auch wenn es auf der Sonne oft rund geht: Genügend Energie, um eine so gewaltige Menge freizusetzen, wird bei der Rekonnexion der Magnetfeldlinien der Sonne nicht erzeugt.
    Selbst wenn sich eine so große Wolke auf den Weg zur Erde machen würde, könnte sie den Erdkern nicht umkippen lassen. Denn dazu bräuchte sie ein Magnetfeld, das ausreichend stark ist. Das kann eine dünne, diffuse Plasmawolke, wie sie bei einem koronalen Massenauswurf erzeugt wird, nicht leisten. Im Prinzip bräuchte man einen Eisenmagneten mit der mehrfachen Masse der Erde, um überhaupt eine Chance zu haben, sie umzukippen. Weltuntergangsszenarien dieser Art sind also völlig unrealistisch. Patrick Geryl scheint also nicht viel Ahnung von Physik zu haben. Das zeigt auch sein Versuch, ausreichend Geld zu sammeln, um in einer Wüste einen Bunker zu bauen, in dem er und sein Gefolge den Weltuntergang überleben wollen. Stoppte der Erdkern tatsächlich, kann man sich leicht ausrechnen, welche Energien das freisetzen würde (siehe Anhang A). Es gäbe in diesem Fall nicht einfach nur ein paar Erdbeben oder Tsunamis. Die gesamte Erde schmölze komplett auf, und Geryl wäre in seinem Bunker genauso tot wie der Rest der Welt. Zum Glück für ihn sind seine „Theorien“ physikalischer Unsinn.
    Andere Weltuntergangspropheten haben weniger spektakuläre Thesen entwickelt und beschränken sich darauf, zu behaupten, dass für das Jahr 2012 ein Maximum der Sonnenaktivität mit entsprechend starken Sonnenstürmen vorhergesagt wurde. Diese führten auf der Erde zu globalen Stromausfällen und einem Zusammenbruch der Zivilisation. Die Prophezeiungen stammen wahlweise von den Maya, Nostradamus oder – der NASA. Was von den „Prophezeiungen“ der Maya und anderer „Propheten“ zu halten ist, haben wir ja in den früheren Kapiteln gesehen. Aber was ist mit der NASA? Sie ist immerhin eine wissenschaftliche Einrichtung ersten Ranges. Wenn die Wissenschaftler der Welt größten Raumfahrtorganisation eine Erhöhung der Sonnenaktivität und starke Sonnenstürme prognostizieren, dann muss man das doch ernst nehmen, oder nicht? Ja, das sollte man tatsächlich. Denn, wenn jemand vorhersagen kann, wann mit erhöhter Sonnenaktivität zu rechnen ist, dann sind es Wissenschaftler (egal welcher Organisation). Wissenschaftler untersuchen die Sonne schon sehr lange, und sie haben dabei einige interessante Dinge herausgefunden.
    Gehen wir zurück in das Jahr 1825. Damals gewann der Apotheker Heinrich Schwabe aus Dessau bei einer Lotterie ein Teleskop. Da er sich immer schon für die Naturwissenschaften interessierte, verwundert es nicht, dass er nun regelmäßig den Himmel beobachtete. Weil er aber die Nacht zum Schlafen brauchte, da er tagsüber in der Apotheke arbeitete, machte er sich daran, den einzigen Stern zu beobachten, den man auch am Tag sehen kann: die Sonne. Schwabe war auf der Suche nach einem neuen Planeten. Im 19. Jahrhundert glaubte man, dass es ganz nah an der Sonne noch einen bisher unentdeckten Planeten geben müsste. Die gravitative Wirkung dieses „Vulkan“ genannten Objekts sollte für eine Abweichung des Planeten Merkur von seiner Bahn verantwortlich sein, die man sich anders nicht erklären konnte. Dieser unbekannte Planet, der

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